Wir befinden uns in einem Generationenkonflikt. Und wir befinden uns in einem Generationenwechsel. Das sind Sätze, die wir alle im Grunde täglich sagen könnten. Die Generationen und ihre unterschiedlichen Wertehaltungen sind etwas, was uns vielleicht nicht immer belastet, aber dennoch ein Leben lang immer begleitet. Neben dem Umstand, dass uns diese Generationen-Geschichten ganz persönlich beschäftigen, haben sie auch eine strukturelle Form, die sich wie Wellen durch die Zeit bewegt.

Der Generationenwechsel ist akut

Ein Beispiel: In den letzten 20 Jahren hat das Durchschnittsalter der Betriebsleiter stets zugenommen. 2018 war die Hälfte der Betriebsleitenden 51 Jahre alt und älter. Parallel dazu wuchs in der gleichen Zeit auch der Anteil der Betriebsleiter, welche in den nächsten 10 Jahren die Altersgrenze zum Bezug von Direktzahlungen von 65 Jahren überschreitet. Zu dieser Altersgruppe zählte 2018 knapp ein Drittel all jener, die einen Hof führen. Die Situation ist eindeutig: Wir befinden uns in einem, nennen wir ihn doch akuten Generationenwechsel.

Die Generationen unterscheiden sich

Zum Generationenwechsel gehört die Erkenntnis, dass Menschen, die heute 30 sind, nicht gleich funktionieren wie jene, die gegen 60 gehen. Es existiert zwar keine offizielle und global einheitliche Einteilung, dennoch sind klare Tendenzen zu beobachten. So spricht man beispielsweise bei den Jahrgängen 1946 bis 1964 von Babyboomern. Danach folgen in Schritten von 15 bis 20 Jahren die Generationen X, Y und Z und aktuell werden Kinder geboren, die der Generation Alpha angehören. Diese Einteilung dient als Werkzeug, um Andersartigkeiten unter den Jahrgängen zu analysieren und auch zu erklären. Und sie hilft.

Man stört sich nicht an denselben Löchern

In den nächsten Jahren treten Menschen aus jenen Generationen aus dem Berufsleben ab, die stark vom Wirtschaftswachstum geprägt wurden. In der ganz grossen Mehrheit haben sie sich sehr intensiv mit ihrer Arbeit identifiziert und waren im Beruf entsprechend ehrgeizig – auch auf Bauernhöfen. Es sind Menschen, die Zeitung lesen, die wissen wollen, was passiert, eine Meinung haben und sich auch eine bilden. Viele von ihnen stören sich an den unsittlich anmutenden Löchern in den Jeans der jungen Generation. An eben diesen Löchern stören sie sich mehr als an den Löchern im Ozon, die wiederum für die Jüngeren deutlich relevanter sind.

Auch die Werte wandeln sich

Genau dieses Beispiel zeigt, dass sich mit diesen Generationen nicht nur die Jahreszahlen, sondern auch die Werte deutlich verändern. Was uns selbst enorm wichtig erscheint, ist für unsere eigenen Nachkommen vielleicht nur noch ein Nebenschauplatz. Das ist ein Hauptgrund dafür, dass es zwischen den Generationen immer wieder zu Konflikten kommt.

Der Generationenwechsel ist nicht etwas, das nur auf Bauernhöfen stattfindet. Hier wird er vielleicht intensiver wahrgenommen, weil er, wie oben erwähnt, Privat- und Berufsleben stark vereint. Dieser Generationenwechsel findet überall statt. Auch bei uns – bei der BauernZeitung.

Andere Zugänge und andere Inhalte sind gefragt 

Abo Personalien Adrian Krebs verlässt die BauernZeitung, Simone Barth übernimmt die Chefredaktion Monday, 17. July 2023 Die Ausgabe vom 1. September 2023 war die letzte, an der unser langjähriger Chefredaktor Adrian Krebs mitgewirkt hat. Er geht und überlässt «den Jüngeren das Feld». Mit ihm geht ein Mann, für den die gedruckte Zeitung einen hohen Wert hat. Er gehört einer Generation an, die Zeitung liest und das auch immer tun wird – vorausgesetzt, es gibt sie noch, denn die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Die gedruckten Zeitungen leiden, ihre Abozahlen sinken. Die Digitalisierung und damit das Verlagern der Information aufs Handy macht dem Printprodukt zu schaffen. Hinzu kommt, dass die jüngeren Generationen andere Inhalte suchen. Ihre Meinungsbildung geschieht eher bei Kollegen als bei Behörden. Natürlich sind nicht alle gleich; so gibt es auch Menschen, die gegen 60 gehen und keine Zeitung lesen. Aber es sind Tendenzen, die sich abzeichnen, von denen auch die BauernZeitung betroffen ist. Noch dürfen wir auf eine treue Kundschaft zählen, welche jeden Freitag die Zeitung im Briefkasten wünscht – noch.

Weitermachen und sanft verjüngen

Wohin die Reise genau hingeht, wissen wir nicht. Sicher ist: Wir müssen den Digitalisierungsprozess weiter vorantreiben. Denn wollen wir die jüngere Generation erreichen, müssen wir ihr die Informationen dort liefern, wo sie sich bewegt – und das ist «mobile». Die BauernZeitung wird an ihrer Arbeit inhaltlich nichts ändern. Wir werden weiterhin informieren und unterhalten und das in einer möglichst hohen Vielfalt und Qualität. Wir werden auch weiterhin in gedruckter Form im Briefkasten erscheinen. Wir werden einzig unseren Winkel in den digitalen Kanälen etwas weiter öffnen und die Redaktion sanft verjüngen. Der Generationenwechsel ist unser Alltag – ebenso wie der Ihre. Also gehen wir ihn an.

Abo Kuhfan war Adrian Krebs schon immer: Die Glocke war ein Geschenk des Teams zu seiner kürzlichen Hochzeit. Abschied vom langjährigen Chefredaktor Adieu, Adrian Krebs Friday, 1. September 2023