Agrarpolitische und klimatische Herausforderungen und in gewisser Weise auch der Markt werden Vielfalt auf den Betrieben fördern und somit Spezialkulturen in den nächsten Jahren Aufwind verleihen. Gerade auch im Kanton Luzern, wo das Ganze bewusst gefördert wird. Die BauernZeitung hat in den vergangenen Wochen mehrmals darüber berichtet.
Veränderungen bei Klima und Nachfrage
Explizit erwähnt im Luzerner Projekt werden auch Sonnenblumen. Für Ölsaaten liege das Potenzial überwiegend im nationalen Markt, sowohl konventionell als auch biologisch produziert. Mit dem vermehrten Verzicht auf Palmöl sowie dem wachsenden Markt für vegane Ersatzprodukte wird auch für Ölsaaten in Zukunft eine steigende Nachfrage erwartet.
Die Sonnenblume ist wärmeliebend, vergleichbar mit Soja oder mittelspätem Körnermais. Grundsätzlich sind Sonnenblumen trockenheitstoleranter als Mais und Soja, während Blüte und Kornbildung ist der Wasserbedarf erhöht. Bodenansprüche sind bei der Sonnenblume eher gering, nur Moorböden, staunasse und verdichtete Böden sind nicht geeignet. Der hauptlimitierende Faktor gemäss Projektgruppe «Offensive Spezialkulturen» im Kanton Luzern ist die Durchschnittstemperatur während der Wachstumsperiode. So befinde sich das geeignete Anbaugebiet heute vor allem im südlichen Seetal. Mit der Klimaerwärmung dehnten sich die gut geeigneten Anbaugebiete in Richtung Rottal-Wolhusen, Sempach und Michelsamt aus, heisst es im Bericht weiter.
Rapsanbau wird immer schwieriger
Dass Sonnenblumen beliebter werden bei den Landwirten, hat vor allem auch mit dem Pflanzenschutz zu tun. Denn Raps im Gegenzug wird im Anbau wegen Verboten von diversen Pflanzenschutzmitteln immer komplexer. Viele Lohnunternehmer haben ihre Mähdrescher bereits mit einem entsprechenden Gebiss für die Sonnenblumen-Ernte aufgerüstet. So auch die Kneubühler Mähdrescherei AG, Gettnau LU. Sie lud Mitte September auf den Betrieb von Ivo Steinmann in Zell LU. Thema: Sonnenblumen, und zwar vom Anbau über die Ernte bis zur Vermarktung. In der Region geht der Grossteil der Ernte zu Landi/Fenaco oder der Mühle Briseck GmbH in Zell, wo Geschäftsführer Ulrich Peter seine Erfahrungen und Einschätzungen weitergab.
Tipps zum Anbau gab es vom erfahrenen Pflanzenschutzberater Dominik Fischer, Verkaufsleiter bei Leu + Gygax AG. Schnecken, Käfer und Vögel wie Krähen oder Tauben gelte es im Auge zu behalten. Jedes Jahr sehe er Felder, die ein zweites Mal bestellt werden müssten. Kontrollgänge lohnen sich. Sonnenblume gelte im Vergleich zu Raps als extensivere Kultur. Die Schädlingsbekämpfung im Raps sei zudem stark erschwert wegen Verboten. Bei gesicherter Abnahme seien Sonnenblumen da eine Alternative. «Nebst dem Ölsaatenbeitrag von 700 Franken pro Hektare gibt es den Extenso-Beitrag», rechnet Fischer vor. Das könne sich lohnen. Zudem ist das Risiko wegen Ausfällen kleiner, da Sonnenblumen deutlich weniger lang im Boden sind als etwa Raps. Ein mässiges Sonnenblumenjahr sei witterungsbedingt 2023, so die Einschätzung von Fischer. Die Felder seien spät dran.
Dreschen und Pressen bei Kneubühler
Toni Birrer von der Kneubühler Mähdrescherei AG hat vier Mähdrescher im Einsatz, auch hangtaugliche bis 40 Prozent. Der Aufsatz für die Sonnenblumenernte ist 6 Meter breit. Unterwegs ist das Unternehmen vor allem im Luzerner Hinterland. Die Kundschaft schätze es, wenn man möglichst viele Kulturen ernten könne und der Landwirt nicht mehrere Unternehmer aufbieten müsse. Dies sei, zusammen mit der stärkeren Nachfrage bei den Sonnenblumen, Auslöser für die Investition gewesen, so Birrer. Ebenfalls aktiv ist man bei der Maisernte (Körnermais und Ganzpflanzen) und bei Kleinballen-Presse ab Feld oder Stock.