«Die Regale in den Supermärkten sind voll, fehlende einheimische Produktion wird einfach durch Import ersetzt. Und wenn man genug hat vom nasskalten Wetter, setzt man sich bequem in ein Flugzeug und lässt sich in eine wärmere und sonnigere Region dieser Welt fliegen. Umweltschutz betreibt man dann wieder, indem man extreme politische Forderungen stellt, die die anderen, sprich die Landwirtschaft, umsetzen müssen – denn der Flug war ja klimaneutral kompensiert, wie es sich gehört.» Mit diesen deutlichen Worten eröffnete Markus Gerber, Präsident von Swissherdbook, die 135. Delegiertenversammlung des Verbandes im Kursaal Bern. Gerber, der in seiner Eröffnungsrede die Herausforderungen des vergangenen Jahres ansprach, stellte die Diskrepanz zwischen dem Leben in einer globalisierten Welt und den tatsächlichen Herausforderungen der Landwirtschaft in den Vordergrund.
Die Allianz der Verbände
Zentral an der Versammlung war die Information zum Projekt «Alliance», bei dem es um eine langfristige Annäherung der beiden Verbände Swissherdbook und Holstein Switzerland geht. Michel Geinoz, der auch Direktor von Holstein Switzerland ist (siehe unten), trat an der Delegiertenversammlung am Dienstag erstmals als Direktor von Swissherdbook auf. Er wird in den kommenden Jahren zu einer wichtigen Konstante im Projekt «Alliance». Dies vor allem deshalb, weil mit dem bevorstehenden Abgang von Holsteinpräsident Hans Aebischer im Jahr 2026 und Markus Gerber im Jahr 2027 zwei zentrale Führungspersönlichkeiten der Viehzuchtverbände die Bühne verlassen werden. Geinoz soll eine Schlüsselrolle dabei spielen, das Projekt weiterhin erfolgreich zu leiten und die notwendigen strukturellen Anpassungen umzusetzen.
Rückgang bei SI und SF
Alex Barenco, Vizedirektor von Swissherdbook, sprach in seinem Bericht von zwei dominierenden Entwicklungen: Zum einen komme es zu einem Rückgang bei den Zweinutzungsrassen. Zum anderen verschiebe sich bei der Rasse Holstein die Farbverteilung zunehmend zugunsten der schwarzen Kühe. «Ein Trend ohne Ende», so Barenco.
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Betriebe werden grösser
Hinter diesen Entwicklungen steht unter anderem der strukturelle Wandel in der Schweizer Milchviehhaltung. Die Betriebe werden grösser, spezialisieren sich und setzen verstärkt auf Melkroboter. Milchrassen wie Holstein können hier ihre Stärken voll ausspielen. «Unsere Betriebe wollen effizient produzieren, aber nicht auf Kosten der Tiergesundheit», betonte Alex Barenco. Die positive Entwicklung bei den Zellzahlen – ein wichtiger Gesundheitsindikator – seien ein Beweis dafür.
Mit Cédric Pradervand wurde ein neues Verwaltungsmitglied für den Wahlkreis 5 gewählt. Der 51-jährige Meisterlandwirt aus Grens VD folgt auf Olivier Chambaz, der gebührend verabschiedet wurde. Einen besonderen Moment erlebte die Versammlung bei der Ehrung von Matthias Schelling, dem langjährigen Direktor von Swissherdbook. Für sein Engagement im Dienst des Verbandes wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Ebenso wurden sechs Milchkontrolleurinnen und -kontrolleure ausgezeichnet, die seit einem halben Jahrhundert oder länger im Einsatz sind.
Bei Holstein Switzerland erstmals eine Frau im Vorstand
Vergangene Woche fand im Forum Fribourg die Delegiertenversammlung von Holstein Switzerland mit 151 Stimmberechtigten statt. «Sie haben heute die Möglichkeit als erste Zuchtorganisation schweizweit, mit Nicole Reichmuth eine kompetente, sympathische Frau in den Vorstand zu wählen», empfahl Anton Bamert, Präsident des Zentralschweizer Holsteinzuchtverbands, den Delegierten zur Wahl als neues Vorstandsmitglied der.
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Herdenmanagerin in den Vorstand
Als Nachfolgerin des zurücktretenden Patrick Blum, Vertreter aus Kreis 6 Zentralschweiz, wurde die 28-jährige Nicole Reichmuth aus Schwyz einstimmig in den Vorstand gewählt. Sie züchtet mit Herzblut Holsteinkühe und führt den elterlichen Betrieb Gapdale zusammen mit ihren zwei Brüdern Philip und Pirmin. Ihre Verantwortung liegt dabei im Managen der rund 85 Holsteinkühe sowie des Jungviehs. Der Betrieb wird als Aktiengesellschaft geführt.
Patrick Blum war seit 2017 im Vorstand und wurde 2018 in den leitenden Ausschluss gewählt. Der Vorstand dankte ihm für seinen Einsatz in der Zuchtorganisation. «Du hast dich im leitenden Ausschluss und im Vorstand immer mit sehr guten Ideen und Argumenten eingebracht. Für uns war es stets bereichernd, dass du auch in anderen Gremien tätig warst und uns die Sicht von einer anderen Seite zeigen konntest. Wir wünschen dir, deiner Familie und deinem Mountainbiketeam alles Gute», verdankte ihn Präsident Hans Aebischer.
Verabschiedet wurde ausserdem Pierre-Alain Brügger, der während 42 Jahren bei Holstein Switzerland im Bereich Herdebuch und Milchkontrolle arbeitete und nun in Pension geht. Michel Geinoz lobte seine langjährige Tätigkeit in einer Abschiedsrede: «Lieber Pierre, du bist der, der alle kennt und den alle kennen, aber alle schätzen dich. Lieber Pierre, ich glaube, dass man sagen kann, dass du Holstein Switzerland persönlich bist.»
Letztes Jahr wurde gefeiert
Holstein Switzerland hat ein besonderes Jahr hinter sich: Die Zuchtorganisation führte diverse Veranstaltungen anlässlich des 125-jährigen Jubiläums durch. Direktor Michel Geinoz hob besonders auch den Film «Mit Herzblut züchten» hervor, mit der jungen Holsteinzüchterin Lauriane Henchoz in der Hauptrolle. Er soll die Leidenschaft und Emotionen hinter dem Züchten aufzeigen und kann auf Youtube angeschaut werden.
