Werbung beeinflusst die Kaufentscheide der Konsumentinnen und Konsumenten. Dieser Annahme folgend, kritisiert Greenpeace Werbung für Nahrungsmittel aus tierischer Produktion. Mit dem Ziel, solche Werbung zu verbieten, hat die Organisation dem Parlament eine Petition überreicht. Unterzeichnet wurde diese von 18 715 Personen. Um diese Zahl ein wenig einzuordnen: Das entspricht 0,21 Prozent der Bevölkerung.
Grundsätzliche Kritik an Ernährung
Die tierische Lebensmittelproduktion habe «erhebliche negative Auswirkungen» auf Umwelt und Klima, schreibt Greenpeace. Sie verursache deutlich mehr Treibhausgase als die pflanzliche, darüber hinaus benötige sie mehr Wasser und mehr Fläche. Experten seien sich einig, dass der Konsum solcher Produkte im Angesicht der Klima- und Biodiversitätskrise deutlich reduziert werden müsse. Aktuell liege der Fleischkonsum um knapp das Dreifache über den Empfehlungen.
Greenpeace kritisiert in Sachen Essgewohnheiten die Werbung: Auf deren zentrale Rolle als «Einflussfaktor» habe der Bund in seiner «Klimastrategie für Landwirtschaft und Ernährung» hingewiesen. Zudem weise er dem Detailhandel eine «wichtige Rolle im Hinblick auf eine ressourcenschonende Ernährung» zu.
Happige Vorwürfe an Branche
Um den Konsum tierischer Produkte «zu legitimieren und zu steigern», setzten der Detailhandel und Organisationen wie Proviande und Swissmilk in ihrer Werbung «manipulative Techniken» ein, empört sich Greenpeace. In der Werbung werde der «Konsum von tierischen Lebensmitteln als Norm» zementiert. Das habe eine eigene Untersuchung ergeben.
«Ein Werbeverbot für Milchprodukte wäre das Gegenteil der offiziellen Empfehlungen des Bundes»
Die Schweizer Milchproduzenten beurteilen die Ernährungsempfehlungen anders als Greenpeace.
Eine weitere Studie habe gezeigt, dass der «werbebedingte Mehrkonsum» hohe Emissionen verursache. Ein Werbefranken für Tierprodukte verursache viermal mehr Treibhausgasemissionen als einer für vegane Ersatzprodukte.
Forderungen der Petition
In der am 9. Januar eingereichten Petition fordert Greenpeace daher mehrere Verbote. Unter anderem im Detailhandel, im Bereich von Sponsoring an öffentlichen Veranstaltungen, Orten, in Nachrichtenmagazinen und anderen Broschüren. Es soll auch verboten werden, Lobbyarbeit an Schulen, in Freizeitvereinen und ähnlichen Organisationen zu machen. Als Beispiel führt Greenpeace Unterrichtsmaterial auf, das von Interessenorganisationen wie Swissmilk zur Verfügung gestellt wird.
SMP betonen Freiheit
«Ein Werbeverbot für Milchprodukte wäre das Gegenteil der offiziellen Empfehlungen des Bundes», zeigen sich die Schweizer Milchproduzenten (SMP) auf Anfrage überzeugt. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen sage in seinen Ernährungsempfehlungen klar und deutlich, dass hierzulande zu wenig Hülsenfrüchte, Gemüse und eben auch Milchprodukte konsumiert würden.
Milchprodukte gehörten aber gemäss der Ernährungspyramide zu einer ausgewogenen Ernährung, so die SMP. Zudem verweist die Branchenorganisation auf den Klimabericht des Bundes. Dort sei Milch ein Teil der Lösung, nicht des Problems. «Die Forderungen sind also willkürlich und völlig faktenfrei», schliessen die Schweizer Milchproduzenten.
Kommentar
Wo bleibt da die Freiheit?
Werbeverbote oder Einschränkungen kennen wir bereits: Alkoholhaltige Getränke oder Tabakwaren dürfen beispielsweise nicht ohne Weiteres beworben werden. Das Argument dafür: die Volksgesundheit. Nun will Greenpeace solche Verbote auch auf Nahrungsmittel übertragen. Unterstellt man hier wider alle Fakten eine gesundheitsschädigende Wirkung? Und wie steht es denn um Werbung für Lederprodukte? Wo bleibt da der Sinn für die Entscheidungsfreiheit von Konsumenten und Produzenten? Das Ganze scheint mir nicht bis zum Ende durchdacht. Für mich sieht es so aus, als gehe es primär um die Schaffung von Aufmerksamkeit – und um das Sammeln weiterer Spenden, denn davon «ernährt» sich schliesslich Greenpeace. l.janett@bauernzeitung.ch[IMG 2]