Ein Erfolgsrezept für die Aufwertung von artenreichen Wiesen und Weiden gibt es nicht, aber die UFA-Samen hat mit einem Beitrag im aktuellen Feldsamenkatalog einen Versuch gewagt. Michael Burri, der Bereichsleiter Wildblumen bei der Saatgutbranche der Fenaco-Gruppe erklärt, wie es geht, und ergänzt den Beitrag mit bereits gemachten Erfahrungen. Denn das Interesse der Bauern ist vorhanden und die Forschung macht vorwärts.
1. Planung: Die Streifensaat ist dann sinnvoll, wenn die Qualitätsstufe 2 noch nicht erreicht ist, der «alte» Bestand aber schon in die richtige Richtung geht und den extensiven Charakter trägt – bestenfalls sind sogar schon einige Zielarten vorhanden, sagt Burri. Nicht sinnvoll ist die Streifensaat, wenn es sich um einen Sackgassenbestand handelt (reiner Krautbestand ohne Gräser, massenhaft Problemunkräuter). In diesem Falle würde sich eine flächige Neuansaat anbieten. Das Interesse des Bewirtschafters und der Standort sind ebenfalls wichtige Faktoren für das Gelingen der Methode, beobachtet Michael Burri.
Es braucht eine Bewilligung
Der Umbruch für eine Streifensaat in eine bestehende Wiese oder Weide ist bewilligungspflichtig. Für eine erfolgreiche Anlage sollten die Streifen schon im Herbst vor dem Aussaatjahr bearbeitet werden. Der Streifenabstand richtet sich nach der Topografie und den zur Verfügung stehenden Maschinen. Die Streifenflächen sollten 20 bis 25 % der Gesamtfläche betragen. Je grösser der Streifenabstand, desto länger wird es dauern, bis die Gesamtfläche die Qualitätsstufe 2 (QII) erreicht.
Regioflora
Auf der Website von Regioflora, der nationalen Beratungs- und Koordinationsstelle für die Erhaltung und Förderung der genetischen Ressourcen von Wildpflanzen, finden Landwirte und Landwirtinnen gezieltes Infomaterial zu Begrünungsverfahren in der Landwirtschaft. Eines davon ist die Direktbegrünung, bei dem gebietseigenes Saat- und Pflanzgut von Spenderflächen auf Zielflächen übertragen wird.
Weitere Infos zur Aufwertung von Wiesen und Weiden finden Sie hier
2. Öffnen der Streifen: Für diejenigen, die sich jetzt (Ende März) noch dazu entscheiden, eine Fläche mit der Streifensaat-Methode aufzuwerten, ist «höchste Eisenbahn», wie Michael Burri sagt. Anderenfalls könne man sich zum jetzigen Zeitpunkt zumindest Gedanken machen, diese Methode im nächsten Jahr in Betracht zu ziehen.
Der erste Durchgang geschieht mithilfe des Grubbers, des Pfluges oder mit einer leistungsstarken Bodenfräse. Die Streifenbreite wird der Breite der Sämaschine angepasst, sollte jedoch 3 Meter nicht unterschreiten. Besser sind weniger, dafür breitere Streifen. Grund dafür ist der Randeffekt, wie Burri erklärt. Zieht man von einem 3-Meter-Streifen je einige Zentimeter ab, bleibt für die angestrebte Mischung nicht mehr viel Platz, sich zu etablieren.
Den Randeffekt beachten
Die erste Bearbeitung erfolgt rund 10 bis 15 cm tief, sodass der alte Bestand komplett vernichtet wird. Damit das Unkraut und die nicht zugedeckten Grasmutten besser auskeimen und auflaufen können, sollten die Streifen unmittelbar nach der ersten tiefen Bodenbearbeitung mit einer geeigneten Maschine zusätzlich nochmals etwas feiner bearbeitet werden (z. B. Kreiselegge). Das Saatbett sollte jetzt so aussehen, dass man säen könnte.
3. Mehrmaliges oberflächliches Bearbeiten: Die Streifen werden immer dann, wenn die Flächen durch keimendes Unkraut und durchwachsende Grasmutten wieder «grün» sind, flach bearbeitet (rund einen Monat nach erster tiefer Bodenbearbeitung). Am besten eignet sich dazu eine Federzinkenegge oder eine flach eingestellte Kreiselegge. Idealerweise geschieht dies noch im Spätherbst, aber sicherlich früh im kommenden Frühling.
4. Aussaat: Die Aussaat erfolgt ab Mitte April in ein sauberes und gut abgesetztes Saatbett. Sauber heisst dabei frei von Fremdbewuchs und ohne Durchwuchs aus der Vorkultur. Abgesetzt ist die Fläche dann, wenn die erste tiefe Bodenbearbeitung (Pflug, Kreiselegge, Grubber usw.) mindestens vier Wochen vor der Aussaat erfolgt und das Saatbeet zum Zeitpunkt der Saat trittfest ist. Gesät wird oberflächlich, also Saatgut nicht eindrillen. Nach der Saat muss die Fläche gut angewalzt werden (Cambridgewalze). Septembersaaten sind ungünstig und führen zu einem Artenverlust.
5. Kurzhalten des Bestandes neben den Streifen: Damit die bestehende Wiese/Weide nicht in die neu eingesäten Streifen absamen kann, wird der Bewuchs neben den Streifen bis im Sommer des Aussaatjahres regelmässig gemäht (z. B. Eingrasen). Diese Massnahme verringert zusätzlich den Schneckendruck.
6. Säuberungsschnitte: Die Keimzeit der Wildpflanzen dauert bis drei Monate. Anfangs sieht man nur Unkraut. Die spontan wachsende Vegetation dient als Deckfrucht. Wenn die Unkräuter zu blühen beginnen, ist es Zeit für den ersten Säuberungsschnitt. Der Säuberungsschnitt wird im Aussaatjahr mehrmals wiederholt, immer dann, wenn kein Licht mehr auf den Boden kommt. Die Schnitthöhe beträgt 10 bis 12 cm, das Schnittgut sollte sorgfältig zusammengenommen und abgeführt werden. Ein zu tief eingestellter Kreiselschwader oder ein aggressiv eingestelltes Ladewagen-Pick-up richten an den keimenden Wildpflanzen erheblichen Schaden an.
7. Geduld haben: Im Aussaatjahr sind noch keine Blumen sichtbar. Der ausgesäte Bestand ist lückig, kleinwüchsig und hat viele Unkräuter. Das muss so sein. Eine Nachsaat im Sommer oder Herbst wäre falsch.
8. Bodenheunutzung und Beweidung: In den kommenden Jahren wird die ganze Fläche sorgfältig als dreitägiges Bodenheu oder Weide genutzt, so als wäre alles neu angesät worden. Nach und nach werden sich die ausgesäten Arten aus dem Streifen in die ganze Fläche ausbreiten. Die Maschinen (Kreiselheuer usw.) helfen bei der Verbreitung.
Je nach Kanton unterschiedlich
Gibt es für Landwirte und Landwirtinnen sonst noch wichtige Anhaltspunkte, die für ein solches Verfahren wichtig zu wissen sind? Michael Burri fasst zusammen: Wegen der Streifen kann es in den ersten Jahren sein, dass für das Erreichen der Qualitätsstufe 2 nicht die ganze Fläche angerechnet wird. Zu beachten ist auch, dass je nach Kanton die Massnahme unterschiedlich unterstützt wird.
Abschliessend sagt Burri: «Die Streifensaat-Methode funktioniert, vor allem für Heuwiesen.» Für die Aufwertung von Weiden sei die Forschung noch weniger weit, man sei aber dran.
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«Auch in trockenen Jahren machbar»
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Olivier Magnin, ganz generell: Empfehlen Sie die Aufwertung von Wiesen und Weiden mittels einer Streifensaat?
Olivier Magnin: Diese Methode kann grundsätzlich geeignet sein, birgt jedoch das Risiko, dass bei der QII-Prüfung möglicherweise kein Streifen in der Aufnahmefläche enthalten ist. Bis die in den Streifen eingebrachten Arten sich auch ausserhalb der Streifen ausbreiten, können mehrere Jahre vergehen. Es wird deshalb auch mit Streifenfrässaat, also mit engen Streifen, experimentiert.
Wo genau muss man das Gesuch für die Bewilligung des Wiesenumbruchs einreichen?
Das Gesuch muss beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingereicht werden. Sie können die Ämter direkt über unsere Vermittlungsplattform finden. Diese ist allerdings erst im Aufbau.
Eignet sich diese Methode in nassen wie auch in trockenen Jahren oder gibt es da Limitierungen?
Streifenansaaten sind sowohl in trockeneren als auch in feuchteren Jahren möglich, wobei in feuchteren Jahren allenfalls Schnecken Probleme bereiten können. In trockeneren Jahren sind Streifen auch gegenüber einer kompletten Neuansaat einer Fläche vorteilhaft, da die Streifen weniger schnell austrocknen. In besonders trockenen Jahren kann jedoch eine Direktbegrünung (Begrünung mit Schnittgut von einer artenreichen Spenderfläche) Vorteile bieten, da das Schnittgut die Keimbedingungen verbessern kann.
Streifensaat-Methode
Eine Alternative zur Aufwertung von artenreichen Wiesen mit der Streifensaat-Methode ist die Direktbegrünung (siehe Kasten oben). «Diese Methode gewinnt sicherlich an Relevanz, und sie funktioniert auch», weiss der Agronom Michael Burri. Es gestalte sich aber zunehmend schwierig, Spenderflächen zu finden, die beispielsweise keinen Klappertopf enthalten oder bei denen der Rotschwingel-Anteil nicht das empfohlene Mass überschreitet, so Burri. Schlussendlich sei diese Methode unpräziser, weil man das Mischverhältnis nicht steuern kann. Dafür punktet die Direktbegrünung in Sachen Regionalität. Diesen Aspekt berücksichtige man bei den empfohlenen Mischungen für die Saatstreifen-Methode aber auch: So würden die beiden Mischungen «UFA Aufwertung QII CH-i-G» (für Wiesen) und «UFA Artenreiche Dauerweide CH-i-G» (für Weiden) regionsspezifische Wildblumenarten enthalten, so Burri. Diese Mischungen sind entsprechend teurer als Standardmischungen, da sie biodiversitätstechnisch wertvoller sind.
Aufwertung von extensiv genutzten Heuwiesen mit der Streifensaat-Methode