Nicht jede Parzelle ist gleich wie die andere und auch innerhalb einer Parzelle gibt es Unterschiede. Genau mit dieser Thematik beschäftigten sich Lorenz Tschumi und seine Klassenkameraden an den vergangenen zwei CAS-Kurstagen. Genau gesagt, ging es um die teilflächenspezifische Bewirtschaftung im Pflanzenbau.

Hierbei wird die Parzelle in einzelne Zonen eingeteilt. Die Fläche innerhalb dieser Zone wird dann entsprechend den spezifischen Standortbedingungen individuell bewirtschaftet. Dies ermöglicht einen effizienteren Einsatz von Betriebsmitteln wie Diesel (Bodenbearbeitung), Dünger, Pflanzenschutzmittel und Saatgut, weil jede Zone nach ihrer Bodenbeschaffenheit, ihrem Nährstoffvorrat und ihrem Ertragspotenzial bewirtschaftet wird.

In jeder Zone eine andere Düngermenge

Doch wie lässt sich eine Parzelle überhaupt in verschiedene Zonen einteilen? Hierzu dienen Bodenproben, die Informationen über den Bodentyp, den pH-Wert und die Nährstoffversorgung geben. Weiter können sogenannte Ertragsdaten genutzt werden, die aufzeigen, wo auf dem Feld welche Menge geerntet wurde. Auch Bilddaten, die durch Satelliten oder Drohnen aufgenommen werden, geben Aufschluss. Mithilfe der Luftaufnahmen wird der sogenannte «normalisierte Differenzvegetationsindex» (NDVI) berechnet. Er zeigt auf, wo die Pflanzen auf der Parzelle gut entwickelt sind und wo keine Pflanzen oder gestresste Pflanzen vorhanden sind.

Ist die Parzelle in die verschiedenen Zonen eingeteilt, geht es im Anschluss an das Generieren einer Ausbringkarte. Eine solche konnten die Kursteilnehmenden selbst mithilfe von Q-GIS für die Ausbringung von Dünger generieren. Zur Berechnung des NDVI verwendeten die Teilnehmenden Satellitendaten. Die Bilder können alle 14 Tage gratis heruntergeladen werden. Bei der Wahl der Bilder ist auf den Vegetationszeitpunkt und die Wetterverhältnisse zu achten. Wird ein Bild beispielsweise bei Nebel aufgenommen, lässt sich ausser der Farbe Weiss nichts erkennen.

Robin Hood oder Landlord?

Ist die Ausbringkarte erstellt, kann diese auf den Bordcomputer des Traktors übertragen werden. Dies bedingt, dass der Traktor mit einem Satellitennavigiersystem ausgestattet ist. Damit die Befehle des Traktors auch vom Düngerstreuer ausgeführt werden, müssen die beiden Maschinen zudem mit der standardisierten Schnittstelle Isobus ausgestattet sein. Eine teilflächenspezifische Düngerausbringung ermöglicht eine Ertragsmaximierung, eine höhere Stickstoffeffizienz sowie eine höhere ökonomische Effizienz. Bei der teilflächenspezifischen Ausbringung des Düngers kann zwischen zwei Strategien unterschieden werden:

Robin Hood: Hier werden die schwachen Bereiche der Parzelle gefördert. Das heisst, in diesen Zonen wird mehr Dünger ausgebracht.

Landlord: Hier richtet sich der Fokus auf die starken Bereiche der Parzelle. Das heisst, diese Zonen werden durch eine höhere Düngergabe gefördert.

Neben Q-GIS kann auch mit anderen Programmen wie dem 365 Farmnet von Barto gearbeitet werden. Hier übernimmt das System viele Schritte selbstständig. Der Landwirt zeichnet sein Feld auf der Karte ein, wählt ein passendes Satellitenbild und sagt dem Programm, welche Arbeit auf dem Feld verrichtet werden soll.

Das System generiert anschliessend selbstständig eine entsprechende Ausbringkarte. Die Selbstständigkeit des Programms vereinfacht dem Landwirt einerseits das Generieren einer Karte, andererseits wird dem Landwirt so bereits vieles vorgeschrieben und es kann nicht mehr vieles individuell angepasst werden. Auch Drohnenaufnahmen können nicht noch zusätzlich eingefügt werden.

Der Boden als limitierender Faktor

Die teilspezifische Flächenbewirtschaftung ermöglicht ein Miteinbeziehen der unterschiedlichen Bodenarten und der topografischen Gegebenheiten innerhalb einer Parzelle. Wie die Teilnehmenden bei der Betrachtung verschiedener Satellitenbilder einer einzelnen Parzelle zwischen den Jahren 1965 und 2024 feststellten, bleiben die Unterschiede des Bodens innerhalb einer Parzelle über die Jahre bestehen. Somit ist man bei der Bewirtschaftung durch den Boden begrenzt. Die teilspezifische Flächenbewirtschaftung bietet aber die Chance, das Optimum aus den verschiedenen Zonen herauszuholen.

Zur Person:

Der gelernte Polymechaniker mit Berufsmatur arbeitete einige Jahre auf Landwirtschaftsbetrieben. Danach folgte das Agronomie-Studium mit Vertiefung Pflanzenwissenschaften und Ökologie. Nun ist er Teil des Teams Verfahrenstechnik an der HAFL. [IMG 2]