Die Dauerbeobachtungsfläche Oberacker in Zollikofen BE besteht seit genau 30 Jahren. In einer sechsjährigen Fruchtfolge werden auf sechs Parzellen die Wirkungen der Konservierenden Landwirtschaft mit jener einer ganzflächigen Bodenbearbeitung verglichen. Räumlich und zeitlich folgen so Winterweizen, Zuckerrüben, Winterweizen, Winterraps, Körnermais und Soja aufeinander.

Nur Bodenbearbeitung

Wissen aus Praxis und Forschung Konservierende Landwirtschaft Wednesday, 12. January 2022 «Auch bei der ganzflächigen Bodenbearbeitung säen wir Gründüngungen, der Unterschied liegt wirklich nur in der Bodenbearbeitung», hält Lorenz Glauser fest. Er und Lorenz Tschumi betreuen von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) den Versuch. Während auf den konservierend bewirtschafteten Parzellenhälften auf Direktsaat gesetzt wird, kommt auf den Vergleichsflächen in zwei von sechs Jahren (vor Zuckerrüben und Raps) der Pflug zum Einsatz, ansonsten ein Grubber. Auf zapfwellenbetriebene Geräte wie Kreiseleggen oder Fräsen wird verzichtet. Düngung, Insektizid- und Fungizidanwendungen unterscheiden sich nicht je nach Verfahren. Raps, Zuckerrüben und Mais werden bei ganzflächiger Bodenbearbeitung gehackt, im Direktsaat-System erfolgt die Unkrautkontrolle mit einem Herbizid. Letzteres ist bei Soja und Getreide auf allen Parzellenteilen der Fall.

«Dank der kontinuierlichen Stickstoff-Nachlieferung verzeichnen wir mit Konservierenden Verfahren leicht höhere Getreideerträge», schildert Lorenz Glauser. In den anderen Kulturen seien die Erntemengen vergleichbar, bei Zuckerrüben eher tiefer. «Finanziell lohnt sich die Direktsaat eigentlich immer, gewisse Mindererträge werden durch geringere Aufwände kompensiert», bemerkt er. Der Dieselverbrauch sinke und dank weniger Überfahrten würden der Boden geschont und Zeit gespart. Glauser fasst einige der weiteren Versuchsergebnisse zusammen:

Erosion: Risiko ist verringert im Konservierenden System, dasselbe gilt für Verschlämmung.

Schichtung: Obere Bodenschichten dank grösserer Regenwurmaktivität im Konservierenden System besser durchmischt.

Fusarien: Waren dank der weiten Fruchtfolge auch ohne ganzflächige Bodenbearbeitung kein Problem.

In Zukunft ohne Glyphosat

«Heute ist das System Direktsaat ohne Herbizide kaum denkbar», ist sich Lorenz Glauser bewusst. Der Einsatz habe zwar in den letzten Jahren reduziert werden können, nach wie vor bestehe aber dieser Zielkonflikt zwischen Boden- und Pflanzenschutz. «Glyphosat ist in der EU jetzt für weitere 10 Jahre zugelassen und relativ günstig», fährt er fort, «ich hoffe, dass wir es bis nach Ablauf dieser Frist gar nicht mehr brauchen».


Ende März haben Glauser und Tschumi bei einer Führung den Stand und die Entwicklung der einzelnen Parzellen erläutert:

Die Gründüngung Orga-Mix kam zu spät in den Boden

«Diese Gründüngung konnten wir erst spät säen», sagt Lorenz Tschumi. Wegen schlechter Witterung kam sie erst am 1. September 2023 in den Boden und konnte sich danach nicht richtig etablieren. Entsprechend schlecht ist die Unkrautunterdrückung: Die ganze Fläche ist überwuchert mit Ehrenpreis, Hohlzahn, Vogelmiere usw. Ende April / Anfang Mai wird hier Körnermais gesät. «Unter diesen Umständen ist der Einsatz eines Totalherbizids im System Direktsaat nicht zu umgehen», stellt Tschumi fest.

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Feine Rapssaat besser mit Strip-Till

Von oben zeigen sich beim Raps kaum Unterschiede zwischen der konservierend bewirtschafteten Parzellenhälfte und jener mit ganzflächiger Bodenbearbeitung. Erstere zeigt allerdings leicht kleinere Pflanzen, da wegen schlechter Bestandsdichte nochmals nachgesät werden musste: «Wir haben festgestellt, dass es bei feinen Sämereien wie eben Raps für das Auflaufen von Vorteil sein kann, mittels Strip-Till zu säen», sagt Lorenz Glauser. Dort wird mittels Scheiben oder Zinken der Säschlitz minimal bearbeitet und der Boden kann sich bereits vor der Saat etwas erwärmen und ein guter Bodenschluss ist gewährleistet.
Auf der Bodenoberfläche liegen auf dem konservierend bewirtschafteten Teil Ende März noch sichtbare Reste des Weizenstrohs, das auf der anderen Parzellenhälfte mit dem Grubber eingearbeitet worden ist.

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Volle Unkrautunterdrückung, aber Raps funkt dazwischen

Im Gegensatz zur Gründüngung nach Raps und vor Körnermais konnte jene auf der künftigen Rübenfläche bereits früh – am 10. Juli – gesät werden. Sie entwickelte sodann ihre volle unkrautunterdrückende Wirkung und es wäre kein Herbizid vor der Zuckerrübensaat nötig, wäre da nicht der Ausfallraps. «Den haben wir beim Dreschen vom vorher geernteten Rapsfeld eingeschleppt», bedauert Lorenz Glauser. Auf der kleinen Versuchsfläche könnte man den Raps zwar von Hand ausreissen, da der Versuch aber praxisnah sein soll, sehen die HAFL-Fachleute einen anderen Weg vor: «Mithilfe einer Drohne erstellen wir eine teilflächenspezifische Applikationskarte und somit kann eine Pflanzenschutzspritze mit entsprechender Ausstattung gezielt nur den Ausfallraps behandeln. So ist auch von Beginn an klar, wie viel Spritzbrühe es braucht», ergänzt Glauser.

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Unterschiede auf der Oberfläche sichtbar

Einen deutlichen Unterschied zwischen den beiden Bewirtschaftungsarten sieht man beim Winterweizen. Wo die Kultur direkt gesät worden ist, zeigen zahlreiche Haufen eine hohe Regenwurmaktivität. Ausserdem ist der Boden oberflächlich krümelig, während er nach der ganzflächigen Bodenbearbeitung auf der anderen Seite verschlämmt ist.

«Aufgrund der Zuckerrüben als Vorkultur ist der Bestand nicht so homogen wie jener nach Soja», bemerkt Lorenz Glauser. In der Extenso geführten Kultur wurde am 1. November chemisch Unkraut bekämpft, im Februar folgte die erste Düngung mineralisch.

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Der Roggen hat noch Aufholbedarf

Zwischen dem Grünschnittroggen zeigen sich noch die Stoppeln des Körnermaises, der 2023 auf dieser Fläche gewachsen ist. «Einen Tag vor der Ernte haben wir den Roggen mit dem Handstreuer mit doppelter Saatgutmenge gesät», schildert Lorenz Tschumi. Nach der Ernte wurden die Maisstoppeln abgemulcht. Der Grünschnittroggen schützt jetzt den Boden bis zur Saat von Soja. Bis dahin sollte er etwa eine Höhe von 30 cm erreicht haben, schätzt Tschumi. Vorgesehen sei, auf der Parzellenhälfte mit Direktsaat im Nachgang den Roggen mit einer Quetschwalze zu terminieren. «Wenn er zu klein ist, müssen wir vielleicht aber Glyphosat einsetzen.»

Sechs Wochen vor der Maisernte 2024 soll wiederum Grünschnittroggen eingesät werden – diesmal per Drohne und deutlich früher, damit nach dem Dreschen bereits ein etablierter Bestand steht.

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Fruchtfolge zeigt ihren Wert

Der Winterweizenbestand (Sorte Montalbano) mit Vorkultur Soja präsentiert sich deutlich regelmässiger und kräftiger als jener, der nach Zuckerrüben auf dem Oberacker angebaut wird. Lorenz Tschumi führt dies auf den Stickstoff zurück, den die Leguminose im Boden fixiert hat und der nun dem Getreide zur Verfügung steht. Hier zeigt sich demnach – wie bei der Unkrautunterdrückung und dem Vermeiden von Pflanzenkrankheiten wie Fusarien – der Wert einer wohlüberlegten Fruchtfolge.

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