Die Prüfungen sind geschafft, die Diplomfeiern stehen an – und mit ihnen die vertraute Botschaft: Der Berufsweg ist mit dem Abschluss der Lehre nicht zu Ende. Eine wichtige Etappe ist geschafft, doch wer weiterkommen will, muss sich weiterbilden. Doch was heisst das nun?

«Was mir wichtig ist: Es lohnt sich, in der Landwirtschaft in Weiterbildung zu investieren.» Dany Schulthess, Leiter der Höheren Fachschule (HF) am Strickhof in Lindau ZH, sieht in der Ausbildung zum diplomierten Agrotechniker eine zentrale Möglichkeit, sich fachlich, persönlich und betrieblich weiterzuentwickeln. Der Bedarf sei da: In vielen Regionen der Schweiz, besonders aber in der Ostschweiz, fehle es an qualifizierten Fachkräften. Das zeige sich auch auf dem Arbeitsmarkt. «In vielen Stellenausschreibungen hat die Nachfrage nach Agrotechnikern zugenommen. Das hat die Branche erkannt und schreibt auch explizit diese Leute an», sagt Schulthess. Im Unterschied zum klassischen Betriebsleiterprofil würden hier Personen mit strategischem Know-how und Ausbildungskompetenz gesucht – etwa auch zur Begleitung von Lernenden.

Meister oder Studium?

Der HF-Lehrgang sei eine Antwort auf diesen Bedarf. Er liege in Anspruch und Ausrichtung zwischen der Meisterprüfung und einem Fach- oder Hochschulstudium. Im Vergleich zum Meister stünden unternehmerisches Denken, Innovation und strategische Betriebsführung stärker im Vordergrund. Gleichzeitig sei die HF viel praxisnäher als ein Studium – und damit besonders geeignet für Praktikerinnen und Praktiker mit Entwicklungspotenzial.[IMG 3]

Am Strickhof wird der Lehrgang in Vollzeit und berufsbegleitend angeboten. Das Einzugsgebiet ist gross: «Wir hatten auch schon Walliser und natürlich auch Bündner», so Schulthess. Immer wieder steht daher die Frage im Raum, ob ein zusätzlicher Standort einer Fachhochschule analog der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen BE in der Region sinnvoll wäre.

Was es braucht

Voraussetzung für den Bildungsgang HF ist ein EFZ in der Landwirtschaft sowie mindestens zwölf Monate Berufserfahrung. Wer die Berufsmatur gemacht hat, kann sich zudem einzelne Fächer anrechnen lassen. Dany Schulthess betont, dass der Zeitpunkt des Einstiegs individuell wählbar sei: «Wir sind für alle offen – ob nach einem Jahr Praxis nach dem EFZ oder auch nach ein paar Jahren.» Entscheidend sei die Motivation, sich weiterzuentwickeln. Viele würden in der Lehre oder direkt danach gute Stellenangebote erhalten. «Sich aus so einer guten Ausgangslage zu entscheiden und eine Weiterbildung zu machen, ist noch ein Schritt mehr», sagt Schulthess. Doch genau dieser Schritt lohne sich – für den Betrieb und für die eigene Laufbahn. «Sie kommen an gute Jobangebote, die sie ohne HF nicht bekämen.»

Inhaltlich basiert die Ausbildung auf betriebsnahen Fragestellungen – von Unternehmensführung über Marketing, Smart Farming, Umwelt- und Energiethemen bis hin zur Produktionstechnik. Projekte, Fachreisen und Praktika vertiefen den Praxisbezug. Studierende übernehmen Verantwortung, leiten Projekte und bauen ihr Netzwerk auf. Die Kombination von Fachwissen, Praxisnähe und strategischem Denken unterscheidet den Abschluss von anderen Wegen, erklärt Dany Schulthess.

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Abhängig von der Persönlichkeit

Am Strickhof startet der nächste Vollzeitlehrgang im Oktober 2025. Anmeldeschluss ist Mitte August. Die berufsbegleitende Ausbildung beginnt wieder im Herbst 2026. Die Vollzeitvariante ermögliche ein intensives Lernen im Klassenverbund – auch mit internatsbasiertem Austausch. Die Teilzeitvariante verlange mehr Eigenverantwortung: zwei fixe Schultage pro Woche und flexible Lernzeit. «Je nach Persönlichkeit fällt das leichter oder ist eine Herausforderung», so Schulthess.