Gestern Donnerstag war im Talgebiet der Nationale Heutag. Ein grosser Teil der extensiv genutzten Wiesen wurde geschnitten. Der 15. Juni fällt damit heuer in eine Schönwetterperiode.

Das grossflächige Abräumen dieser Flächen hat einen entscheidenden Nachteil: Viele Arten verlieren einen grossen Teil ihres Lebensraums auf einen Schlag. Dem würde der flexible Schnittzeitpunkt entgegenwirken. Im Rahmen von Vernetzungsprojekten wurde eine flexible Schnittvariante für Biodiversitätsförderflächen (BFF) in den letzten Jahren eingeführt.

Flexibel oder nicht?

Insbesondere in diesem Jahr, wo die Bestände im Talgebiet bereits früh im Jahr sehr weit fortgeschritten waren, dürften sich die Bewirtschafter und Bewirtschafterinnen wieder vermehrt mit der Frage beschäftigen, ob die Umstellung auf den flexiblen Schnittzeitpunkt auch für sie der richtige Weg wäre. Denn für die Landwirte hat ein flexibler Schnitt klare Vorteile. Zum einen wird das Wetter am 15. Juni weniger relevant und es kann vermehrt auf die Qualität des Futters geachtet werden. Weiter kann besser gegen Problempflanzen vorgegangen werden.

Wie mehrere Studien zeigen und auch frühere Generationen bewiesen haben, hat das Schnittregime auf extensiven Wiesen einen grossen Einfluss. Neben dem Zeitpunkt spielen Mähwerk und Schnitthöhe eine weitere entscheidende Rolle.

Bringt ein früher Schnitt zwar technisch gesehen Vorteile für die Bewirtschafter, hat er Nachteile für die Natur. Wird vor der Samenbildung geschnitten, werden einzelne Pflanzen verdrängt, was sich auch auf die botanische Zusammensetzung auswirkt. Weiter werden Nester von Bodenbrütern zerstört.

Im Berggebiet negativ

Wie eine Umfrage bei Landwirtinnen und Landwirten im Kanton Bern (im Rahmen einer Masterarbeit 2018 bis 2020) zeigte, hat sich gerade im Berggebiet ein flexibler Schnittzeitpunkt negativ auf die Qualität der Flächen ausgewirkt. Erwartungsgemäss wurde früher gemäht, und zwar wie folgt:

  • 5,8 Tage in der Talzone
  • 13,9 Tage in der Bergzone I und II
  • 7,9 Tage in der Bergzone III und IV

Ein Fazit rund um den richtigen Schnittzeitpunkt der BFF scheint auch den Fachpersonen zuweilen Mühe zu bereiten. Klar ist: Der Nationale Heutag setzt den Arten durch das grossflächige Verschwinden von Lebensraum zu. Der flexible Schnittzeitpunkt hat im Gegenzug negative Folgen auf die Qualität der Wiese.

Wie das Bundesamt für Landwirtschaft im letzten Jahr auf Anfrage ausführte, ist nicht vorgesehen, in absehbarer Zeit die in der Direktzahlungsverordnung definierten Schnittzeitpunkte für BFF-Wiesen aufzuheben. Daran scheint auch der Verlust an Arten und Qualität nichts zu ändern.