In der Westschweiz und an frühreifen Standorten, z. B. im Aargau, ist die Gerstenernte schon gestartet, schildert Rita Ziltener, Beraterin am LZ Liebegg. «Ab dieser und nächster Woche wird ein Grossteil der Gerstenfläche gedroschen.» Was die Erntezeit betreffe, liege das meiste in der Norm.

Teilweise Nachwehen

Die Witterung war dieses Jahr kaum mit dem verregneten Vorjahr zu vergleichen. Viele Gerstenbestände sähen sehr positiv aus, bestätigt Rita Ziltener. Der gute Frühling und Frühsommer machten sich bemerkbar. «Bei einigen Parzellen sind aber noch die Nachwehen von 2024 sichtbar.» Besonders dort, wo es zu Bodenverdichtungen kam und die Gerste erst sehr spät gesät wurde, sei aufgrund unregelmässig aufgelaufener Bestände und teilweiser Lücken nicht mit dem vollen Ertrag zu rechnen.

Wegen der Nässe war letztes Jahr Mykotoxin das grosse Thema bei der Getreideernte. Während Gerste am wenigsten anfällig auf die mykotoxinbildenden Fusarien ist, sind Hart- und Brotweizen gefährdeter, hält Rita Ziltener fest.

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Immer wieder getrocknet

Entscheidend für eine Infektion ist indes das Wetter zum Zeitpunkt der Blüte. «Ist es dann um die 25 °C, gibt es genug Niederschlag und eine hohe Luftfeuchtigkeit, ist das Risiko für Infektionen sehr hoch», beschreibt die Beraterin die heiklen Bedingungen. Heuer habe es immer wieder Regen gegeben, «jedoch konnten die Bestände zwischendurch richtig durchtrocknen». Da das Wetter aber genau während der Blüte regnerisch war, bestand zu diesem Zeitpunkt ein entsprechend hohes Fusarienrisiko.

Dass das Wetter demnach die Ährenfusariose generell begünstigt hat, heisst allerdings nicht, dass mit Sicherheit Mykotoxinbelastungen auftreten werden. Rita Ziltener erinnert an die Faktoren Anbausystem und Sortenwahl: Besonders in engen Mais-Getreide-Fruchtfolgen mit reduzierter Bodenbearbeitung ist es wichtig, auf Sorten mit guter bis sehr guter Fusarienresistenz zu setzen. Weiter machen es oberflächliche bzw. schlecht verrottete Erntereste wahrscheinlicher, dass Fusariensporen von vorjährigem Mais oder Getreide im Frühling verbreitet werden. Es helfen das saubere Zerkleinern und Einarbeiten der Stoppeln sowie eine gute Bodenfruchtbarkeit, die den Abbau des Materials fördert. «Wurden diese Massnahmen letztes Jahr unterlassen, so war auf diesen Beständen mit Fusarien zu rechnen», fasst Rita Ziltener zusammen. Heuer gab es allerdings genügend Gelegenheit, die Pilzkrankheit in der Blüte mit den entsprechenden Fungiziden zu behandeln. Im Hinblick aufs Dreschen gilt es, die Parzellen für die Ernte vorzubereiten. Die Fachfrau erinnert daran, Zäune zu entfernen, Ackerschonstreifen zu mähen und Schächte zu markieren.

Grosse Arbeit sparen

Weiter tut man gut daran, der Feldhygiene noch einmal genügend Aufmerksamkeit zu schenken. «Blacken oder Ackerkratzdisteln müssen zumindest entfernt oder besser die ganze Pflanze ausgerissen werden», sagt Rita Ziltener. Das Abschneiden der Samen-/Blütenstände wäre die Notlösung. «Macht man das nicht, können die reifen Blackensamen mit dem Mähdrescher über das gesamte Feld verteilt werden und der Aufwand für die Blackenbekämpfung steigt in den Folgejahren ins Unermessliche», warnt sie.

Nach der Gerste wird der Weizen bald gedroschen. Auch hier konnten die Sorten an vielen Standorten bisher ihr Potenzial ausschöpfen, beobachtet die Beraterin. Pauschale Aussagen will sie aufgrund regionaler und standortbedingter Unterschiede aber nicht machen. Ausserdem gebe es sicher Orte, wo sich die Trockenheit jetzt langsam bemerkbar macht. «Das kann das Potenzial betreffend Ertrag und Qualität einschränken, sofern die nächsten Tage kein Regen kommt.»

Kommt die Gründüngung?

Gerade angesichts der langsam zunehmenden Trockenheit lautet die Empfehlung, nach der Getreideernte möglichst schnell eine Gründüngung zu säen. «So wird die Restfeuchtigkeit optimal ausgenutzt», betont Rita Ziltener. Sie gibt folgende Hinweise:

Grubber und Drillsaat: Das Gründüngungssaatgut mit einem Walzendurchgang rückverfestigen für einen guten Bodenschluss.

Direktsaat: Reduziert den Wasserverlust durch Verdunstung, aber die Technik ist ausschlaggebend. Es gilt, auf optimal abgelegtes Saatgut (kein Hairpinning) und einen sorgfältig geschlossenen Säschlitz (Scheibenscharen) zu achten.

«Ob die Gründünung nach der Saat wegen Wassermangels gar nicht oder nur teilweise aufläuft, hängt aber auch vom Boden und der Region ab», ergänzt Ziltener. Das Risiko müsse jeder Betrieb für seine Parzellen selbst abwägen.