Die traditionellen Flurbegehungen der Landi würden normalerweise im Frühjahr stattfinden. Öffentliche Veranstaltungen können durch die Corona-Krise momentan nicht durchgeführt werden. Der direkte Erfahrungsaustausch mit Beratern und Kollegen fehlt sowie das anschliessende Ausklingen des Abends mit guten Gesprächen und Bratwurst. Die Fenaco-Landi-Gruppe hat deshalb dieser Tage vier digitale Flurbegehungen veranstaltet.
Webinar ersetzt Flurbegehung in dieser Zeit
Die Berater von UFA-Samen, Landor (Düngung) und Fenaco Pflanzenschutz haben vom 27. bis 30. April ein sogenanntes Webinar, ein online geführtes Seminar, mit Live-Chat durchgeführt. Daran teilnehmen konnten Landwirte, die eine Einladung mit Zugangscode erhalten haben. Insgesamt hätten über 400 Landwirte an den digitalen Flurbegehungen teilgenommen.
Berater informierten über Aktuelles aus dem Feldbau
Das Webinar startete zunächst mit einem Film über die verschiedenen Kulturen (Winterweizen, Zuckerrüben, Mais, Futterbau, Kartoffeln und Sonnenblumen). Anschliessend informierten die Experten über Aktuelles aus dem Feldbau und beantworteten Fragen der Teilnehmenden in einem Live-Chat. Das Webinar dauerte ungefähr eine Stunde. Die Videos der Kulturen mit Beratertipps können hier abgerufen werden.
Gestern, am 29. April, referierten Thomas Kämpfer vom Fenaco Pflanzenschutz, Markus Schenk von der Landor und Fritz Leuenberger von UFA-Samen.
Septoria-Infektionen im Winterweizen können durch die Niederschläge zunehmen
Das Webinar startete mit der Kultur Winterweizen. «Generell sind die Bestände vielerorts gesund. Die Trockenheit hat das Wurzelwachstum positiv beeinflusst. Bei zunehmender Feuchtigkeit und Wärme steigt allerdings der Krankheitsdruck massiv an», sagt Thomas Kämpfer vom Fenaco Pflanzenschutz. Sortenbedingt finde man Braunrost. Auf einem tiefen Niveau sei Septoria, die wichtigste Weizenkrankheit. «Durch den Regen nehmen die Infektionen jetzt sicher zu», sagt er. Es würde zwei bis drei Wochen dauern, bis die Flecken zu sehen sind.
Landwirte, die sich für eine 1-Fungizid-Strategie entschieden haben, sollten die Behandlung beginnen, sobald die Blätter sich vollentfaltet haben. Bei Weizenbeständen im Stadium 37 sollte eine Gabe ab nächster Woche in Erwägung gezogen werden.
In der Wintergerste wird die Sprenkelnekrose sicher in den nächsten Tagen explodieren. Wer noch kein Fungizid gegeben hat, sollte jetzt spritzen, so Kämpfer.
In vielen Orten wurde der Harnstoff schon gestreut. Dieser wurde durch den Regen jetzt eingewaschen. Die Bestände, die einen Mangel aufweisen, würden sich in den nächsten Tagen erholen, so Marcel Schenk von Landor.
Nur 76% Zuckerrüben aufgelaufen
Durch die Trockenheit sind die Zuckerrüben in der Regel schlecht aufgelaufen, d. h. zirka nur 76% von ihnen, sagt Thomas Kämpfer. Der Erdfloh ist vermehrt aufgetreten, es brauchte mehr Sonderbewilligungen zur Bekämpfung. Trotz Regen sollte die Kultur auf Erdflöhe weiterhin kontrolliert und wenn notwendig, eine Sonderbewilligung zur Bekämpfung eingeholt werden, rät er.
Aufgrund der aktuellen Niederschläge seien Blattläuse eher weniger das Problem. Dafür würden Melden beobachtet. Nach sieben bis acht Tagen sollte Metamitron wieder geben werden.
In den nächsten Tagen sollte die Abschlussdüngung in den Zuckerrüben erfolgen, sagt Marcel Schenk.
Herbizidbehandlung kommende Woche beim Mais starten
Die Bodentemperaturen lassen im Frühjahr eine frühe Maisaussaat zu. Der gesäte Mais hat gekeimt und befindet sich zum Teil schon im 2-Blattstadium. Wo der Boden etwas kälter war bei der Aussaat, hat sich die Saatfliegenalarve entwickelt.
Der ideale Zeitpunkt für eine Herbizidbehandlung ist nächste Woche, sagt Fritz Leuenberger von UFA-Samen. Gegen Krähen könne das Produkt Ziram eingesetzt werden. Aber vor allem helfe eine 4 bis 5 cm tiefe Aussaat beim Mais, wenn es die Bodentemperaturen zuliessen.
Idealer Zeitpunkt für die Mahd ist mit dem Rispenschieben
«Soll man noch vor dem Regen schneiden?», diese Frage ist in den letzten Tagen oft im Futterbau aufgekommen, sagt Fritz Leuenberger. Wichtig sei, auf das Leitgras zu schauen. Wenn das Rispenschieben beginnt (30-40 Tage ab Vegetationsbeginn), dann ist der ideale Zeitpunkt für die Mahd gegeben und der TS-Gehalt liegt bei zirka 20-22%. Die ideale Schnitthöhe liegt bei 5 bis 7 cm, so Leuenberger.
Vorauflauf-Herbizidsspritzung in den Kartoffeln jetzt durchführen
Die Frühkartoffeln sind schon gut entwickelt. In vielen Orten wird bereits Stickstoff zur Setzung gedüngt. Damit ist die Düngung schon abgeschlossen. Eine Blattdüngung mit Patastar Plus (2 x 5 Liter/ha) kann zusätzlich noch gegeben werden, um die Wurzelbildung und den Knollenansatz zu verbessern, so Marcel Schenk.
Sobald die Dämme abgesetzt sind, sei der beste Zeitpunkt für die Vorauflauf-Herbizidspritzung, so Thomas Kämpfer. Landwirte, die in der Trockenheit spritzen mussten, sollten unbedingt eine Nachkontrolle machen, ob die Herbizidwirkung zufriedenstellend ist oder noch eine Korrektur vorgenommen werden muss.
Die Sonnenblumen sind trotz Trockenheit gut aufgelaufen. Die Bestände müssten jetzt auf Frassschäden kontrolliert werden.