«Natürlich ist es heuer langsam ein bisschen mühsam mit dem Wetter, aber das zeichnet den Gemüsebau aus: Man muss flexibel bleiben und Lösungen finden», sagt Pascal Gutknecht von Gutknecht Gemüse in Ried bei Kerzers FR. «In den letzten fünf, sechs Jahren waren wir verwöhnt und konnten vom Januar an im Freiland durcharbeiten.» Doch sein Vater habe ihm gesagt, dass Frühlinge wie der aktuelle früher ganz normal gewesen seien.
Warten auf die Ware
«Dieses Jahr sind wir wetterbedingt mit der Schweizer Ware zwei, drei Wochen später», sagt Pascal Gutknecht zur aktuellen Situation. Dies zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachfrage nach Inlandgemüse wegen der anstehenden Festtage eigentlich sehr gut wäre. Man könne zwar ernten, aber die Kulturen gedeihen derzeit nur langsam. «Wir haben ziemlich viel ausländisches Personal, das wir zurzeit nicht mit so viel Arbeit auslasten können, wie wir gerne möchten, das kann natürlich zu einer gewissen Unzufriedenheit führen», sagt Pascal Gutknecht.
Aber schwarzmalen mag er nicht: «Das Wichtigste ist ja, dass wir bisher keine Schäden hatten, nicht wie in anderen Jahren mit zwei bis drei Gewitterzügen oder Hagel im Frühling.» Die Bauern seien ja nicht die einzige Berufsgruppe, die vom Wetter abhängig sei, «die Maler können derzeit wegen der Feuchtigkeit auch keine Fassaden streichen».
Vielerorts ähnlich
Eine Umfrage bei der BauernZeitung zeigt, dass es in anderen Regionen ähnlich aussieht. «Diese Woche wissen wir noch nicht, wann wir pflanzen können», sagt Thomas Wyssa aus Galmiz FR, er führt einen Betrieb in der Nähe von Pascal Gutknecht. «Die Wettersituation ist definitiv schwierig», sagt der Aargauer Produzent Simon Lüscher aus Holziken. Und auch in Dällikon ZH können die Gemüsegärtner(innen) nicht so wirken, wie sie gerne möchten. Die Felder stünden zwar nicht unter Wasser, «doch es ist zu feucht, um den Boden zu bearbeiten», sagt Martina Knoepfel.
Das sagen drei Gemüseproduzent(innen)
Der Boden ist zu feucht zum Bearbeiten
Die Felder stehen zwar noch nicht unter Wasser. Doch ist es zu feucht, um den Boden zu bearbeiten, beispielsweise mit der Hacke. Derzeit müssten wir das Saatbeet für Rüebli, Pastinaken und Randen vorbereiten. Zwiebeln und Kartoffeln haben wir bereits gesetzt. Dabei vermögen wir dem Unkraut kaum beizukommen. Die Zeitfenster sind zu kurz, um den Acker genügend abzutrocknen und anschliessend mit Geräten zu befahren. Faulendes Gemüse haben wir zum Glück noch nicht.[IMG 4]
Martina Knöpfel, Dällikon ZH
Wenig Wachstum und Schneckenfrass
Die Wettersituation ist definitiv schwierig. Bei den gesäten Zwiebeln und Karotten haben wir nebst dem stockenden Wachstum Mühe mit Schneckenfrass. Andere Kulturen wie Erbsen und Körnermais wachsen sehr langsam. Pflegearbeiten wie Hacken und Striegeln waren nur bedingt durchführbar. Die Jätarbeit beschäftigt uns momentan, diese ist mit dem solarstrombetriebenen Jätflieger möglich. Das kommende Auffahrtswetter macht Mut zur Besserung. Dann gehts wieder los.[IMG 3]
Simon Lüscher, Holziken AG
Pflanzarbeiten müssen derzeit warten
Diese Woche wissen wir noch nicht, wann wir pflanzen können. Kulturarbeiten können wir derzeit auch nicht machen. Stattdessen rüsten die Angestellten Bundzwiebeln oder bauen Überstunden ab. Bei einigen Kulturen sind wir heuer später dran. Die Gurken und Tomaten haben wenig Licht und geben deshalb weniger Ertrag. Im Freiland geht es bei den Zucchetti nicht vorwärts. Die ersten Sätze Salat waren gut, aber die nachfolgenden machen jetzt beim Wachstum nicht richtig vorwärts.[IMG 2]
Thomas Wyssa, Galmiz FR
«Stabile Preise»
«Die Wettersituation wirkt sich in den Regionen unterschiedlich aus, doch ist es überall eher nass und dadurch sind die Bedingungen für Pflegearbeiten und Ernte nicht optimal, je nach Feld auch fordernd», fasst Markus Waber, Stv. Direktor des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP), auf Anfrage zusammen. «Trotzdem ist die Situation gesamtschweizerisch nicht bedenklich.» Die Marktversorgung sei gegeben und die Preise dürften stabil bleiben.
«Geringe Mengen erhältlich»
«Wir haben in Gesprächen mit Produzenten festgestellt, dass sich die Feldbearbeitung aktuell schwieriger gestaltet als auch schon», hält man bei der Medienstelle der Migros fest. Bislang verzeichne man keine «ungewöhnliche Entwicklung» bezüglich Verfügbarkeit von Schweizer Früchten und Gemüse. «Wir befinden uns momentan in der Umstellungsphase auf die heimischen Produkte.» Der Übergang verlaufe bis jetzt fliessend und ohne Probleme.
Ein bisschen anders tönt es bei Coop: «Aktuell verzögert sich das flächendeckende Angebot von vereinzelten Schweizer Früchten und Gemüsen wie Beeren, Zwiebeln, Karotten und Kartoffeln aufgrund der Wetterlage», gibt die Medienstelle auf Anfrage bekannt. Geringe Mengen dieser Früchte und Gemüse mit Schweizer Herkunft seien aber bereits erhältlich.