In den letzten Jahren wurden weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Das Risiko für die Umwelt bestimmt nicht nur die Menge allein. Zu diesem Fazit kommt die Forschungsanstalt Agroscope, die in einer Studie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Feldbau und das damit verbundene Risikopotenzial für Oberflächengewässer in den letzten zehn Jahren analysierte.
31 % weniger Herbizide eingesetzt
Seit 2009 erfassen rund 300 Schweizer Betriebe, wie viele Pflanzenschutzmittel sie wann und bei welcher Kultur einsetzten. Aus diesen Zahlen hat Agroscope den schweizweiten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln pro Kultur für den Feldbau hochgerechnet:
Herbizide: Zwischen 2009 und 2018 wurden zwischen 328 und 476 Tonnen Herbizide im Feldbau pro Jahr verwendet. Die eingesetzte Wirkstoffmenge sank zwischen 2012 und 2018 um knapp 31 %.
Fungizide: Fungizide wurden zwischen 99 und 146 Tonnen pro Jahr eingesetzt. 2018 waren dies 27 % weniger als 2009.
Insektizide: Insektizide sind häufig schon in viel niedrigeren Dosierungen wirksam als Herbizide und Fungizide, und wurden deshalb in viel kleineren Mengen eingesetzt – ausser Paraffinöl im Kartoffelbau. Die eingesetzte Menge schwankte über die Jahre ohne eindeutigen Trend.
Was sind die Gründe fürdie Abnahme der eingesetzten Wirkstoffmenge? Agroscope nennt die Veränderungen in der Zulassung der Pflanzenschutzmittel sowie die Zunahme des Bio- und Extenso-Anbaus (Verzicht auf Fungizide und Insektizide) als Gründe. Auch sei der Rückgang der gesamten Anbaufläche von Getreide mitverantwortlich.
Fungizide sind risikoärmer
Mit einem Modell berechneten die Forschenden anschliessend die Risiken für Oberflächengewässer – mit und ohne Berücksichtigung der mit der Zulassung verfügten Abstandsauflagen zur Risikominderung. Es zeigte sich, dass im Feldbau die flächengewichteten Risikopotenziale bei den Herbiziden am grössten sind, gefolgt von den Insektiziden. Fungizide stünden laut Studie an letzter Stelle bezüglich des Risikopotenzials im Feldbau. Die Abstandsauflagen zur Risikominderung verringerten das Risikopotenzial für Oberflächengewässer deutlich.
Risiko trotz geringer Menge
Auch die Wirkstoffwahl spiele eine wichtige Rolle hinsichtlich des Risikopotenzials. Gezeigt habe sich ein Anstieg bei den Insektiziden im Jahr 2014, als ein Wirkstoff zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers im Rapsanbau zugelassen wurde. Durch die Auflagen der Zulassung konnte diese Zunahme aber stark gemindert werden, so Agroscope.
Die eingesetzte Menge der Pflanzenschutzmittel hänge nicht direkt mit dem Risikopotenzial für Oberflächengewässer zusammen. Trotz geringerem Einsatz können manche Wirkstoffe ein grösseres Risikopotenzial haben (siehe Kasten). Eine gezielte Unterstützung der Betriebe bezüglich des Einsatzes von risikoärmeren Mitteln könne laut Agroscope ein Beitrag zur Reduktion des Risikopotenzials sein.