Böden verlieren jedes Jahr Kalk durch Regen und sauer wirkende Dünger. «Pro Jahr sind das 200–450 kg CaO», sagt Andreas Distel vom LZ Liebegg. Der Kalkgehalt gilt aber als zentral für die Bodenfruchtbarkeit – umso wichtiger, die richtige Menge wieder zuzuführen. «Nach der Getreideernte ist ein guter Zeitpunkt dafür», sagt Distel.

Salzsäure oder pH-Messung?

Sowohl der Boden-pH als auch der Salzsäuretest geben Hinweise auf den Kalkbedarf, zeigen aber nicht dasselbe. Das Beträufeln der Erde mit 10%-iger Salzsäure macht freien Kalk im Boden sichtbar, der beim Kontakt mit der Säure zu schäumen beginnt. «Der Salzsäuretest alleine ist zur Bestimmung des Kalkbedarfs zu wenig aussagekräftig», erklärt Stephan Wroblewski vom landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum Arenenberg. Bleibt das Schäumen aus, helfe der pH-Wert, die benötigte Kalkmenge einzuschätzen. «In den meisten Fällen ist es ausreichend, den pH-Wert aus der ÖLN-Bodenprobe heranzuziehen», so Wroblewski. «Optimal mit Kalk versorgte Böden haben einen pH von 6,5 bis 7,2», ergänzt Andreas Distel. Dann sind alle Hauptnährstoffe gut verfügbar.

Eine genauere Ermittlung gelinge über die Kationenaustauschkapazität (KAK) und Basensättigung des Bodens, so Wroblewski. Ersteres zeigt, wie viele «Andockstellen» für Nährstoffe vorhanden sind, während die Basensättigung angibt, wie viele positiv geladenen Teilchen – z. B. Calcium aus Kalk – daran hängen. In einem gesunden Boden sollten gemäss Landor 80 Prozent der Andockstellen mit Ca belegt sein. Landor empfiehlt, bei negativem Salzsäuretest auch bei hohen pH-Werten zu kalken, um den Gehalt an freiem Calcium zu erhöhen.

Ziel ist ein Gleichgewicht der Nährstoffe im Boden. Die Gefahr, zu viel zu kalken, hält Stephan Wroblewski allerdings für gering – «wenn die Bodenproben berücksichtigt und langsam wirkende Kalkdünger wie etwa kohlensaurer Kalk eingesetzt werden.» Ist ein zu tiefer pH-Wert zu korrigieren (Aufkalkung, bei pH unter 5,9), braucht es grössere Mengen, die man am besten auf mehrere kleine Gaben im Verlauf der Fruchtfolge aufteile. «Die Kalkung sollte nach Bedarf und nicht nach Kalender erfolgen», verdeutlicht der Thurgauer Berater. Wie Landor schreibt, sind Auf- und Erhaltungskalkungen (zur Aufrechterhaltung eines bereits guten Boden-pHs) grundsätzlich immer möglich, wenn der Boden befahrbar ist. Ideal platziert ist die Kalkgabe vor kalkliebenden Kulturen wie Zuckerrüben und Gerste oder Luzerne.

Vorsicht umrechnen

«Für die Wahl des passenden Produktes sind Wirkungsgeschwindigkeit und Kosten der Kalkung massgebend», fährt Stephan Wroblewski fort. Brannt- und Löschkalke wirken sofort und eignen sich daher vor der Saat, granulierte Kalke sind einfach mit dem Düngerstreuer auszubringen. Allerdings ist der Kalkgehalt je nach Produkt unterschiedlich. Man muss also je nachdem umrechnen, um die gewünschte Menge ausbringen zu können. «Bei optimalem pH-Wert bewegen sich Erhaltungsgaben zwischen 1000 - 2500 kg/ha CaO in einer fünfjährigen Fruchtfolge», so Andreas Distel.

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Im Spätsommer fräsen oder eggen
Kalk beeinflusst die Bodenstruktur und via pH-Wert die Verfügbarkeit von Nährstoffen, kann aber auch ein Faktor in der Drahtwurmbekämpfung sein: Gewisse Drahtwurmarten bevorzugen Flächen mit tiefem pH. Andere hingegen ziehen höhere pH-Werte vor. «Kalken kann ein wenig hilfreich sein», bilanziert daher Andreas Distel. Wirksamer scheint die intensive Bodenbearbeitung, zu der Agroscope auf Parzellen mit starkem Drahtwurmbefall rät. Das bedeutet, im Spätsommer (August bis September) wiederholt mit Fräsen, Scheibeneggen oder Ähnlichem ans Werk zu gehen. «Nicht pflügen», bemerkt Distel, «das bringt nichts gegen Drahtwürmer, weil man damit nur der Boden wendet und die Drahtwürmer nicht mechanisch gestört oder getötet werden.»

Die oberflächliche Bearbeitung ist mit der Empfehlung kompatibel, den Kalk nach der Ausbringung pfluglos in die oberste Bodenschicht einzuarbeiten. Das soll verhindern, dass er nutzlos in der Tiefe ausgewaschen wird. Hingegen tut sich bei der schützenden Bodenbedeckung mittels Gründüngung ein gewisser Zielkonflikt auf: «Gründüngungen können die Lebensbedingungen für Drahtwürmer verbessern», meint Andreas Distel. Allerdings kann der Schädling bei ungünstigen Bedingungen so oder so in tiefere Bodenschichten fliehen und dort Monate überdauern. Drahtwürmer sind daher kein erhebliches Argument gegen Gründüngungen. Aber diese sprechen gegen die intensive Bodenbearbeitung zur Drahtwurmbekämpfung.

Damit sie ihre Wirkung als Schutz vor Erosion und Wasserverlust sowie als Fänger übriger Nährstoffe ideal entfalten kann, sollte eine Gründüngungsmischung möglichst rasch nach der Ernte der Vorkultur gesät werden – für den Produktionssystembeitrag «Angemessene Bedeckung des Bodens» innerhalb von maximal sieben Wochen, sofern vor dem 1. Oktober geerntet wurde. Um keine Verätzung des Saatguts durch zuvor auf der Fläche ausgebrachten Kalk zu riskieren, hält Andreas Distel einen zeitlichen Sicherheitsabstand von etwa 14 Tagen für ausreichend.