Das Rebjahr 2023 habe die Flexibilität der Winzerinnen und Winzer der Region auf die Probe gestellt, sagte der Baselbieter Rebbaukommissär Urs Weingartner am Dienstag an einer Medienorientierung auf dem Weingut Rinklin bei Basel. Nach dem Hitzesommer 2022 habe 2023 mehrere grössere Wetterumschwünge mit sich gebracht.
«Noch ist nicht alles unter Dach und Fach, der grösste Teil der Weintrauben hängt noch an den Rebstöcken», sagte Weingartner. Derzeit sehe es danach aus, dass viele Sorten gleichzeitig den Erntezeitpunkt erreichten. «Die Reifephase hinkte dem Vorjahr in den letzten Wochen leicht hinterher», sagte Weingartner.
Kaum Spätfrost und Hagel, aber ein wechselhafter Sommer
Ausgehend von den vorhandenen Daten geht er von einer Erntemenge von etwas mehr als 700 Tonnen aus. Dies entspreche in etwa dem Zehnjahresschnitt. Wichtig sei aber weniger die Quantität als die Qualität der Weine. Für diese stünden die Zeichen gut, so Weingartner. Die bisher gelesenen weissen Trauben zeigten genügend Zucker und erfrischende Säure. «Einem gelungenen Weinjahrgang 2023 steht kaum mehr etwas im Wege», sagte Weingartner. Positiv ausgewirkt habe sich, dass es in der Region kaum Spätfröste und auch weniger gravierende Hagelschäden als noch im Vorjahr gegeben habe.
Allgemein habe das veränderte Klima der letzten Jahre die Arbeit nicht einfacher gemacht, sagte Thomas Engel von der Kellerei Siebe Dupf. Früher sei das Herbsten im Baselbiet gestaffelt vor sich gegangen: «Erst kamen Muttenz und Pratteln, dann Sissach und schliesslich Wintersingen und Maisprach», sagte er: «Heute wird querbeet geherbstet, für uns ist das eine logistische Herausforderung.»
Wegen KEF: Blauburgunder teilweise «wirklich nicht mehr schön»
Sorgen bereitet den Winzern vor allem im Baselbiet die Kirschessigfliege. Auf den anfälligeren roten Sorten seien mittlerweile zahlreiche Eiablagen gefunden worden, sagte Urs Weingartner. «Nach dem Regen der letzten zwei Wochen weisen viele Trauben Haarrisse auf», sagte dazu Thomas Engel: «Das zieht die Viecher an.» Beim Blauburgunder sehe er im Moment alles – «von schön bis wirklich nicht mehr schön», so Engel.
Keine weiteren Japankäfer gefunden
Teilweise müsse in Betracht gezogen werden, die Trauben vorzeitig zu ernten und zu Weisswein zu verarbeiten, sagte Andreas Buser vom Verband der Weinproduzenten Region Basel-Solothurn. Auf diese Weise könnten grössere Schäden verhindert werden
Entwarnung gibt es vorerst beim Japankäfer. Im Sommer hatte der Pflanzenschutzdienst zwei männliche Exemplare im Raum Münchenstein gefunden. Bei der intensivierten Fallenüberwachung seien keine weiteren Käfer gefunden worden, sagte Weingartner.