Seit diesem Jahr produziert Biobauer Heinz Schmid im Luzerner Seetal bei Aesch auf rund 72 Aren Solarstrom und Himbeeren am selben Standort. Über der Beerenanlage sind drei verschiedene Systeme von Solarmodulen installiert. Er berichtete letzte Woche an einem Anlass für Interessierte über die ersten Erfahrungen, zusammen mit Vertretern der Anlagebauer Insolight und Megasol.

Strom und Beeren

Begleitet wird das Forschungsprojekt von der Forschungsanstalt Agroscope und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL). Drei verschiedene Anlagetypen werden verglichen: Die selbst gebaute Anlage von Heinz Schmid mit einer installierten Leistung von 130 kWp auf 26 Aren; die Anlage der Firma Insolight mit einer installierten Leistung von 160 kWp auf 26 Aren und die Anlage der Firma Megasol mit einer installierten Leistung von 320 kWp auf 20 Aren.

Die Anlage der Firma Insolight erinnert optisch entfernt an ein Gewächshaus. Wie in Gewächshäusern lässt sich der Energieschirm (ein reflektierendes Gewebe), welcher zwischen Himbeeren und den semitransparenten PV-Modulen montiert ist, öffnen und schliessen. Dies erfolgt automatisch, wenn die Himbeeren unter «Hitzestress» leiden, wodurch wiederum mehr Sonneneinstrahlung für die Stromproduktion zur Verfügung steht. Betritt man die Anlage, sind die tieferen Temperaturen durch die Beschattung spürbar, was das Arbeiten an heissen Tagen darin angenehmer macht. Bei der Anlage der Firma Megasol werden bewegliche Module verwendet, die sich je nach Sonnenbedarf der Himbeeren ausrichten.

Himbeeren sind prädestiniert

Zu den Auswirkungen auf den Ertrag können noch keine gesicherten Aussagen gemacht werden. In Conthey VS führte Insolight mit Agroscope während dreier Jahre Vergleichsversuche unter verschiedenen Anbaubedingungen durch. In den Ergebnissen zeigte sich, dass der Ertrag von Jahr zu Jahr und auch je nach Sorte schwankt. Das Fruchtgewicht war häufig höher unter der Solaranlage. Die Himbeere erweist sich als ideal für diese kombinierte Produktion, da sie ursprünglich eine Waldpionierpflanze ist. Für Stein- oder Kernobst existieren noch keine Erfahrungen. Bei Aronia- und Heidelbeeren gäbe es vielversprechende Forschungsergebnisse. Beim Versuch mit Erdbeeren in der Pilotanlage von Agroscope in Conthey wiesen die Beeren im Frühling hingegen einen tieferen Zuckergehalt auf. Verfrühen sei in Kombination mit Solarproduktion kaum möglich.

Bewilligung nötig

In den meisten Kantonen sind Agri-PV-Anlagen auf Spezialkulturen bewilligungsfähig, wenn die Anlage den Witterungsschutz ersetzt. Die Produktion muss gegenüber dem ungeschützten Anbau klare Vorteile aufweisen. Ansonsten ist eine Bewilligung grundsätzlich nur im Zusammenhang mit einem Forschungsprojekt möglich.

Agripeik Beratung

Die Bauernverbände Luzern und Aargau bieten Agripeik- Energieberatungen an, die von Bund und Kanton gefördert werden und damit sehr attraktiv für Landwirtschaftsbetriebe sind. Für rund Fr. 150.– bis Fr. 250.– erhält der Betrieb einen Bericht mit Massnahmenvorschlägen inkl. Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Interessierte können sich bei Raphael Heini (LBV Luzern) oder Priska Stierli (BV Aargau) melden.