«Es kann noch viel passieren», sagt denn auch Richard Hollenstein, Obstbauberater aus dem Kanton St. Gallen. Abzuwarten bleiben die Eisheiligen, die vom 11. bis zum 15. Mai dauern. Dann sollte die Gefahr von Spätfrösten vorbei sein, und es kann von der Ernte 2024 gesprochen werden. [IMG 2] Aber auch Richard Hollenstein freut sich an der üppigen Blütenpracht. «Ich kann mich kaum an ein Jahr erinnern, wo die Blüte so früh war», sagt er. In sehr frühen Lagen, wo die Blüte bald zur Neige geht, hätte es vom Aufblühen bis zum Abblühen nur wenige Tage gedauert – durchwegs über alle Obstkulturen hinweg.
Neben der latenten Angst vor Spätfrösten ist aber auch der Pflanzenschutz für die Obstbauern eine Herausforderung. Hollenstein appelliert an die gute Landwirtschaftspraxis. Applikationen während der Blüte sollen, wenn möglich, ausserhalb des Bienenflugs stattfinden. Mithilfe von Prognosemodellen, die über Agrometeo abrufbar sind und auch von den Fachstellen Obstbau vermittelt werden, und mit der notwendigen Erfahrung schaffen es die Obstbauern immer wieder, auch anspruchsvolle Situationen im Pflanzenschutz zu meistern. «Ein extremer Störfaktor ist diesbezüglich der laufende Wegfall von Wirkstoffen. Hier muss künftig eine Änderung erfolgen», sagt Richard Hollenstein. Er hofft auf eine gute Obsternte in der Ostschweiz.
Aber auch schweizweit stehen die Zeichen auf Grün für eine gute Obst- und Beerenernte, wie Hubert Zufferey, Leiter Produktion und Verarbeitung vom Schweizer Obstverband, bestätigt. «Bei den Erdbeeren rechnen wir mit einer ähnlich gleichen Erntemenge wie 2023. Bei Beeren, Stein- und Kernobst steht uns die Feuerprobe mit eventuellen Spätfrösten noch bevor», sagt Hubert Zufferey.
Grosse Ernte und Preise?
Es heisst «grosse Ernte, schlechte Preise» – wie steht es mit den Richtpreisen? «Es ist zu früh, Produzenten-Richtpreise festzulegen», relativiert Hubert Zufferey. Diese würden auch von der Menge der kommenden Ernte abhängen. «Bei den Erdbeeren ist vorgesehen, dass wir mit vergleichbaren Produzenten-Richtpreisen wie im Vorjahr starten.» Das wäre dann für den Direktverkauf ein Richtpreis zwischen 13 und 15 Franken pro kg.
Ein guter Marktverlauf mit Mengen, die dem Marktbedarf entsprächen, sei auch eine Garantie für gute Preise. Für Steinobst werden die Preise nach den Eisheiligen Ende Mai bekanntgegeben. «Zurzeit gehen wir von stabilen Produktionskosten auf Niveau Vorjahr aus», so Zufferey abschliessend.
Wandern mit Kirschblüten
Wo die Kirschbäume gerade am schönsten blühen, erfährt man im Kanton Zug durch einen Anruf beim «Chriesitelefon» mit der Nummer 041 511 75 00. So können Besucher die Blütenpracht über mehrere Wochen hinweg auf Chriesi-Wanderungen geniessen. [IMG 3]
Zug ist neu Teil eines europäischen Kirschblüten-Projekts.
Zusammen mit Bern, Zürich und Basel-Land sind auf der Website www.cherryblossom-map.net die Standorte von blühenden Kirschbäumen in 35 europäischen Städten verzeichnet.