Am Samstag, 8. März fand in Bellach SO die Delegiertenversammlung (DV) des Schweizerischen Ziegenzuchtverbandes SZZV statt. Für Diskussionen sorgten ein Antrag der Berner Ziegenzüchter sowie die neue Tierzuchtstrategie des Bundes. An der DV kamen aber auch die Ehrungen und die Auszeichnungen nicht zu kurz.
Eine grosse Tradition
Viel zu reden gab insbesondere der Antrag des Bernischen Ziegenzuchtverbandes. Von dessen Präsident Roland Bigler vorgestellt, sah der Antrag vor, zusätzlich zur geplanten Einführung der linearen Beurteilung (LBE) denjenigen Züchtern, die es wollen, die Erweiterung «LBE+» anzubieten. Das heisst, die Ziegen neben der LBE auch weiterhin durch die Experten punktieren zu lassen. «Im Kanton Bern haben die Punktierungen eine grosse Tradition», hielt Bigler fest. Die Berner befürchten den Verlust der traditionellen Ziegenschauen, die als Begegnungsort der Bevölkerung eine wichtige Aufgabe erfüllen. Die Einführung einer linearen Beurteilung ab spätestens 2028 sei bei einer «LBE+» unumstritten.
Zwei Systeme
«Fast der ganze Vorstand des Schweizerischen Ziegenzuchtverbandes ist gegen diesen Antrag», sagte dessen Präsident Stefan Geissmann klar und deutlich. Die «LBE+» sei schlicht und einfach nicht finanzierbar, denn nur schon die Einführung der LBE koste den Verband einige tausend Franken. Zudem müsste mit der LBE+ eine zusätzliche App entwickelt werden, was zusätzlich viel Geld kosten würde. «Mit diesem Antrag müssten wir auch zwei Systeme führen, die miteinander nicht vergleichbar sind», führte Geissmann weiter aus. Auch viele Delegierte meldeten sich zu Wort: Vor allem die Ost- und Zentralschweizer stellten dabei den Nutzen für die Züchter im Verhältnis zu den verursachten Kosten infrage. Denn man habe keine Lust, den Bernern ihre Punktierungen mitzufinanzieren. «Wir bezahlen euch das sicher nicht», war der einhellige Tenor. Für den Antrag weibelten dagegen neben den Bernern auch die Walliser und ein Teil der Freiburger Ziegenzüchter.
Den Antrag zurückgezogen
«Wir wollen eine Pause, um uns beraten zu lassen», sagte der Berner Präsident Roland Bigler plötzlich. Nach dieser Pause ging er ans Mikrofon und sagte: «Wir ziehen unseren Antrag zurück.» Man wolle ein Jahr abwarten, dann wisse man mehr über das Kostenumfeld einer «LBE+». Wäre es zu einer Abstimmung gekommen und die «LBE+» bachab geschickt worden, wäre das Thema endgültig vom Tisch gewesen. Nun hofft man, dass es bis zur nächsten DV mehr Informationen für die Züchter geben wird.
Grosse Ehrungen
227 Stimmberechtigte und zahlreiche Gäste durften an der DV 21 Zuchtbuchführer(innen) für ihre langjährige Tätigkeit und Ziegenhalter für insgesamt 42 Ziegen mit hohen Lebensleistungen ehren. Zuchtbuchführer Hubert Schmid aus Ausserberg VS wurde gar für 55 Jahre sehr gute Zuchtbuchführung geehrt. Im Jahresbericht erläuterte der Geschäftsführer Samuel Schaer die Zahlen des SZZV. So beträgt die Anzahl Herdebuchtiere noch 27 676 Ziegen (−252). Den deutlich grössten Herdebuchbestand weist mit 8811 Tieren weiterhin die Rasse Gämsfarbige Gebirgszeige auf, vor der Saanenziege mit 5803 und der Toggenburgerziege mit 3229 Tieren.
Ein leichter Rückgang
«Alle Hauptrassen haben leider im Bestand abgenommen, erfreulicherweise konnte die Nera Verzasca um fast 70 Tiere zulegen», sagte Samuel Schaer. Mit Abstand am meisten Herdebuchtiere werden mit 6318 Ziegen weiterhin im Kanton Bern gehalten. Die nächsthöchsten Bestände weisen die Kantone St. Gallen mit 3440, Luzern mit 2120, Wallis mit 1825 und Freiburg mit 1798 Tieren auf. «So vielfältig wie die Rassen sind, sind auch die Züchter», fasste Stefan Geissmann zusammen. Alle müssten jetzt am gleichen Strick ziehen. «Auch mit dem Antrag der Berner wollen wir einander weiterhin mit Respekt und Anstand gegenübertreten», so der Präsident. Bei der Präsentation der Rechnung musste Ursula Herren einen Verlust von 9636 Franken bekannt geben.
Die Geehrten
Diese Zuchtbuchführerinnen und Zuchtbuchführer wurden für ihre langjährigen Dienste geehrt.
55 Jahre: Hubert Schmid, Ausserberg VS.
45 Jahre: Bernadette Vogel, Vicques JU; Martin Linder, Meiringen BE; Elisabeth Neiger-Pfäffli, Meiringen.
40 Jahre: Hans Zgraggen, Haldi bei Schattdorf UR; Ewald Gruber, St. Niklaus VS.
30 Jahre: Josette Aeberhard, Henniez VD; Heiri Betschart, Muotathal SZ; Antoine Menoud, Sâles FR.
25 Jahre: Anton Zehnder, Bennau SZ; Monika Hirschi-Aeschlimann, Eggiwil BE; Stefan Finger, Wasen i. E. BE.
20 Jahre: Michael Hofstetter, Hasle LU.
15 Jahre: Carli Cathomas-Augustin, Breil/Brigels GR; Roman Reichmuth, Oberiberg SZ; Beatrix Eugster, Kemptthal ZH; Rosmarie Möckli, Kleinandelfingen ZH; Annemarie Brügger, Erlenbach i. S. BE.
10 Jahre: Josef Bellwald, Wiler VS; Alfred Spescha-Solér, Disentis GR; Manuel Werren, Lenk i. S. BE.
5 Jahre: Ursula Raemy, Schwarzsee FR; Christine Ruffieux-Gremaud, Botterens FR.