Die Getreideernte steht vor der Tür oder ist teilweise bereits in vollem Gange. Was passiert auf den geernteten Parzellen als Nächstes? Ein besonderes Augenmerk sollte dabei immer auf den Boden gerichtet und eine Verbesserung der Bodenstabilität angestrebt werden.
In den unteren Schichten bleibt es feucht
Durch die herausfordernden Bedingungen aufgrund des immer wiederkehrenden Regens ist die Befahrbarkeit der meisten Böden noch nicht gegeben. Bodenmessnetz.ch gibt Auskunft über die Befahrbarkeit.
Auch wenn der Oberboden (meist 20 bis 30 cm tief) trocken oder befahrbar scheint, gilt dies nicht für die darunterliegenden Schichten. Der Unterboden trocknet weniger schnell ab und bleibt lange nass. Besonders für die anschliessende Bodenbearbeitung gilt es, den Unterboden nicht zu stark zu strapazieren.
Ertragsreduktionen und erhöhtes Erosionsrisiko
Wird der Unterboden verdichtet, kann dies jahrelange Ertragsreduktionen zur Folge haben. Zudem erhöht sich auch das Risiko für Erosion, da das Wasser nicht mehr versickern kann und oberflächlich abfliessen muss. Verdichtungen im Unterboden lassen sich zudem nicht oder nur sehr langsam wiederherstellen.
Zum einen sind dort fast keine Bodenlebewesen vorhanden, welche die Verdichtungen auflockern könnten, zum anderen ist eine maschinelle Lockerung in dieser Tiefe energieintensiv und schwieriger als eine Lockerung des Oberbodens. Eine schonende Bodenbearbeitung mit Mulch- oder Direktsaat kann helfen, den Unterboden zu schützen.
Humus ist wichtig für die Bodenstabilität
Infolge des vielen Regens waren zudem auf vereinzelten Parzellen Erosion und/oder Verschlämmung erkennbar. Ein wichtiger Einfluss auf die Bodenstabilität hat Humus. Humus ist totes organisches Material und kann zusammen mit Tonmineralien Komplexe bilden, welche den Boden stark zusammenhalten.
Gelangt viel Luft und somit auch Sauerstoff in den Boden, wird Humus abgebaut. Daher eignen sich Bodenbearbeitungsgeräte, die den Boden nicht intensiv bearbeiten, sehr gut für die Humuserhaltung.
Humusförderung mithilfe von Untersaaten oder Hofdüngern
Noch besser für die Humuserhaltung ist der Verzicht auf die Bearbeitung und ein Direktsaatsystem in der Fruchtfolge zu etablieren. Als Faustregel sollte der Gehalt an organischer Substanz ca. 1,7 % pro 10 % Tongehalt betragen. Humus kann mithilfe von Hofdüngern, Gründüngungen, Kompost, Untersaaten oder Ernterückständen gefördert werden. Da Humus- sowie Tonteilchen negativ geladen sind, benötigt es für die Bildung der Komplexe positiv geladene Teilchen.
Einer der Hauptbindungspartner ist Kalzium, welches mittels einer Kalkdüngung in den Boden gebracht werden kann. Für neutrale bis leicht saure Böden (pH 6–6,5) kann – wo noch nicht passiert – über eine Erhaltungskalkung nachgedacht werden. Für pH-Werte unter 6 sollte nach der Getreideernte oder vor der nächsten Ansaat im Herbst eine Aufkalkung passieren.
Nach der Ernte Boden möglichst rasch wieder bedecken
Nach der Ernte stellt sich die Frage, was nun kommen soll. In einem Jahr wie diesem scheint der Erhalt des Wassers im Boden alles andere als notwendig. Da die Wassererhaltung allerdings nicht der einzige Vorteil ist, gilt es trotzdem – wenn die Konditionen es zulassen –, den Boden schnell wieder zu bedecken.
Zwischenfrüchte haben unterschiedliche Vorteile. Für Viehbetriebe liegen natürlich Klee-Gras-Mischungen nahe, da diese wertvolles Futter liefern. Gründüngungen sind dafür meist diverser in der Artenzusammensetzung, hitze- und trockenheitstoleranter und durchwurzeln den Boden in unterschiedlicher Tiefe, was die Bodenstruktur und die biologische Aktivität fördert.
Stickstoffblockade bei der Folgekultur vermeiden
Des Weiteren unterdrücken Zwischenkulturen Unkräuter und schützen vor Erosion und Nährstoffauswaschung, was in niederschlagsreichen Jahren besonders wichtig ist. Zwischenfrüchte mit einem hohen Leguminosenanteil bringen Stickstoff in den Boden, wodurch der Folgekultur je nach Pflanzenart und Stärke des Wachstums 20 bis 50 kg N/ha zur Verfügung stehen können. Um möglichst viel Stickstoff im Boden zu speichern, empfiehlt es sich, die Zwischenkultur vor respektive während der Blüte zu mulchen oder oberflächlich einzuarbeiten.
Nach der Blüte endet die Aufnahme von Stickstoff und die Pflanzen verholzen. Aufgrund des dadurch entstehenden Kohlenstoffeintrages in den Boden kann dies zu einer Stickstoffblockade bei der Folgekultur führen. Die Wahl der Zwischenfrucht hängt also vom zu erreichenden Ziel ab und muss von Betrieb zu Betrieb sorgfältig überdacht werden. Eine gut geführte Zwischenkultur mit von Anfang an klar definiertem Ziel kann einen gleichen Stellenwert erhalten wie eine Hauptkultur.