Erste Erfahrungen mit Agroforst sammelte Lukas van Puijenbroek 2018, als er bei seinem Hof Aebleten in Meilen eine Anlage mit Obst, Beeren und mehrjährigem Gemüse wie Spargeln und Rhabarber anpflanzte.

Auswahl der Baumarten

2021 machte er den nächsten Schritt. Er pachtete von seinem Bruder oberhalb von Meilen für eine Laufzeit von 20 Jahren eine 1,7 ha grosse Parzelle mit Hangneigung. 183 Nussbäume haben sie gepflanzt plus 65 Erlen – abwechselnd grosse und kleine, rasch und langsam wachsende Bäume. Auch mussten die Bäume vom Befruchtungszeitraum gut zusammenpassen. «Also wir haben drei Systeme», erklärte Lukas van Puijenbroek an der Exkursion, die das FiBL organisiert hatte. Das Baumsystem besteht aus:

  • Haselnüssen (aufgepfropft) mit Eichen (Eicheln mit wenig Taningehalt für den Verzehr),
  • Walnüssen in Kombination mit Erlen,
  • Mandeln in Kombination mit Pecannüssen.

Kosten und Ertrag

Insgesamt kostete die Planung und das Anlegen der Agroforstanlage, für die van Puijenbroek den deutschen Agroforst-Spezialisten Philipp Gerhard hinzugezogen hatte, 25 000 Euro. «Auch die Baggerarbeiten fielen ins Gewicht», zählte van Puijenbroek weiter auf. Die Beschaffungskosten der Bäume machte Fr. 6000.– aus.

«Ertrag muss also sein», hielt er denn auch fest. Dazu zählt der Naturalertrag, der aber noch auf sich warten lässt. In acht bis zehn Jahren wollen van Puijenbroek die Nussmischungen verkaufen. In erster Linie stammt das Einkommen der Baumreihen zurzeit aus den Direktzahlungen (Hochstammbeitrag, BFF Q2), dazu kommen Beiträge aus dem Landschaftsqualitätsprojekt des Kantons Zürich.

Wassergräben regulieren

Landschaftsqualitätsbeiträge kann Lukas van Puijenbroek beziehen, weil er mehrere parallel verlaufende Bewässerungsgräben entlang der Höhenlinien angelegt hat. Zuerst wurden die Gräben geplant und ausgebaggert, dann nach 3 m Grabenbreite, unterhalb auf dem vierten Meter, kam die Baumreihe zu stehen.

Die Gräben regulieren den Wasseranfall. «Mit den Wetterextremen leiden wir mal unter der Trockenheit und dann wieder unter Starkregen», begründet der Betriebsleiter das System, das oftmals auch Keyline Design genannt wird. Die Wassergräben speichern Wasser und bewässern die Kulturen – und verhindern Erosion, indem sich abgeschwemmte Erde darin sammelt.

Als Massnahme gegen Starkregen reicht das aber noch nicht. Unten an der Parzelle befindet sich ein Retensionsgraben. Zudem verläuft in der Mitte der Parzelle von oben nach unten ein Rohr. Bei jedem parallel laufenden Graben ragt ein Stutzen heraus. Dort fliesst das überschüssige Wasser in das Rohr, dann in den Retensionsgraben und wird anschliessend in den nahegelegenen Bach abgeleitet.

Die Gräben müssen gut unterhalten werden und sich so ins Gelände einfügen, dass sie bei Starkregen nicht weggeschwemmt werden. Auch sind sie bewachsen und dürfen gemäss den Vorgaben des Landschaftsqualitätsprojekts Pfannenstiel erst ab dem 1. September gemäht werden.

Aktiver Mäusejäger

«Mäuse sind ein grosses Problem bei Agroforst», brachte es Lukas van Puijenbroek auf den Punkt. Er scheute denn auch keinen Aufwand, um seine Bäume zu schützen. So schützen verzinkte Drahtgeflechte die Wurzeln vor den Mäusen und ein Baumschutzgitter bei jedem Baum vor dem Verbiss durch Rehe.

«Kurz nach der Pflanzung hat sich durch Holz- und Steinhaufen einer der besten hiesigen Mäusejäger angesiedelt, das Hermelin», sagte van Puijenbroek. Die Hermeline waren erfolgreich, denn bisher seien nur drei Bäume eingegangen, so der Landwirt.

Gründüngung und Getreide

Zurzeit wächst auf dem 15 m breiten Streifen zwischen den Baumreihen eine Gründüngung, nächstens wird Wintergetreide angesät. «Wiese macht für uns keinen Sinn, weil wir ein viehloser Betrieb sind», sagte van Puijenbroek. Für ihn ist es ein Pionierprojekt, wo andere Interessierte, eben wie an der gut besuchten FiBL-Exkursion Bäuerinnen und Landwirte, von seinen Erfahrungen lernen können.

Auf dem Weg nach unten zum Hof Aebleten erzählte er von seinem Werdegang. Aufgewachsen ist Lukas van Puijenbroek in Winterthur, bildete sich zum Sozialpädagogen aus. Dann lernte er Landwirt und arbeitete drei Jahre in einem Solawi-Projekt (solidarische Landwirtschaft) in Winterthur. Dort war er für den Gemüsebau und das entsprechende Abo mitverantwortlich. 2015 konnte die Familie von seinem Grossonkel einen kleinen Hof übernehmen, den sie seither solidarisch und genossenschaftlich bewirtschaften.


Solawi mit ausgefeilter Erntestaffelung

Das Hofareal von Jeannine und Lukas van Puijenbroek umfasst rund 1,8 ha. Gewächshäuser sind dort keine zu finden. Aber jede Menge Gemüsebeete, Kräuter, Sträucher, Bäume und Reben. Ein Spazierweg führt am Hof vorbei. Rundherum befinden sich Terrassenbauten mit vielen Wohnungen. Sie haben also die Kunden vor der Tür.

Jahresabo kostet Fr. 1250.–

«Wir sind prädestiniert für eine solidarische Landwirtschaft», sagte Jeannine van Puijenbroek. Sie gründeten eine Genossenschaft und nannten sie Minga. Dies in Erinnerung an ihre Weltreise, wo sie in Ecuador die Form der Selbsthilfe unter dem Namen Minga kennenlernten. Dabei arbeiten Menschen zusammen für die Gemeinschaft. «Minga steht bei uns aber für ‹Min Garte› und ist eine Genossenschaft», so die Bäuerin weiter. Die Genossenschafter können ein Jahresabonnement für Fr. 1250.– erwerben und müssen sich verpflichten, 16 Stunden pro Jahr auf dem Hof zu arbeiten. Dafür können sie das ganze Jahr über Gemüse, Obst, Beeren und Kräuter ernten.

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Mit einem wöchentlichen Rundmail informieren van Puijenbroeks, wann welches Gemüse erntereif ist. «Wir müssen uns nicht nach Marktpreisen richten», erklärte die Bäuerin ihren Vorteil. Auch bestimme jedes Mitglied selbst, welche Grösse, welches Kaliber und welche Qualität für seinen Haushalt am besten geeignet sei. «Die Genossenschafter erleben Ernteschäden durch Wetter, Schädlinge und Krankheiten und können nachvollziehen, wenn ein Gemüse nicht gedeiht», erklärte die Bäuerin ihren pädagogischen Ansatz. Sie war auch im Erstberuf Lehrerin und weiss, wie man Inhalte kommuniziert.

Bei jedem Gemüsebeet, bei jedem Gemüse steckt unter einer wetterfesten Folie ein Zettel. Dort ist beschrieben, was bei der Ernte zu beachten ist. Welches Werkzeug dafür notwendig ist, und dass man Zucchetti erst ab einer Länge von 15 cm ernten solle.

  • Bei den Krautstielen steht: «Nur die äussersten Blätter von verschiedenen Pflanzen wählen. Keine ganzen Pflanzen abschneiden und die Stiele von Hand knicken.»
  • Und für den Zuckerhut heisst es: «Nur den grössten Zuckerhut ernten. Den Salatkopf unterhalb vom Strunk wegschneiden.»

An alles wird gedacht. Auch Messer und anderes Werkzeug stehen für die Ernte zur Verfügung. Van Puijenbroeks haben ihr Angebot stetig erweitert. Mittlerweile bauen sie über 60 Gemüsesorten an, dazu kommen Beeren und Kräuter.

Umweltpädagogik vor Ort

Im wöchentlichen Rundmail macht Jeannine van Puijenbroek auf neue Sorten wie Ysop, Edamame, Schnittknoblauch oder Spargelsalat aufmerksam und liefert Rezeptideen. Während des Winters können die Mitglieder Lagergemüse beziehen, das in einem Schopf bereitsteht. Es ist ein ausgeklügeltes Erntestaffelungssystem, sodass möglichst alles abgeerntet wird. «Wir brauchen ein bis zwei Stunden pro Woche, bis wir das Rundmail mit allen Details zusammengestellt haben», sagte Jeannine von Puijenbroek. Aber Foodwaste gäbe es auf diese Art und Weise kaum.