Im Januar 2020 hat der Berner Bauernverband einen Antrag an den Kanton geschrieben, zur Unterstützung der Engerlingsbekämpfung des Maikäfers in der Region Meiringen. Zugelassen ist dafür ausschliesslich eine Bekämpfung mit einem Pilz, welcher die Engerlinge befällt. Die Bekämpfung ist sehr kostspielig. Nun wurde das Pilzsaatgut ausgebracht.
Bis 5000 Franken Schaden
Engerlinge können nicht nur grosse Ertragsausfälle auf Grasland verursachen, sondern führen auch zu Erosion, da die Grasnarbe beschädigt wird. Dies wiederum gefährdet die Hangstabilität, was in der Folge auch Infrastrukturen des Kantons, der Gemeinden oder von Privaten betrifft. «Dieses Jahr sind etwa 140 Hektaren betroffen. Ohne eine Behandlung wird von Agroscope geschätzt, dass Schäden von bis 5000 Franken pro Hektare möglich sind, in Form von Ertragsausfall, Neueinsaat, Zukauf von Heu für die Kühe», schreibt Michel Gygax, Fachstellenleiter Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion des Kantons Bern, auf Anfrage der BauernZeitung.
20 Jahre Erfolg mit Pilz
Für die Bekämpfung von Engerlingen des Maikäfers, aber auch des Junikäfers sind Pilze zugelassen. Diese werden mithilfe von geimpftem Saatgut in den Boden gebracht, wo sie sich dann auf Engerlinge übertragen und diese töten. Die Herstellung dieses Saatgutes ist anspruchsvoll, das Saatgut ist teuer und auch das Ausbringen auf den Feldern ist nicht billig. So ergeben sich Kosten von fast 1000 Franken pro Hektare. Aufgeteilt werden diese Kosten zwischen Kanton und Landwirt. «Der Kanton Bern übernimmt die Saatgutkosten, maximal 690 Franken pro Hektare, die Ausbringungskosten muss der Landwirt selber tragen, rund 250 bis 300 Franken pro Hektare», so Michel Gygax. Bereits in den Jahren 2002 und 2003 wurde in der Region eine Bekämpfung des Maikäfers mit dem Beauveria-Pilz vorgenommen. Somit konnte die Population fast 20 Jahre lang tief gehalten werden. Warum immer wieder diese Region so stark von Engerlingen befallen wird, ist nicht bekannt.
Freiwilliger Beitrag des Kantons
Die Koordination vor Ort hat die Arbeitsgruppe Engerlingsbekämpfung übernommen, welche die Bekämpfung organisiert und koordiniert. Die Vorarbeiten und Bekämpfung wurden von Agroscope eng fachlich begleitet. «Grundsätzlich muss der betroffene Landwirt entscheiden, ob er seine Fläche behandeln will. Dafür wird er von Agroscope und/oder vom Kanton, der Fachstelle Pflanzenschutz, begleitet. Das heisst, aufgrund von Probegrabungen wird geschätzt, wie hoch die Populationsdichte ist und ab 30 bis 40 Engerlingen pro Quadratmeter ist eine Behandlung angebracht. In diesem Gebiet wurde Engerlings-Dichte von 150 bis 250 pro m2 gefunden», erläutert Michel Gygax das Vorgehen in Meiringen. Ihm sind ansonsten im Kanton Bern keine grösseren Engerlingsschäden bekannt. Betroffen seien jedoch auch Gebiete in Uri, St. Gallen, Graubünden und Glarus.
Dass der Kanton die Bekämpfung mitfinanziert, sei kein Vorgehen, sondern eine ausserordentliche Unterstützung, erklärt Gygax auf die Frage, ob sich auch weitere Landwirte für eine mögliche Unterstützung melden können: «Einzelne Landwirte können sich nicht einfach so melden, sondern müssen sich selber organisieren und erst wenn die Bekämpfungsmassnahme besonders hohe Aufwendungen verursacht, kann der Kanton einen Beitrag leisten; ein Gesuch muss vorgängig gestellt werden, das vom Kanton geprüft wird. Es gibt keine Garantie auf eine finanzielle Unterstützung.» Das Pilzsaatgut kann als zugelassenes Pflanzenschutzmittel von den Landwirten bezogen werden. Auch für Privatanwender stehen ähnliche Produkte zur Verfügung, um einen aussergewöhnlich starken Engerlingsbefall zu bekämpfen.