Mit den Bodenanalysen aus dem Labor ist es so eine Sache. Die üblicherweise verwendete Mischprobe aus an verschiedenen Punkten auf der Parzelle entnommener Erde ist bei der Genauigkeit und Aus-sagekraft naturgemäss eingeschränkt. Zudem dauert es relativ lange, bis die Analyseresultate vorliegen. Dabei wäre es für den Landwirt nützlich, wenn er beispielsweise den aktuellen Nmin-Gehalt sofort bestimmen könnte, da sich dieser je nach Situation sehr schnell ändert.

Ein neues Analysegerät aus Deutschland soll Echtzeit-Bodenanalysen nun möglich machen. Der Spate FarmLab der Start-Up-Firma Stenon ist mit speziellen Sensoren ausgerüstet, die fähig sein sollen, jeden Boden sofort auf seine Nährstoffe hin zu analysieren: Unter anderem Stickstoff, Kalium, Magnesium, Phosphor aber auch den Humusgehalt oder den pH.

Dünger einsparen

Toni Gass aus Oltingen, Basel-Landschaft gehört zu den ersten Schweizer Landwirten, die den digitalen Spaten anwenden. Die Analyseresultate verglich er zu Beginn aus Neugier mit klassischen Bodenanalysen aus dem Labor: «Der Nmin-Gehalt war praktisch identisch.» Bei ihm sticht der Auszubildende Luca Zgraggen die Parzellen ab. Etwas mehr als eine Minute dauert es pro Messpunkt jeweils, bis die Daten auf der von der Firma zur Verfügung gestellten Cloud erscheinen. Per GPS werden die Messpunkte dort abgespeichert.

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Düngermengen einsparen

Die Mietkosten von über 700 Euro pro Monat und Gerät sind zwar happig. Dafür ist die Anzahl der Proben nicht eingeschränkt. Je mehr gestochen wird, desto genauer kennt man seinen Boden. Der Gemüsegärtner Matthias Stoffers aus Krefeld (Deutschland) nutzt den digitalen Spaten vor dem Pflanzen der Salatsetzlinge, um den aktuellen Gehalt an verfügbarem Stickstoff zu bestimmen. Danach düngt er nur noch so viel dazu, wie wirklich nötig. Durch die so eingesparten Düngermengen seien die Mietkosten für das FarmLab bereits abgedeckt, sagt er.

Viele Bodenfachleute zweifeln an der Qualität der Messresultate. Markus Steffens vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) kann sich schlicht nicht vorstellen, dass ein Gerät einfach so in jeden Boden gesteckt werden kann und dann noch zuverlässige Daten liefert. Steffens beschäftigt sich bereits seit längerem mit Infrarotspektroskopie-Anwendungen. Ein entscheidender Punkt dabei ist jeweils die nötige Kalibrierung, weil ein Boden im Mittelland ja ganz anders aussieht als in Graubünden. Das sei absolut zutreffend, wenn man mit optischen Sensoren arbeite, sagt Co-Firmengründer von Stenon, Dominic Roth. «Doch wir verwenden eine ganz andere Methode.»

Zu den Faktoren, die für die korrigierten Normen einbezogen werden, gehören Niederschläge im Winter und im Frühling. Nährstoffverluste vermeiden Gezielter düngen ohne Bodenanalyse – dank korrigierter Normen Sunday, 3. December 2023 Die von seiner Firma neu entwickelten Sensoren nutzten Daten zu Textur, Temperatur oder Feuchtigkeit im Zusammenspiel mit Referenzdaten sowie mit künstlicher Intelligenz, um das Material im Boden vor Ort zu bestimmen. «Eine solche Lösung gab es schlichtweg zuvor nicht, weshalb das Ganze auch patentiert wurde», erklärt Roth. Er kennt das Misstrauen der Bodenfachleute. Viele hätten aber noch gar nie ein Gerät in den Händen gehalten und würden Äpfeln mit Birnen vergleichen. Zudem werde leider im Bereich Bodenkunde die Sensorik oft mit Nahinfrarot-Spektroskopie gleichgesetzt. Diese sei aber nur ein Bruchteil ihres Gesamtsystems und wäre als eigenständige Anwendung nicht funktional.

Grosses Interesse

Das Unternehmen aus Potsdam liess die vom FarmLab ermittelte Daten in den letzten Monaten von mehreren namhaften externen Institutionen validieren. Dominic Roth kündigt die Publikation des Berichts dazu innerhalb der nächsten Wochen an. Doch so viel vorab: «Wir werden endgültig den Nachweis erbringen, dass unsere Daten genauso gut sind wie die von den Laboren.» Das Interesse am Gerät ist aber bereits ohne diese «Offizialisierung» gross – auch aus der Schweiz. Die Lieferzeit beträgt zurzeit vier bis sechs Wochen.

Virtuelle Pläne in einer Cloud

Der digitale Spaten des FarmLabs von Stenon misst die Nährstoffe im Boden in einer Umgebung bis 30 cm. Für eine Probe braucht es drei Einstiche am gleichen Messpunkt. Das Gerät wird über einen Touchscreen bedient, die Daten werden an eine Cloud übermittelt und dort von einer Software aufbereitet. Die Messpunkte werden mit GPS auf einem virtuellen Plan mit den Parzellen gespeichert. Das Gerät wird nur vermietet (ab 799 Euro pro Monat).