«Jeder muss sich in Zukunft Gedanken zum Wasser machen», betont Markus Thali, Präsident Luzerner Obstbauverein. Auf seinem 10-Hektaren-Betrieb im luzernischen Gelfingen hat er sich auf Äpfel und Birnen spezialisiert. Die Wasserversorgung bereitet ihm aktuell noch wenig Mühe, obwohl seine Quellen derzeit auch weniger üppig sprudeln. Bei Bedarf kann er Wasser vom Baldeggersee beziehen, auch für die Frostberegnung im Frühjahr. «Die Bauern werden aber nicht darum herum kommen, künftig selber vermehrt Wasserreserven zu schaffen», ist Thali überzeugt. [IMG 2]

Fruchtfolgeflächen müssen kompensiert werden

Wegen zunehmend trockeneren Jahren plant er selber den Bau eines Retentionsbeckens mit rund 5000 m3 Wasserinhalt. Dafür nötig sei mit den Dämmen eine Landfläche von gegen 3000 m2. Das Projekt sei aber noch nicht bewilligungsfähig. Das Areal sei Fruchtfolgefläche (FFF) und er müsse das irgendwo extern kompensieren können. Diesbezüglich hofft Markus Thali auf Lösungen vonseiten des Kantons Luzern, zumal dieser ja mit einer Offensive Spezialkulturen fördern wolle. Der Wasserbedarf sei zwar unterschiedlich, auch je nach Saison. Beeren in Töpfen unter Dach und Gemüse benötigen mehr und zeitgerechter Wasser als beispielsweise Obstanlagen.

Er weiss von einigen Betrieben, welche künftig Wasserbecken für die Bewässerung ihrer Kulturen bauen möchten, es gebe aber noch einige Fragen zum Bewilligungsverfahren bzw. den Auflagen. «Die Gesetzgebung muss geklärt werden.»

Als Strukturverbesserung möglich

Das weiss auch Thomas Meyer von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa). Derzeit gebe es noch wenige Anfragen für den Bau von solchen Speicherbecken, er ist aber überzeugt, dass der Bedarf zunehmen wird. «Gerade im Sommer bei Trockenperioden wird die Entnahme von Wasser aus Gewässern immer schwieriger. Um die Qualität und die Erträge der Kulturen zu sichern, sind solche Speicher immer mehr gefragt.» Für den grossen Wasserverbrauch für die Frostberegnung von Obstkulturen seien Entnahmen aus Gewässern im Frühjahr aber weniger problematisch.

Es brauche aber in der Tat verwaltungsintern noch einigen Klärungsbedarf, auch mit der Raumplanung. Bis zum Herbst dieses Jahres sollen im Rahmen des Projekts «Luzerner Offensive Spezialkulturen» die Bedingungen geklärt sein. Solche Speicher, allenfalls auch überbetrieblich genutzt, könnten über die Strukturverbesserung mitfinanziert werden, sagt Meyer.

In Basel gibt es bereits ein Merkblatt

Einen Schritt weiter beim Thema lokale Speicherung zwecks Bewässerung ist der Kanton Baselland. Dort gibt es ein Faktenblatt mit Infos zum Wasserbedarf der Kulturen, Übersicht über die Bewässerungssysteme, Speicherarten und -volumen und zum Baubewilligungsverfahren.

Philipp Arnold von der Luzerner Dienstelle Umwelt und Energie weist darauf hin, dass schon heute nicht benötigte «Sammler» oder Güllegruben mit Dachwasser für die Speicherung genutzt werden. Es bestünden auch Überlegungen, dass Speicher teilweise mit Wasser aus Gewässern vor eigentlichen Sommer-Hitzephasen mit tiefen Pegelständen gefüllt werden könnten.

Natur-Aufwertung rund um Speicher-Becken

Schon vor zehn Jahren erstellte Obstbauer Xaver Stocker vom Neuklosterhof in Eschenbach ein Speicherbecken, das rund 600 m3 fasst. Gebaut wurde es zur Bewässerung der gedeckten Kirschenkulturen und in den letzten Jahren vermehrt auch zur Frostberegnung, um unabhängiger zu werden. Zudem sei Regenwasser besser als das härtere Wasser von der Gemeinde-Wasserversorgung, begründet Stocker. Beansprucht wurde eine Fläche von rund 500 m2 ab Dammaussenkante.

Die Dämme wurden rundherum als Blumenwiese begrünt, und es sei erstaunlich, welche Artenvielfalt sich nun hier tummle: Libellen, Frösche, viele Schwalben, welche die Mückenpopulation in Hausnähe tief halten. «Die Natur hat von diesem Becken profitiert.» Das Baubewilligungs-verfahren sei unkompliziert gewesen, zumal noch keine Fruchtfolgefläche nachgewiesen werden musste. Mit dem Aushub wurden die Dämme erstellt, so musste kein Material weggeführt werden. Das Becken ist rund drei Meter tief. Gespiesen wird der Speicher mit Dachwasser vom Haus und weiteren Hofgebäuden, zudem auch von Drainagen.

Entlastung bei Starkregen

Ebenfalls vor rund zehn Jahren einen 2500 m3 fassenden Bewässerungsteich gebaut hat der Obst- und Beerenbetrieb Lehner im thurgauischen Braunau. Der wird gespiesen von zwei kleinen Quellen sowie Drainagen und neu auch vom Dachwasser einer Halle. Die Bewilligung sei relativ problemlos gewesen, Kompensation von Fruchtfolgeflächen sei damals auch noch kein Thema gewesen, sagt Thomas Lehner. Im Gegenteil. Die Gewässerschutzfachleute seien offen, wenn Rückhaltebecken gebaut würden, um bei Starkregen das Wasser zu speichern und die Entwässerungssysteme so zu entlasten. Der Doppelnutzen von solchen Speichern ist damit offensichtlich.

Behörden sind grundsätzlich offen

Kurzfristig sei Wasser ab dem Netz oder aus Gewässern wohl kostengünstiger, langfristig lohne sich die Investition in solche Speicher aber, weil dies die Sicherheit erhöhe, erklärt Lehner.

Er investierte damals rund 50 000 Franken in den Teich, ist jetzt aber froh darum. In trockenen Jahren bei sinkenden Pegelständen der Flüsse und des Grundwassers sei die Wasserversorgung auf dem Betrieb so gleichwohl sichergestellt. Er stellt fest, dass gerade im Thurgau die Behörden offen seien für solche Speicherlösungen.