Es ist 40 Jahre her, als anno dazumal die Volg-Weinkellereien in Stadel bei Winterthur grossflächig neue Rebanlagen pflanzten. Oberhalb von Stadel, in der Lage Hard, wurden über 2,2 ha Blauburgunder sowie 80 a Dakapo als Querterrassen-Anlage realisiert. Nun ist es Zeit für Veränderungen: Die alte Anlage in Stadel hat Rutishauser-Divino im Herbst 2022 gerodet und für eine Neubepflanzung vorbereitet. Diese Aktiengesellschaft ist ein Nachfolgeunternehmen der Volg-Weinkellereien und gehört zur Fenaco-Genossenschaft.
Nachhaltigkeit verpflichtet
Das Mutterhaus Fenaco setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit. Entsprechend wollen sie und das Tochterunternehmen Rutishauser-Divino im Bereich der Weine die Chancen nutzen, um sich damit zu einer verstärkten Nachhaltigkeit zu verpflichten. Dazu gehört eine laufende Verkleinerung des ökologischen Fussabdruckes im Rebberg und in der Kellerei.
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Den Neuanfang macht die Kellerei mit der Rebanlage in Stadel, die in Sichtweite zur Mörsburg liegt. Die nun bestockte Fläche von rund 2,2 ha ist die landesweit grösste Fläche mit der weissen Rebsorte Muscaris. Dabei handelt es sich um eine neue, robuste und pilzwiderstandsfähige Sorte (Piwi).
Frühe und robuste Sorte
Die Sorte Muscaris ist eine Kreuzung aus den Weisswein-Sorten Solaris und gelbem Muskateller. Gezüchtet hat sie 1987 das süddeutsche Weinbau-Institut Freiburg. Sie besticht durch Muskataromen. Die Sorte weist eine hohe Resistenz gegen den Falschen und den Echten Mehltau auf. Die früh austreibende und Frühjahrsfrost-gefährdete Traubensorte hat ungefähr den gleichen Reifezeitpunkt wie Riesling-Sylvaner. Die Anbaufläche in der Schweiz beträgt derzeit 23,22 ha.
Muscaris hat überzeugt
«Diese Sorte hat uns in der Degustation überzeugt», sagte Hans Naegeli, Geschäftsführer von Rutishauser-Divino. Er steht mitten im neu bepflanzten Rebberg.
«Um im breiten Markt die Chancen neuer Sorten auszuloten, ist die Kellerei auf eine grosse Menge angewiesen.»
Hans Naegeli, Geschäftsführer von Rutishauser-Divino
Das gab denn auch den Ausschlag für diese beachtliche Fläche. Nachhaltigkeit sei für das Unternehmen eine Überzeugungssache.
Die Kosten für die Hochreben und das Material für das Drahtgerüst belaufen sich auf Fr. 75 000.–/ha. Dazu kommt der nicht zu unterschätzende Arbeitsaufwand. Den Gesamtaufwand für eine Hektare beziffert Hans Naegeli auf Fr. 150 000.–.
Weitere Piwi-Sorten sollen folgen
[IMG 3]«Ende Mai haben wir 10'350 Hochstammreben gepflanzt», ergänzte Produktionsleiter Jürg Schönenberger. Danach wurden rund 3000 Pfähle eingeschlagen, 300 Anker eingedreht und 110 km Drähte eingezogen. Die Ansprüche an die Kelterung seien gross. Thomas Wettach, zuständig für die Traubenbeschaffung, sprach von einem notwendigen Lernprozess, um aus der neuen Sorte Muscaris das Optimum für den Genuss im Glas herauszuholen.
Laufe alles nach Plan, werde es 2024 einen ersten kleinen Ertrag geben, so die Verantwortlichen. Erst auf 2025 könnte man eine Ernte einfahren, welche gekeltert und dann im Markt eingeführt werde. Um den neuen Wein bekannt zu machen, braucht es Überzeugungsarbeit. Deshalb involvierte die Rutishauser-Divino AG von Beginn weg mit der Pflanzung schon ihre Marketingabteilung.
Für die Kellerei ist es mit dieser Parzelle noch nicht getan. «Wir werden im kommenden Jahr nach der Rodung einer weiteren Parzelle noch eine grössere Fläche mit einer robusten Sorte bestocken», kündigte Jürg Schönenberger an. Dabei wird es sich um die Weissweinsorte Souvignier Gris handeln. Mit dieser Sorte sind landesweit bereits 35 ha bestockt.
Traubenübernahme aus Ostschweizer Weinbaukantonen
Der eigene Rebbaubetrieb hat bereits umfassendes Know-how mit robusten Sorten gesammelt. So werden in den Reblagen von Wiesendangen, Neftenbach und Neunforn die Sorten Solaris, Helios, Seyval Blanc, Cabernet Jura und Léon Millot angebaut.
Zur Kellerei Rutishauser-Divino gehört seit Jahrzehnten ein Produktionsbetrieb mit den drei Rebstationen in Winterthur (25 ha), Hallau (20 ha) und Malans (7 ha). An allen Standorten werden selber Trauben produziert. Sie sind ein Kernbestand des Unternehmens. Zudem übernimmt Rutishauser-Divino die Trauben von rund 300 Rebbauern aus allen Ostschweizer Weinbaukantonen.
