Drahtwürmer sind ein bekanntes Problem, vor allem in Kartoffeln. Gelegentlich richten die Larven der Schnellkäfer aber auch an jungen Mais-, Rüben- oder Getreidepflanzen Schäden an. Markus Hochstrasser vom Strickhof berichtet von einzelnen Fällen in der Wintergerste, die in diesem Herbst gemeldet wurden. «Die betroffenen Pflanzen wiesen gelbe Blätter auf. Die inneren Blätter liessen sich leicht aus der Pflanze ziehen und der Wurzelansatz war angefressen oder besass ein kleines Eintrittsloch.»

Drahtwürmer halten sich im Winter und Sommer in tieferen Bodenschichten auf, zum Schutz vor Kälte respektive Trockenheit. Der Hauptschaden findet im Frühjahr sowie Herbst ab einer Bodentemperatur von 10°C statt, wenn sich die Larven im Oberboden befinden.

Schleichende Zunahme von Drahtwürmern

Bis zum Jahr 2014 wurde der Wirkstoff Fipronil als Beizmittel (Produkt Regent) zur Behandlung von Getreide-Saatgut gegen Drahtwürmer eingesetzt. Danach entzog man dem Insektizid aufgrund seiner Bienengefährlichkeit berechtigt die Zulassung. Eine vergleichbar effiziente Bekämpfungsmöglichkeit gibt es seither nicht auf dem Markt.

Die vereinzelten Befallsschäden in der Gerste, die Markus Hochstrasser mitgeteilt wurden, sind unter Umständen dem Beizverbot zuzuschreiben. Dies bestätigt auch Giselher Grabenweger, Projektleiter «Biologische Schädlingsbekämpfung im Ackerbau und Grasland» bei der Agroscope Reckenholz. Er sagt: «Eine Zunahme ist generell im Ackerbau zu beobachten. Neben dem Verbot der Neonicotinoid-Beizung in den Zuckerrüben (Gaucho) begünstigen auch die reduzierte Bodenbearbeitung und die Zunahme an Grünbracheflächen die Drahtwurmpopulationen.»

Im Getreide gibt's noch keinen Grund zur Sorge

Ein Grund zur Panik? Nein, sagt Markus Hochstrasser. Ein moderater Drahtwurmbefall sei in der Gerste weniger schlimm. «Durch die Bestockung der Gerste sind meist keine ertrags-relevanten Schäden zu erwarten, da ein Pflanzenausfall bei 200 Pflanzen/m2 besser kompensiert werden kann. Bei einem starken Befall können nesterweise aber schon Fehlstellen entstehen.»

Wird die Drahtwurmpopulation weiter ansteigen, werden auch Schäden in anderen Kulturen wie Mais zunehmen, wo mit nur neun Pflanzen pro Quadratmeter der Schaden nicht kompensiert werden kann, so der Pflanzenbau-Berater. Die einzelnen Schadmeldungen in der Gerste müssten deshalb gut beobachtet werden.

Vorbeugende Massnahmen dringend nötig

Weil es an effizienten chemischen Bekämpfungsmassnahmen fehlt, ist es umso wichtiger, die Drahtwurmpopulation mit vorbeugenden Massnahmen auf einem niedrigen Niveau zu halten. Aus Sicht der Drahtwurmbekämpfung fahre man gut, wenn weniger Kunstwiese angebaut werde, sagt Giselher Grabenweger. Zudem ist die Bodenbearbeitung ein wichtiges Werkzeug. Mit einer flachen, intensiven Bodenbearbeitung werden die Eier, empfindliche Junglarven und Puppen an die Oberfläche befördert, wo sie ­vertrocknen. Am effektivsten ist die Stoppelbehandlung mit der Scheibenegge im Spätsommer, wenn die Aktivitätsphase der Schädlinge beginnt. Dies sollte aber über Jahre erfolgen, um die Drahtwurmpopulation nach-haltig zu reduzieren.

 

Drahtwürmer reduzieren: Bringt die Fruchtfolge etwas?

Generell spielt der Fruchtwechsel eine wichtige Rolle in der Regulierung von Schädlingen. Das gelingt, wenn der Schädling einen einjährigen Zyklus hat. Je nach klimatischen Bedingungen und Nahrungsangebot dauert die Entwicklungszeit vom Ei bis zum ausgewachsenen Schnellkäfer aber drei bis fünf Jahre. «Das beachten viele Landwirte nicht», sagt Markus Hochstrasser. Der übliche Fruchtwechsel: Getreide/Mais/Kartoffeln – zwei bis drei Jahre Kunstwiese – Mais/Getreide/Kartoffeln funktioniert beim Drahtwurm eher schlecht als recht. Denn die meisten Schäden werden in den ersten ein bis drei Jahren nach dem Umbruch von mehrjährigen Wiesen festgestellt.

Deshalb gilt es die Fruchtfolge bei einem Drahtwurmbefall zu optimieren: 

  • Bei Anzeichen von Drahtwürmern prüfen, ob der Kunstwiesenanteil zu hoch ist. 
  • Auf mehrjähriges Kleegras verzichten (fördert eher).
  • Keine Kartoffeln nach Wiesenumbruch.
  • Als überwinternde Gründüngung Roggen, Ölrettich und Wicken einsetzen.
  • Möglichst abwechslungsreiche Fruchtfolge, um verschiedene Nützlinge gegen den Drahtwurm zu fördern.
  • Leguminosen (Erbsen, Ackerbohnen, Buschbohnen) und Kruziferen (Weisskohl, Ölrettich, Senfarten) können zur Reduktion der Drahtwurmschäden beitragen.
  • Kartoffelanbau: Auf stark befallenen Flächen mit bewilligten Granulaten arbeiten oder auf den Anbau verzichten.
  • Körnerleguminosen und Getreide eignen sich als Vorfrucht zu Kartoffeln.
  • Bei stark betroffenen Parzellen Getreide statt Mais anbauen.
  • Quecken bekämpfen, da die Wurzeln die Entwicklung der Drahtwurmlarven fördern

Attracap gegen Drahtwürmer in Kartoffeln

In den Kartoffeln wird voraussichtlich auch für 2021 das biologische Granulat «Attracap» zur Bekämpfung der Drahtwürmer auf maximal 1000 Hektaren per Notzulassung bewilligt. Attracap enthält einen CO2-Lockstoff für Drahtwürmer sowie einen insektenpathogenen Pilz, der bei Kontakt den Drahtwurm infiziert und tötet.

«Das ‹attract-and-kill›-Prinzip, das mit dem Granulat in die Praxis umgesetzt wird, ist nicht an eine spezielle Kultur gebunden und könnte auch in anderen Kulturen funktionieren», sagt Grabenweger. Er vermutet, dass das Granulat aber in stark wurzelbildenden Kulturen weniger attraktiv sein könnte, da die vielen Wurzeln eine alternative CO2–Quelle darstellen. Die Lockwirkung des Granulats müsste in anderen Kulturen zuerst getestet werden, ergänzt der Agroscope-Forschende.