Was für Biobetriebe schon lange Alltag ist, hält je länger je mehr auch Einzug in die konventionelle Produktion: Verzicht auf oder Reduktion von Herbizideinsätzen im Baumstreifen.

Baumstreifen vermehrt im Fokus

Wie der Baumstreifen optimal auszusehen hat, darüber wurde in den vergangenen Jahren vermehrt diskutiert – möglichst vegetationsfrei oder nur unkrautfrei? Sicher ist, dass der Bewuchs so kurz gehalten werden muss, dass Mäuse sich im Wurzelraum der Bäume nicht wohlfühlen. Ob und wie Unkräuter (oder eher Beikräuter) gewünscht sind oder nicht, ist auch ein wenig Geschmackssache. Produktionsrichtlinien, Produktionssystembeiträge oder auch der persönliche «Gwunder» der Betriebsleitenden sind Gründe fürs Ausprobieren von Alternativen.

In diesem Kontext entstand die Idee eines Praxisversuchs am LBBZ Schluechthof in Cham ZG. Konkret sollen dort verschiedene herbizidfreie Verfahren zum Baumstreifenmanagement auf ein und derselben Parzelle des Schulgutsbetriebs ausprobiert und verglichen werden. In den vergangenen Jahren kamen nämlich einige neue Geräte zur Baumstreifenpflege auf den Markt. Zwar sind teilweise exakte Versuchsdaten aus der Forschung vorhanden. Wie die einzelnen Verfahren aber im laufenden Produktionsbetrieb und über längere Zeit taugen, dazu soll der Versuch an der Schluecht beitragen.

Der persönliche Eindruck zählt

Dabei handelt es sich nicht um einen Exaktversuch, sondern um einen möglichst pragmatischen Ansatz, verschiedene Massnahmen praxistauglich im laufenden Betrieb zu vergleichen. Neben Faktoren wie Begrünung, Beikrautdruck, Kosten und anderem soll deshalb ein grosser Schwerpunkt auf dem persönlichen Eindruck des Betriebspersonals zu Umsetzbarkeit, Praktikabilität und Flexibilität liegen. Mit dem Versuch erhofft man sich zudem Aussagen zur Tauglichkeit der einzelnen Strategien unter Zentralschweizer Bedingungen, wie etwa den hohen Jahresniederschlägen.

Zwei bis drei Herbizidanwendungen fallen weg

An der Schluecht werden deshalb ab Herbst 2022 bis Ende 2025 Hackgerät, Stromgerät («XPower») und Fadengerät einzelnoder in Kombination angewendet. Der Versuch wird vom LBBZ Schluechthof finanziert und durch das BBZN Hohenrain fachlich begleitet. Die Anwendung des X-Power-Geräts wird durch die Innovagri unterstützt. Der Maschineneinsatz wird durch den Lohnunternehmer Estermann bestritten. Für die Felderhebungen sowie die Auswertung von Arbeitsaufwand, Wirksamkeit und Umsetzbarkeit im laufenden Betrieb soll zudem jährlich eine motivierte Gruppe HF-Studierende des LBBZ gefunden werden. Interessierte können sich bei Willi Gut melden.

Die Apfelanlage am Schluechthof ist ideal für den Versuchmit ihren gerade gepflanzten Bäumen und aufgehängter Bewässerung. Für Vantuir Jühlich, Hauptverantwortlicher Obstbau am Schluechthof, und sein Team fallen in den kommenden Jahren die zwei bis drei jährlichen Herbizidanwendungen weg. Mulchen, Einzelstockbehandlungen und das Beobachten der Vegetation im Baumstreifen bleiben ihm erhalten. Denn er und der Lohnunternehmer entscheiden jeweils gemeinsam, ob und wann welche Massnahme angewendet wird.

Eine erste Flurbegehung am LBBZ Schluechthof findet vermutlich im kommenden Jahr statt.