Am Schluss und nach Diskussion zu den Referaten von Nadja El Benni und Maria Bystricky blieben kaum mehr Zweifel bei den rund 50 Zuhörern am Webinar der Luzerner CVP-Landwirtschaftskommission: Vor allem auch wegen der negativen Auswirkungen auf die Umwelt braucht es zwei Nein zu den Pflanzenschutz-Initiativen am 13. Juni. Unter Leitung von Hanspeter Bucheli informierten die beiden Agroscope-Studienautorinnen zu den wirtschaftlichen und strukturellen sowie den Umwelt-Auswirkungen der Trinkwasser-Initiative (TWI).

Intensivere Produktion

Schon 2019 hatte Agroscope in einer Studie aufgrund von 18 möglichen Szenarien die Auswirkungen auf die Landwirtschaft aufgezeigt. So, weil auch der Bundesrat wissen wollte, wie viele Betriebe aus den Direktzahlungen aussteigen, wenn sie kein Futter mehr zukaufen und keine Pflanzenschutzmittel mehr einsetzen dürfen. Es sei nicht die Mehrheit der Betriebe, welche bei einem Ja zur TWI künftig auf Beiträge verzichten, erklärte El Benni. Vor allem die meisten Rindvieh- aber auch Ackerbaubetriebe würden sich wohl arrangieren. Auf der Mehrheit der Fläche würde somit auf Pestizide verzichtet. Anders bei den Spezialbetrieben wie Obst- und Gemüseproduzenten, sie würden mehrheitlich aus dem ÖLN aussteigen, und viel intensiver produzieren. Gerade Gemüse, wo ja eine Konsumsteigerung erwünscht sei, würde so weniger umweltgerecht hergestellt. Eier und Poulets würden gar mehr produziert als heute.

Umweltbilanz negativ

Gleichwohl würde die Bruttokalorienproduktion in der Pflanzen- und Tierproduktion insgesamt sinken, ebenso der Selbstversorgungsgrad. Eine Produktionsverlagerung ins Ausland wäre die Folge. Bei einem Ja zur TWI würde zwar im Inland die Belastung der Gewässer mit Pflanzenschutzmitteln, Stickstoff und Phosphor sinken, erklärte Bystricky. Werden aber die vermehrt nötigen Importe mitberücksichtigt, verschlechtert sich die Umweltbilanz insgesamt stark. Der Pestizidverzicht wirke nur auf einen Teil der untersuchten Umweltwirkungen. Vor allem der im Inland reduzierte Tierbestand (weil keine Futtermittel mehr zugekauft werden dürfen), habe stark negative Auswirkungen, so auch wegen Wasserknappheit. Und dies, selbst wenn auf ökologischere Importe und weniger Nahrungsmittelverluste geachtet würde.

Initiativtext entscheidend

In der Diskussion machten sowohl Ständerätin Andrea Gmür wie Nationalrat Leo Müller klar: Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass es dann das Parlament bei der Umsetzung der beiden Initiativen «schon vernünftig richten werde». «Wir haben den Auftrag, Initiativen so umzusetzen, wie sie in der Verfassung stehen.»