Es sind inzwischen einige Jahre vergangen, seit ich die landwirtschaftliche Schule Plantahof besucht habe. Es war gerade die Zeit, als die Politik von der Landwirtschaft mehr Innovationen und mehr Marktverständnis verlangte. Agrotourismus und Direktvermarktung wurden propagiert und als DIE erfolgreiche Nische der Landwirtschaft verkauft. Viele meiner Kollegen waren damals noch kaum für eine solche Idee zu begeistern. Ich hingegen fand dies immer faszinierend.

Aber ziemlich schnell musste ich feststellen, dass die schöne Theorie und die Praxis getrennte Wege gehen. Während gewisse Betriebe und Betriebszweige von gewissen Organisationen als innovativ ausgezeichnet wurden, wurden genau die gleichen Betriebe und Betriebszweige von anderen Organisationen torpediert und in der Weiterentwicklung verhindert.

Das passt nicht zusammen

Ich erinnere mich noch genau an eine Betriebsbegehung, als es darum ging, den Betriebszweig Agrotourismus auszubauen. 16 Entscheidungsträger waren anwesend, von Vertretern des Betriebes (ich war einer davon) über die Gemeinde, Amt für Landwirtschaft, Amt für Wald, Amt für Natur usw. 15 waren mit der Weiterentwicklung einverstanden, nur einer war dagegen. Und diese einzelne Person – es war der Vertreter von Pro Natura – hat diverse Punkte des Projektes verhindert und andere verzögert.

Und an Ironie kaum zu übertreffen: Nur ein paar Wochen vor der Begehung besuchte die Präsidentin von Pro Natura den Betrieb mit einer Schulklasse, um diesen als Musterbeispiel des sanften Tourismus zu präsentieren. Ja, sie haben es richtig gelesen, so schräg ist unsere Welt. Die Politik erwartet von den Bauernbetrieben volle Innovation und möglichst viel Eigenverantwortung, gibt aber bis ins kleinste Detail vor, was erlaubt ist und vor allem, was nicht möglich ist.

Von Freiheit keine Spur

Das war vor einigen Jahren, aber es ist heute immer noch so oder vielleicht noch schlimmer. Vor Kurzem habe ich am Zürichsee auf einem Agrotourismusbetrieb übernachtet und mir wurden ähnlich paradoxe Geschichten erzählt. So in der Art: «Nimm die Stuben-Aussenwand weg, um Volumen freizugeben, dafür kannst du im alten Stall neue Wohnfläche bauen.» Der Gast erwartet von Ferien auf dem Bauernhof nicht dasselbe wie von Ferien im 5-Sterne-Hotel. Aber gewisse Ausbau- und Einrichtungsmöglichkeiten müssen schon vorhanden sein, wenn so was angeboten werden soll.

Im Agrotourismus wird kein Luxus gesucht, sondern vielmehr die Nähe zur Natur und die grosse Freiheit. Aber ja, die Politik nimmt der Bauernfamilie die Freiheit bei der Gestaltung des Angebots weg und damit auch dem Gast, die Freiheit, die Ferien nach den eigenen Vorstellungen geniessen zu können. Gspunna, oder …?