Es gibt gute Gründe, warum man den Humusaufbau im Ackerbau fördern sollte: Einerseits werden die Böden massiv verbessert, man leistet einen wichtigen Beitrag zum Klima- und dem Gewässerschutz und andererseits belebt der Humus die Erde und schützt zusätzlich vor Erosion und nimmt bei Starkregen auch das überschüssige Wasser besser auf.
Nur die oberste Schicht
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Dies waren gute Gründe, warum Peter Wüthrich aus Lüterswil den Humusaufbau auf seinen Böden mit Gründüngungen und Untersaaten fördert. Dabei achtet der Meisterlandwirt darauf, dass er bei der Feldbearbeitung immer nur die oberste Bodenschicht bearbeitet. Wüthrich, der sich am sechsjährigen Ressourcenprogramm Humus des Kantons Solothurn beteiligt, hat in der Zwischenzeit schon fast Pionierarbeit geleistet. Das Ressourcenprogramm startete im August 2017 und die Projektträgerschaft setzt sich zusammen aus dem Amt für Landwirtschaft, dem Amt für Umwelt und dem Solothurner Bauernverband. Das Programm dauert insgesamt sechs Jahre und wird vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziell unterstützt.
Ein grosses Potenzial
«Ich war immer offen neue Wege zu gehen, um eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu erreichen», so Peter Wüthrich. Auf diese Weise versuche er nicht nur konstante Erträge zu erzielen, sondern auch den steigenden Ansprüchen der Gesellschaft gerecht zu werden. «Als Pionier möchte ich mich nicht bezeichnen, aber ich möchte mit dieser Anbaumethode nicht nur die Bio-, sondern auch die konventionelle Landwirtschaft begeistern», hält er fest. Denn Wüthrich sieht hier ein grosses Potenzial mit einfacher Technik effizient boden- und ressourcenschonenden Ackerbau zu betreiben – sowie den Treibstoffverbrauch und die Maschinenkosten zu senken.
Klare Vorstellungen
Der Landwirt, der noch 80 Prozent als Sozialpädagoge auswärts arbeitet, hat klare Vorstellungen davon, wie er den Humus auf seinen Feldern fördern kann. «Das wichtigste dabei ist, dass man die Äcker nicht brach lässt, sondern immer mit einer Untersaat oder einer Gründüngung bedeckt hält», sagt der Meisterlandwirt. Dank dieser Anbaumethode trocknen die Felder weniger stark aus, der Boden bekomme eine natürliche Düngung, werde stärker durchwurzelt und auch für die Bodenlebewesen seien Gründüngungen ein positiver Effekt. Peter Wüthrich der seinen Betrieb Ende der 80er-Jahre wegen der Erosionsproblematik auf pfluglos umstellte, hatte zum Ziel, sich auch von den Pflanzenschutzmitteln zu verabschieden. So kam es, dass er seinen Betrieb 2012 auf Bio umstellte. Den Kartoffelanbau hat er bei der Umstellung auf Bio aufgegeben. «Ohne Pflanzenschutzmittel bleibt diese Kultur eine grosse Herausforderung», sagt er.
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Unkraut ist ein grosses Problem
Heute sei die Verunkrautung das grösste Problem auf seinem Betrieb und verursache dementsprechend auch einen hohen Zeitaufwand. Auf seinem Betrieb produziert er vor allem Biogetreide und Biokörnermais. «Um dem Unkrautdruck entgegenzuwirken, musste ich wieder auf den Pflug zurückgreifen und so schaffte ich mir vor acht Jahren einen Schälpflug an», so der Landwirt. Um dem Bodengefüge keinen grossen Schaden zuzufügen, werde dabei immer nur die oberste Bodenschicht bearbeitet, zudem versuche er, vermehrt – durch den Einsatz einer Güttlerwalze –, auf rotierende Bodenbearbeitungsgeräte zu verzichten.
«Hier haben wir Ende Mai den Mais gesät», sagt Peter Wüthrich. Werde dieser noch später gesät, nehme der Ertrag mit jedem Tag ab. Schon zweimal sei man wegen des Unkrauts mit der Hacke durchgefahren. Es sei eine Herausforderung, dass der Unkrautdruck während des Keimstadiums und des Jungwachstums nicht zu gross werde. «Wegen des Unkrauts können schon Ausfälle von bis zu 50 % auftreten», bemerkt der Landwirt. «Wenn der Mais zirka 30 cm hoch ist, werden wir hier eine Untersaat ansäen, dafür habe ich eine spezielle Sämaschaschine anfertigen lassen», hält er fest.
Bei der Untersaat gelte es jeweils den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, damit der Mais nicht zu stark konkurrenziert werde. Schliesse der Mais dann mit dem Wachstum die Reihen, sei das Unkraut kein Problem mehr, jedoch werde auch die Untersaat wegen des fehlenden Lichts unterdrückt. «Wenn der Mais im Herbst abreift, und mehr Licht in die Reihen fällt, erwacht auch die Untersaat zu neuem Leben», so der Landwirt. Da der Mais eine Kultur sei, die dem Boden viele Nährstoffe entziehe, seien auch die Erträge der Nachfolgekultur um einiges tiefer. «Da müssen wir beim Weizen schon mit 20–30 % weniger Ertrag rechnen, als wenn der Weizen auf Kunstwiese oder eine Gründüngung folgt», sagt Wüthrich.
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Vermehrt Sommergetreide
Beim Getreide setzt der Meisterlandwirt vermehrt auf Sommer- statt auf Wintergetreide. «Bezüglich Ertrag und dem Gründüngungseffekt hat das Sommergetreide einen Vorteil», ist der Landwirt überzeugt. Wintergetreide sät Wüthrich nur noch nach einjähriger Kunstwiese an. Nach der Getreideernte folgt eine Unkrautkur mit dem Güttler-Super-Maxx-Grubber (fünf bis acht Zentimeter tief), anschliessend sät er mit einer Säkombination (Klingenrotor und Scheibenscharsämaschine) die Terra-Fit-Quattro-Mischung ein. Dabei wird der Rotor ohne Zapfwellenantrieb über das Feld gezogen. So werden die Krümel nicht unnötig durch den Zapfwellenantrieb zerstört. Anschliessend wird die Saat mit einer 6,4 m breiten Güttler-Prismenwalze rückverfestigt. «Dank der Gründüngung bleiben die Böden bis zum Herbst oder bis zum Frühling gedeckt», so Wüthrich. Dabei werde der Boden widerstandsfähiger und die Pflanzen vitaler.
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Im Gleichgewicht
Für Peter Wüthrich bleibt wichtig, dass die Humusbilanz auf seinem Betrieb weiterhin ausgeglichen ist. Das heisst, die Zufuhr und der Abbau von organischer Substanz sollten im Gleichgewicht stehen. Egal, welche Theorie sich schlussendlich als richtig erweise, sei klar, dass nur in einem lebendigen Boden Humus aufgebaut werden könne. «Wir Bauern sind verantwortlich dafür, dass nicht nur die Natur im Einklang bleibt, sondern auch die Lebewesen unter der Bodenoberfläche stets genügend Futter (Ernterückstände, organische Düngung) haben», so der Landwirt.
Den grossen ackerbaulichen Herausforderungen, in Zusammenhang mit der Klimaerwärmung, den zunehmenden Wetterextremen, dem Schutz von Grund- und Trinkwasser und den steigenden gesellschaftlichen Ansprüchen, könne nur mit neuen Anbaumethoden begegnet werden. «Nach dem Abstimmungserfolg vom letzten Wochenende muss die Landwirtschaft den Konsumenten aufzeigen, mit welchen Massnahmen sie diese Herausforderungen bewältigen will», sagt er. Projekte, wie dieses Humusprojekt, seien eine von vielen Massnahmen, mit denen man den Herausforderungen begegnen könne.