Auch die Munimäster trafen sich anlässlich der UFA Toro-Tagung wieder und besucht wurden Ende Juni gleich zwei Praxisbetriebe im Kanton Luzern. Grosses Thema war das Einstallen der Kälber und insbesondere das Stallklima. Martin Kaske vom Kälbergesundheitsdienst, die Betriebsleiter sowie auch Christian Probst, Anicom und Franz Hagenbuch, Swiss Beef, einer der Referenten, beleuchteten die kritischen ersten Wochen auf dem Mastbetrieb.
Gute Luft für guten Start
Die ersten zwei bis drei Wochen zählen sicher zu dieser Phase. Wobei der Mäster auf konstitutionsstarke Ankömmlinge angewiesen sei. Diese sollten auf dem Geburtsbetrieb mit reichlich Kolostrum versorgt worden sein und in kurzer Zeit dank intensiver Fütterung bereits «anständig» an Gewicht zugelegt haben. Angekommen auf dem Mastbetrieb seien dann gute Luftverhältnisse, speziell ein hoher Luftaustausch und eine niedrige Schadgaskonzentration Erfolgsfaktoren. Als Risikofaktoren für die berüchtigte Kälbergrippe zählte Martin Kaske Folgende auf:
- Lüftungsmängel
- Temperaturschwankungen
- Hohe Luftfeuchtigkeit
- Überbelegung
- Stress
- Viren
- Mycoplasmen
- Bakterien
- Ständige Nachbelegung
- Mangelnde Geburtshygiene
- Ungenügende Kolostralmilchversorgung
Kontrolle mehrmals täglich
Auf dem Betrieb von Luzia und Leo Christen, Schenkon, kümmert sich Luzia Christen hauptsächlich um die Kälber, bis sie abgetränkt sind. Auf dem 28 ha Betrieb haben Christens 245 Aufzucht- und Mastplätze nach QM-Standard. Die Tiere haben integrierten Auslauf und liegen auf Stroh. Ziel sei jeweils, innert Wochenfrist 45 Kälber gemeinsam einzustallen, erklärte die Bäuerin im Nachgang der Veranstaltung. Im Sommer sei dies wegen knapperem Angebot teils schwieriger. Bezogen werden die Tränker von zwei Händlern. Mehrmals täglich überprüfe sie dann, ob auch alle Kälber saufen und vital sind. Gut 50 Tage bekommen die Tiere noch Milch, ab dem ersten Tag auf dem Betrieb werden laufend neue Komponenten wie Trockengras, Flockenfutter von der UFA und später Mais und dann das Vormastfutter dazugefüttert. Eine gute Woche nach der Futterumstellung kommen die Tiere in einen anderen Stall auf dem Betrieb, wo sie dann in erster Linie von Leo Christen versorgt werden. «Zwischen elf und 15 Monaten bleiben die Tiere bei uns», sagt Luzia Christen, je nach genetischem Potenzial halt. Ein grosses Augenmerk gilt dem Stallklima. Christens arbeiten vor allem mit Netzen, um für konstante Bedingungen zu sorgen und Zugluft zu vermeiden.
Hartnäckige Mycoplasmen
Eine weitere Station war bei Familie Bucheli-Hänsli in Malters. Auf dem 17 ha LN Betrieb werden 105 Aufzucht- und Mastplätze nach Terra Suisse, mit BTS und RAUS betrieben. Urs Hänsli hat sich in den vergangenen Jahren ein grosses Wissen über das Stallklima angeeignet. Auslöser waren Probleme mit Mycoplasmen, die Folge davon teils schwere Lungenentzündungen. «Innerhalb von zwei bis drei Stunden gingen Tiere im schlimmsten Fall ab», blickt er zurück. Mehrere Jahre habe ihn dies beschäftigt. Seit rund sechs Jahren geht es aufwärts und heute läuft es wieder rund. Davor hatte er diverse Fachleute zugezogen, Rauchproben durchgeführt und die entsprechenden Messgeräte eingesetzt. Luftgeschwindigkeit, Menge, aber auch die Konzentration an Kohlendioxid habe er immer wieder gemessen und die Belüftung angepasst. Mit Sensoren («möglichst tief anbringen») hatte er die entsprechenden Datengrundlagen. Wichtig sei auch, so seine Erfahrung, der gezielte Einsatz von Windschutznetzen im Stall. Besser wurde es vor allem, als er die Luft abgezogen hat. Die Luftgeschwindigkeit sei wichtig, 0,25 m/sec sollten nicht überschritten werden, sonst spreche man von Zugluft. Auch warme Temperaturen machten Zugluft nicht besser. Das Wetter gelte es stets im Auge zu behalten. Die Lüftung müsse angepasst werden, wenn etwa Sturm oder Temperaturstürze über Nacht angekündigt seien. Technik sei gut, aber schliesslich sei der Betriebsleiter entscheidend, so seine Erfahrung. Wichtig beim Einstallen ist der Familie auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Bestandestierarzt.
Untersuch beim Einstallen
Alle sechs Wochen kommen 15 Tränker auf den Betrieb. Gemeinsam mit dem Tierarzt werden die Neuen kontrolliert. Einstallprophylaxe mit Antibiotika kommt dann zum Einsatz, wenn beim Untersuch mehrere Kälber Krankheitssymptome zeigen, Fieber haben oder das Wetter nicht hilft. Wird darauf verzichtet, werden einzelne Kälber beim Erkranken behandelt. Nach mehr als drei Erkrankungen wird die Behandlung mit dem Bestandestierarzt besprochen. Nebst der herkömmlichen Mastrassen-Genetik sollten auch OB nicht unterschätzt werden, findet der erfahrene Mäster. Für den Deckungsbeitrag sei eben auch der Ankaufspreis entscheidend.