Es tönt schon fast zu schön, um wahr zu sein: Die Haskap-Beere erträgt Temperaturen bis minus acht Grad und übersteht damit auch starke Frühjahrsfröste. Sie benötigt kaum Pflanzenschutzbehandlungen und ist bereits im Juni reif, noch bevor die Kirschessigfliege unterwegs ist. Doch nicht nur die Produktionseigenschaften dieser ursprünglich aus Sibirien stammenden süss-säuerlichen Beere hören sich positiv an. Auch der Inhalt der Haskap-Beere liegt absolut im Trend: Sie ist reich an Vitaminen, Antioxidantien und Anthocyanen und verfügt somit über alle Vorzüge eines Superfood.
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Heute auf Anbau verzichten
2017 pflanzten Christa und Oskar Felder auf ihrem Kleinstbetrieb in Römerswil auf 35 Aren 900 Stöcke. Ihr Fazit nach sieben Jahren: Trotz der grossen Vorzüge der Haskap-Beere würde sie diese heute nicht mehr pflanzen. «Obwohl das Produkt dem aktuellen Ernährungstrend sicher sehr entspricht, ist die Vermarktung sehr anspruchsvoll», erklärt Christa Felder offen. Der heutige Kunde sei zwar schnell für etwas zu begeistern. Gleichzeitig müsse er gut betreut werden und sei nicht mehr so treu wie früher.
Christa und Oskar Felder sind erfahrene Vermarkter. Bis vor knapp zehn Jahren bewirtschafteten sie einen vielseitigen Landwirtschaftsbetrieb. Den Wein vom zwei Hektar grossen Rebberg und das Obst der eine Hektare grossen Anlage vermarkteten sie selbst.
Hakalp-Beere ist Nischenprodukt
Trotz dieser Erfahrung gestaltet sich der Haskap-Absatz zäh. Gerade die Gastronomie sei ein schwieriger Absatzkanal. «Unsere Produkte separat und nicht über einen grossen Gastro-Zulieferer zu bestellen, ist vielen zu aufwendig», so Oskar Felder. Teils sei es schon schwierig, überhaupt an die Verantwortlichen zu gelangen. Dies insbesondere bei Gastronomieketten, wo der Einkauf mehrheitlich zentralisiert sei. Die Haskap-Beere sei ein Nischenprodukt: «Wenn den Konsumenten die vielen Vorzüge des Produkts erklärt werden können, läuft der Verkauf im kleinen Rahmen super», betont Christa Felder. Hauptsächlich an Kursen und Workshops, die sie auf ihrem idyllisch gelegenen Hof anbietet, laufe der Absatz der Produkte sehr gut.
Die Haskap-Beere ist nur kurz haltbar
Rund 1100 Kilogramm der zylinderförmigen und blauen Frucht haben die Felders kürzlich ernten können. Die Beeren seien nur kurz haltbar und somit schwierig frisch zu vermarkten. Der grösste Teil der in der Schweiz angebauten Haskap-Beeren würden darum gepresst und pasteurisiert. Das Haskap-Sortiment von Christa und Oskar Felder besteht aus naturreinem, purem Saft in Halbliterflaschen oder 10-Liter-Bag-in-Box, einem Fruchtwein, einem Beerendessert mit Rum und getrockneten und gemahlenen Haskap-Beeren im Glas (40 Gramm).
Über Medienberichte wurden sie vor knapp zehn Jahren auf die Haskap-Beeren aufmerksam. «Wir suchten nach einer Intensivkultur, damit unser Kleinstbetrieb die nötigen SAK erreichte und damit weiterhin als Landwirtschaftsbetrieb galt», erklärt Oskar Felder. Zur gleichen Zeit realisierte auch die Familie Joss in Hellbühl auf sieben Hektar eine Haskap-Kultur. «Wir konnten in den letzten Jahren im Windschatten der Familie Joss mitfahren», betont Christa Felder. Bereits bei der Pflanzgutbeschaffung und der Pflanzung selber konnte sie auf das Know-how der Familie Joss zurückgreifen. Dank deren modernem Vollernter könne auch die Pflückarbeit der Früchte sehr effizient gemacht werden. «In knapp zwei Stunden waren heuer die 35 Aren geerntet», so Oskar Felder erfreut. Die Vollkosten für einen Liter reinen Saft beziffert er auf rund 12 Franken. [IMG 3]
Mechanisierung ist vielfach teuer
Dank der guten Zusammenarbeit würden sie trotz der Herausforderungen in der Vermarktung bei der Beerenproduktion verbleiben. Allein wäre eine wirtschaftliche Produktion in dieser Grösse nicht möglich. «Spezialkulturen sind vielfach personalintensiv, und die Mechanisierung ist teuer. Das muss man sich im Voraus bewusst sein», so Oskar Felder.Er begrüsst es zwar, dass der Kanton Luzern die Offensive Spezialkulturen startete. Nur an die Landwirte zu appellieren, innovativ zu sein und auf exklusive Produkte zu setzen, reiche aber nicht. «Ein Markt für unbekannte Produkte aufzubauen, ist ein Knochenjob.» Und um erfolgreich vermarkten zu können, müsse Verkaufstalent vorhanden sein.
Nischenkulturen werden auch aufgeben
Schliesslich sei die Wirtschaftlichkeit auch bei Spezialkulturen der entscheidende Faktor. Oskar Felder hat als Kontrolleur Einblick in viele Landwirtschaftsbetriebe. «Dabei konnte ich in den vergangenen Jahren feststellen, dass viele traditionelle Schweinebetriebe, die ja heute vielfach kritisiert werden, auf sehr gesunden Beinen stehen. Anderseits werden Nischenkulturen oftmals nach einigen Jahren wieder aufgegeben», erzählt er von seinen Erfahrungen.