Der Schädlings- und Krankheitsdruck nimmt zu, die herkömmliche Bekämpfung wird aber immer schwieriger, weil Chemie auf den Feldern nicht mehr erwünscht ist. Diese Herausforderungen waren Thema an der online durchgeführten jährlichen Luzerner Pflanzenschutztagung.
Beiträge an Bekämpfung
Das gilt auch für die Bekämpfung des Erdmandelgrases, das im Kanton Luzern vom Regierungsrat schon 2018 als gemeingefährlich deklariert worden war und für welches eine Meldepflicht besteht. Das ermöglicht auf Gesuch hin auch finanzielle Beiträge an Bekämpfungsmassnahmen. Wie diese Anreize aktuell ausgestaltet werden, darüber informierte Mario Kurmann vom BBZN Hohenrain. Vorgesehen sind Flächenbeiträge, Beiträge für Bekämpfungsmassnahmen sowie Beiträge für Massnahmen zur Eindämmung bei zusätzlichen Bekämpfungsmassnahmen. Kurmann machte aber auch klar: «Die Beiträge sind nicht zu 100 Prozent kostendeckend.» Und es seien freiwillige Beiträge des Kantons. Beiträge für Flächen gibt es, wenn diese wegen starken Befalls aus der Fruchtfolge ausgeschieden worden sind und nicht mehr wie der restliche Teil der Parzelle bewirtschaftet werden. Möglich seien die Varianten Schwarzbrache oder Grünstreifen.
Mehrjährig dranbleiben
Beiträge für Bekämpfungsmassnahmen gibt es für zusätzliche Bodenbearbeitung, Hackdurchgänge und Herbizidapplikationen oder auch für das Ausstechen von Einzelpflanzen und Entsorgung via Kehricht. Und schliesslich könnten an Massnahmen zur Eindämmung Beitragspauschalen für den Mehraufwand für die Maschinenreinigung bei zusätzlichen Durchfahrten gewährt werden. Gesuche um finanzielle Unterstützung können bis zum 15. November eingereicht werden, die maximale Entschädigung liegt bei 5000 Franken pro Betrieb und Jahr. Das Luzerner Merkblatt zu Erdmandelgras wird gemäss Kurmann derzeit überarbeitet und um die Beitragsmöglichkeiten erweitert. Er rief auch dazu auf, das Tool auf dem Geoportal Luzern zu nutzen und Standorte zu erfassen, damit auch Lohnunternehmer einen Überblick bekämen, wo das Problemkraut vorhanden sei, und so entsprechend Massnahmen ergreifen könnten.
Bekanntlich sei Erdmandelgras sehr schwierig zu bekämpfen, wie auch ein mehrjähriges Agridea-Projekt zeigte. Erfolgreich scheine spät angebauter Mais, Getreide in dichten Beständen und kurze Kulturen mit vielen Bodenbearbeitungsdurchgängen wie im Gemüsebau. Grundsätzlich brauche es engagierte Betriebsleiter mit Verständnis für den Mehraufwand und allenfalls geringerer Wirtschaftlichkeit. «Es braucht ein langfristiges Denken und mehrjährige Bekämpfung.»
Sonderregelung halten
Die Sonderregelung beibehalten will Luzern beim Pilotprojekt Maiswurzelbohrer, das noch bis 2025 dauert. Bekanntlich sind nur in Luzern auch bei Vorkommen des Maiswurzelbohrers in der Umgebung maximal zwei Jahre hintereinander Mais möglich, gefolgt von zwei Jahren ohne Mais, oder bei einmal Mais eine Anbaupause von einem Jahr. Zur Gebietsüberwachung soll das Fallennetz in diesem Jahr auf 20 Standorte ausgebaut werden. Der Schädling gilt als Quarantäneorganismus und ist meldepflichtig. 2021 wurden einige Käfer gefangen, in den Nachbarkantonen gelten deshalb strengere Massnahmen. Dort ist im Umkreis von 10 km um einen Befallsherd Mais nach Mais verboten.
Alternativen im Obstbau
Auch im Obstbau wird Pflanzenschutz immer anspruchsvoller. An den Aargauer Obstbautagungen gaben Othmar Eicher und Daniel Schnegg vom LZ Liebegg Tipps dazu. Erfreulich sei, dass bei einigen Schädlingen wie Apfelwickler, marmorierte Baumwanze, Schildläuse oder auch Kirschessigfliege der Befallsdruck vergangenes Jahr gering war und nur eine kleine Population ins neue Jahr startete. Weil viele Mittel nicht mehr zugelassen sind, wird intensiv auf alternative Bekämpfungsmethoden gesetzt. Eicher riet beispielsweise beim Apfelwickler und Pflaumenwickler zur Verwirrungstechnik. In die Anlagen werden Pheromondüfte verteilt, welche die Männchen so desorientieren, dass sie die Weibchen nicht mehr finden, womit die Vermehrung der Schädlinge ausbleibt und die Früchte befallsfrei bleiben. Am besten sei die Wirkung bei kleinem Befallsdruck und grösseren Anlagen. Ganz ohne Insektizide gehe es allerdings kaum. Anspruchsvoll sei auch die Unkrautbekämpfung, zumal kaum mehr wirksame Herbizide eingesetzt werden dürfen. Als Alternative sind Stromgeräte denkbar, solche werden nächste Woche am Tag der Spezialkulturen an der Liebegg vorgestellt.