Die Rote Borstenhirse (Setaria pumila) breitet sich als Lückenbüsserin in Wiesen und Weiden aus. Agroscope hat das Futter einer intensiv bewirtschafteten und mit Borstenhirse verunkrauteten Wiese (Buochs, Nidwalden, 450 m ü. M.) eingehend auf Parameter wie botanische Zusammensetzung, Gehalt und Verdaulichkeit sowie die daraus resultierenden Nährstoffwerte des Futters analysiert.

Es wurden zwei Chargen untersucht: Die erste stammte vom ersten Aufwuchs ohne Borstenhirse (gemäht am 25. April 2018), die zweite vom fünften Aufwuchs mit Borstenhirse (gemäht am 21. Oktober 2018). Bei beiden Schnittzeitpunkten befand sich die Wiese im phänologischen Stadium 3.

Borstenhirse, kein Problem?

Um genaue Informationen über die Qualität des Futters zu erhalten, wurden die beiden Futter-Chargen auf einer Versuchstrocknungsanlage schonend getrocknet und jeweils an eine Gruppe von vier Schafen verfüttert. Die chemische Zusammensetzung, die Verdaulichkeit und damit der Nährwert des Futters waren beim ersten Aufwuchs, ohne Borstenhirse, und beim fünften, mit viel Borstenhirse, ähnlich. Auf den ersten Blick scheint es daher, dass der Nährwert des Futters durch das Auftreten von Borstenhirse nicht stark vermindert wurde.

Borstenhirse ist verdaulich

Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass es sich bei dieser Untersuchung nicht um einen Vergleich von zwei Futter-Chargen handelte, die sich nur im Borstenhirse-Anteil des Bestandes unterschieden. Im Herbst produzieren die meisten Futtergräser hauptsächlich Blätter, während im ersten Aufwuchs die Stängelbildung wichtig ist. Darüber hinaus war der Ertrag im fünften Aufwuchs um 40 % niedriger als im ersten Aufwuchs, und auch der Zellwandgehalt war im fünften Aufwuchs niedriger als im ersten.

Der Nährwert des Futters wird in der Regel durch einen geringeren Anteil an Stängeln, Ertrag und Zellwandgehalt positiv beeinflusst. Das Futter vom fünften Aufwuchs hatte aber trotzdem keinen guten Nährwert, was möglicherweise auf das Vorhandensein von Borstenhirse zurückzuführen ist. Der Borstenhirse-Anteil war jedoch im fünften Aufwuchs sehr hoch (45 %), so dass der potenziell negative Effekt der Borstenhirse auf die Verdaulichkeit und den Nährwert des Futters nur mässig sein konnte.

Fehlender Geschmack

Das Problem lag jedoch woanders: nämlich in der Schmackhaftigkeit dieses Grases. Nur wenn die Schafe mit dem Futter aus dem fünften Schnitt gefüttert wurden, haben sie Krip-penreste zurückgelassen. Die Aufnahme des Futters mit Borstenhirse war also gegenüber derjenigen ohne Borstenhirse reduziert. Dementsprechend war der Wert des Futters mit Borsten-hirse aufgrund der geringeren Schmackhaftigkeit des Futters reduziert. Die harten Borsten der Ährentraube dieser Grasart sind alles andere als schmackhaft (siehe Bild) und können sogar Verletzungen im Maul des Wiederkäuers verursachen.

Die Schlussfolgerung

Wir schliessen aus dieser Verdaulichkeitsuntersuchung, dass der Qualitätsverlust des Wiesenfutters bei einer Verunkrautung durch die Borstenhirse nicht primär auf einen Nährwertverlust des aufgenommenen Futters zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf eine Abnahme der Schmackhaftigkeit des Futters.

Um dieses Ergebnis zu bestätigen, wären Nährwertanalysen von Wiesenfutter-Chargen erforderlich, die sich nur durch ihren Borstenhirse-Anteil in der Biomasse unterscheiden. In der vorliegenden Untersuchung wurde das Futter vor der Fütterung getrocknet. Es wäre interessant zu untersuchen, ob das Problem der Schmackhaftigkeit durch eine andere Methode der Futterkonservierung verringert werden könnte.