Die Pflanzenschutzmittel sind im abschliessbaren Schrank ordnungsgemäss gelagert, die eigene Feldspritze ist gut gewartet, mit modernen Düsen und Innenreinigung, und auch der Waschplatz ist befestigt und entwässert in die Güllegrube. Berater Ruedi Barmettler vom BBZN ist zufrieden und kann auf der mehrseitigen Checkliste viele Häkchen für sehr gute fachliche Praxis ankreuzen. Er führt bei Andreas Stuber von der Chüeschwand in Rothenburg eine «betriebsspezifische Beratung zur Risikoreduktion beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln» durch.

Einzig beim Waschplatz ortet Barmettler noch etwas Verbesserungspotenzial. Der Platz ist etwas knapp, der liesse sich noch leicht erweitern. Zumal das mit wenig Aufwand möglich wäre, will das Stuber prüfen, auch weil es an die Kosten für gewässerschutzkonforme Befüll- und Waschplätze auf Gesuch hin finanzielle Unterstützung gibt.

Punktquellen ermitteln

Absenkpfad PSM Luzern

Eine Projektgruppe mit Vertretern des BBZN, Lawa und UWE erarbeitet im Kanton Luzern etappenweise Fördermassnahmen, um die Risiken von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Der Schutz der Kulturen soll aber durch die eingeführten Massnahmen nicht weiter eingeschränkt werden. Dieses Ziel ist im kantonalen Projekt Absenkpfad PSM verankert. Neben Fördermassnahmen für Schachtdeckel, Sensibilisierungskampagnen und einem runden Tisch gibt es seit diesem Jahr auch die Massnahme «betriebsspezifische Beratung». Damit soll das Risiko von Pflanzenschutzmitteleinträgen in Oberflächengewässer reduziert werden. Dieses Angebot ist freiwillig und vorerst kostenlos.

Der Fokus der Beratung liegt bei den Punktquellen. Solche gehören zu den häufigsten Eintrittspfaden von Pflanzenschutzmitteln (PSM) in Oberflächengewässer. Diese sollen erfasst und Massnahmen definiert werden, wie Einträge vermieden werden können.

Besprochen werden nach dem Rundgang auf dem Hof auch der von der Landi-Beratung gelieferte Spritzplan. Barmettler prüft die Empfehlungen und gibt, wo nötig, Tipps für bessere oder günstigere Alternativen bei den Mitteln. Stuber: «Ohne Beratung geht es nicht mehr, bei dieser hohen Komplexität mit ständig neuen Mitteln und Auflagen beim Pflanzenschutz.» Er habe vor der Anschaffung einer neuen Feldspritze auch überlegt, ob er diese Arbeiten überhaupt noch selber ausführen oder an einen Lohnunternehmer delegieren wolle. «Ich schätze es aber, selbstständig und flexibel zu sein und auch den optimalen Einsatzzeitpunkt selber wählen zu können», sagt Stuber. Und er nimmt dafür in Kauf, sich ständig zu informieren und weiterzubilden.

Zum Abschluss der rund zweistündigen Beratung gehts aufs Feld, zum Weizen und Raps. Hier werden mögliche diffuse Quellen diskutiert. Stuber setzt auf möglichst pfluglose und reduzierte Bodenbearbeitung. Derweil begutachtet Berater Barmettler den Zustand des Weizenfeldes. Der viele Regen über den Winter hat den Böden zugesetzt, Nährstoffe fehlen. Der Bestand präsentiert sich aber gut, wenig lückig und wenig Unkräuter. Auch im Rapsfeld ist die späte Saat sichtbar, die Kultur ist noch etwas zurückgeblieben. Und es habe trotz der Herbizidbehandlung im Herbst viele Hirtentäschel drin, da seien wohl Ertragseinbussen unvermeidlich. Stuber und Barmettler sind sich einig: «Viele Mittel wirken zu wenig.» Auch Rapsglanzkäfer sind schon sichtbar, in Kürze wird beim Erreichen der Schadschwelle eine Spritzung nötig sein.

Berater Barmettler wird die Checkliste nun auswerten und an Stuber eine Rückmeldung mit Empfehlungen machen. Und falls keine Mängel festgestellt wurden, erhält Stuber für seinen Betrieb einen Beratungsnachweis.

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Pflanzenschutz erhitzt Gemüter

Das Thema Pflanzenschutz bewege ihn sehr und er spüre die hohe Sensibilität der Passanten, zumal durch die Chüeschwand nahe des Siedlungsgebiets viele stark begangene Spazierwege führen. «Wir sehen ja die Blicke der Leute, wenn wir mit der Spritze fahren, das ist für sie wie ein rotes Tuch», sagt Stuber. Deshalb müssten die Bauern vorbeugend handeln und möglichst alles tun, um negative Meldungen, wie kürzlich wieder, um den Einsatz verbotener Mittel zu verhindern. Oder um weitere Einschränkungen zu vermeiden. Der Interventionismus im Pflanzenschutz sei schon heute sehr gross und habe auch seine Gründe. «Je mehr wir zu guten Lösungen beitragen können, umso besser.» Deshalb habe er sich für diese Beratung gemeldet.

Stuber stellt bei den Bauernkollegen in seiner Umgebung sehr wohl eine hohe Bereitschaft fest, neuere Bewirtschaftungsmethoden und Erkenntnisse anzuwenden, wie Gründüngungen zur Unkrautunterdrückung und Verbesserung der Bodenstruktur. Oder bei Programmen wie IP-Suisse mitzumachen. Auf seinem tierintensiven Betrieb mit vielen Nährstoffen und vielen Niederschlägen seien die Herausforderungen im Ackerbau sicher höher als im nördlichen Kantonsteil.

Mit dem Ablauf der Beratung ist Stuber zufrieden, der Besuch habe mehr Sicherheit und einige Impulse gebracht. Obwohl regelmässig ÖLN-Kontrollen stattfinden, sei man immer gespannt, ob alle Auflagen eingehalten seien. Und schliesslich gebe es immer wieder Optimierungsmöglichkeiten, auf dem Hofareal oder beim Einsatz von Hilfsmitteln auf dem Feld, wie Pflanzenstärkungsmittel auf Algenbasis. «Und der Blick von aussen ist immer gut, damit man nicht betriebsblind wird.»

Das sei eine klassische Beratung mit einem offenen Betriebsleiter, zieht Ruedi Barmettler Bilanz. Er hat jahrelange praktische Erfahrungen, war früher für eine Landi als Pflanzenschutzberater tätig und ist selber aktiver Landwirt mit Ackerbau. Das helfe mit, das Eis zu brechen. Oft würden die Landwirte selbst schon vermuten, wo mögliche Schwachpunkte liegen könnten.

«Spritzen ist für viele Leute ein rotes Tuch.»

Andreas Stuber über die Reaktionen der Passanten, wenn er Kulturen behandelt.

Gefragte Beratung

Inzwischen hat er im Auftrag des Kantons bereits 32 Beratungen durchgeführt, das Echo sei positiv. Und dass diese kostenlos und freiwillig sei, werde geschätzt. Das sei sehr gut investiertes Geld in die Basis-Ausbildung direkt auf dem Hof und wirksamer als Flyer mit Tipps zum Pflanzenschutz. Beratungsnachweise hat Barmettler allerdings erst für 20 der 32 Betriebe ausstellen können. Vielerorts wurden Schwachpunkte erkannt, die zu beheben seien. So bei der Lagerung von PSM oder ungenügenden Waschplätzen. Oft sei es möglich, Mängel mit wenig Aufwand innert Kürze zu beheben. Denn die könnten künftig bei strengeren Kontrollen Risiken sein für offizielle Beanstandungen mit Sanktionen.

Barmettler selbst hat beim Kanton erst im November 2024 gestartet, und vorerst wurde intern das Beratungskonzept aufgebaut. Im Januar, Februar und März habe er nun aber doch schon viele Anfragen für Beratungen gehabt. Während der Vegetation werde es sicher ruhiger sein, für den Herbst rechnet er aber aufgrund der positiven Rückmeldungen mit zahlreichen weiteren Hofbesuchen.

Betriebsspiegel Chüeschwand

Andreas und Seraina Stuber

Ort: Chüeschwand, Rothenburg
Nutzfläche: 45 ha LN (18 ha offene Ackerfläche mit je 4,5 ha Weizen und Winterraps, Rest Kunstwiesen und Naturwiesen)
Tiere: 60 Milchkühe (Laufstall mit Roboter und Weidetor), Jungvieh, 500 Mastschweine
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Lehrling, Mithilfe Eltern