Der Schweizer Bauernverband führte eine Online-Veranstaltung durch zum Thema «Wasser in der Landwirtschaft: Nutzung und Zugang». Dabei präsentierten Vortragende aus Theorie und Praxis Erkenntnisse und Möglichkeiten aus ihrem Gebiet.
Blick in die Zukunft
Annelie Holzkaemper aus der Forschungsgruppe Klima und Landwirtschaft bei Agroscope fasste aktuelle Informationen aus der Klimaforschung zusammen. Trockenheit sei schon heute ein Problem. In den Trockenjahren 2018, 2015 und 2006 waren Anstiege in den Heuimporten zu verzeichnen. Aktuelle Prognosemodelle sehen voraus, dass die Sommertemperatur um 1,5 bis zu 5,5 Grad steigen könnte. Mit steigenden Temperaturen steigt folglich der Bewässerungsbedarf – mit Klimaschutz um zehn Prozent und ohne Klimaschutz um 20 bis 30 Prozent am Beispiel der Kartoffeln. Neben den Temperaturänderungen gebe es auch Änderungen bei den Niederschlägen. Gemäss Prognosemodellen könnten die Sommerniederschläge um bis zu 20 Prozent sinken, wenn keine Massnahmen zum Klimaschutz getroffen werden. Es wird zudem vorausgesehen, dass in den Wintermonaten die Niederschläge um acht bis vierzehn Prozent zunehmen.
Bewirtschaftung muss angepasst werden
Die Trends zu abnehmenden Sommerabflüssen im Mittelland würden sich fortsetzen, erklärte Holzkaemper anhand einer Studie des Bafu. Trockenheit nimmt zu und die Wasserverfügbarkeit nimmt ab – folglich müssen Bewässerungsinfrastrukturen weitsichtig geplant werden und Möglichkeiten zum Wassersparen genutzt werden, folgert die Wissenschaftlerin. Wassersparen ist möglich mit intelligenten Steuerungen für die Bewässerungstechnik, der Wahl von Kulturen, die früh reifen und tief wurzeln sowie angepasster Bodenbewirtschaftung wie Mulchen, Zwischenfruchtbau und reduzierter Bodenbearbeitung.
Bewässerung gut planen
Um überhaupt zu entscheiden, ob sich eine Bewässerung lohnt, sind gewisse Grundsatzüber-legungen nötig, weiss Markus Lüscher aus Schalunen. Er führt einen Landwirtschaftsbetrieb und hat eine eigene Firma für Bewässerungstechnik. Kulturen und Bodenbeschaffenheit seien hier entscheidende Faktoren. Wenn Konzessionen für die Wassernutzung beantragt werden, müsse der Nachweis erbracht werden, dass ressourcenschonend bewässert wird. Ein weiterer abzuklärender Punkt ist, ob Kooperationsmöglichkeiten bestünden, da Investitionen für die Bewässerung relativ hoch seien. Abzuwägen sei auch, ob ein Ressourcenprojekt gestartet werden könne, wo öffentliche Gelder in Anspruch genommen werden können. Im Kanton Bern könne ein solcher Beitrag bis zu 50 bis 60 Prozent der Gesamt-kosten ausmachen.
Bewässerung ist ein Generationenprojekt
Bei der Abklärung, welche Systeme in Frage kämen, sei wichtig zu beachten, dass fast nur mit digitalisierter Bewässerung die Ressourcenverträglichkeit und Nachttauglichkeit nachgewiesen werden könne. «Man muss in der Nacht bewässern heute, das ist für mich klar», sagt der Bewässerungsexperte. Wichtig sei auch ein System, dass sich selber überwacht, also über eine Autocontrol-Funktion verfügt.
Als besonders wichtig erachtet Lüscher die Tatsache, dass die Entscheidung für eine Bewässerungslösung gesamtbetriebliche Überlegungen nach sich zieht. «Bewässerung ist ein Generationenprojekt, keine Eintagsfliege», sagt er dazu.
Sorghum-Pionier
Stefan Zumsteg hat einen Betrieb in Wil AG und teilte im Rahmen des Webinars seine Erfahrungen im Sorghum-Anbau mit den Teilnehmer(innen). Auf den Sorghum kam er, weil er vor Jahren auf einem Betrieb gearbeitet hat, auf dem auch Leute aus Panama gearbeitet und ihm davon erzählt haben.
Sorghum eignet sich eher für leichte Böden, weiss Stefan Zumsteg. Der Wasserbedarf ist tief. Sorghum entspreche vom Futterwert her eher einem Grassilo und sei kein Maisersatz und deshalb eher für die extensive Tierhaltung geeignet. Er macht auf seinem Betrieb auch Versuche mit neuen Sorten.
Es gebe Landwirte, die eine Mischung von Mais und Sorghum anbauen würden, sagt der Landwirt. Vorteile hierbei seien, dass der Energiegehalt für das Futter pro Feld angehoben werden könne. Es sei auch eine Versicherung bei zu nassen oder trockenen Sommern. Eine Herausforderung sei der Zeitpunkt der Aussaat. Eine Lösung könne die Aussaat einer frühreifen Maissorte sein.
