Brachen sollten von Frühling bis Herbst ein stetiges Nahrungsangebot für blütensuchende Insekten bieten. So sichern und erhöhen sie die Nahrungsmittelproduktion, indem sie wesentlich zum Erhalt der heimischen Vielfalt beitragen. Somit hat diese Biodiversitätsförderfläche (BFF) auch eine grundlegende Bedeutung für die menschliche Ernährung.

Proaktiv vorgehen

Doch manche dieser Flächen glänzen nicht mit bunten Blumen, sondern werden von Gras und Unkräutern heimgesucht. Überschreiten Problempflanzen wie Winden oder Blacken die Bekämpfungsschwelle, drohen Beitragskürzungen. So oder so ist es nicht die Idee dieser BFF, zu einem Unkraut-Reservoir und Zeitfresser zu verkommen. Aber was braucht es dazu und wie sieht eine «gute» Brache aus?

«Im Durchschnitt geht man von 10 – 40 Stunden Aufwand pro Jahr und ha für Brachen aus», sagt Dominic Eisenring, Biodiversitäts-Berater am BBZN Luzern. Viel davon sei Handarbeit – also das Jäten mehrjähriger Problempflanzen. Neophyten (v. a. Berufkraut, aber auch Armenische Brombeere), Verbuschung (Weiden, Eschen) und Problemunkräuter (Ackerkratzdisteln und Blacken) müssten unbedingt und konsequent angegangen werden. «Auch, damit die Rückführung der BFF in die Ackerfläche möglichst gut funktioniert», begründet der Fachmann.

«Wenn man das frühzeitig angeht, ist der Arbeitsaufwand gering – es sei denn, man hat eine unkrautbelastete Fläche erwischt.» Eine Kombination aus Jäten und Einzelstockbehandlung beschreibt er als erfolgversprechend. Herbizide würden am besten vor der Blüte oder erst wieder im Herbst angewandt, damit der Saftfluss den Wirkstoff gut in die Wurzeln transportiert.

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Man kann auch «überpflegen»

Bleibt die Brache nur 3 – 4 Jahre, wird Verbuschung kaum ein Problem. Werde sie aber älter und macht man nichts gegen die Verbuschung, könne es recht aufwändig werden, die Fläche wieder in Acker zu überführen, weiss DOminic Eisenring. Deshalb sei auch bei der Verbuschung die Devise: Proaktiv handeln, um sich hohe Folgeaufwände zu ersparen.

Die 10 – 40 Stunden Aufwand hält er für einen guten Richtwert. «Diese Zeit sollte auch investiert werden, um Probleme frühzeitig erkennen und proaktiv angehen zu können.» Zusammenfassend hänge die richtige Pflege einer Brache von deren Entwicklung und der Toleranzschwelle des Bewirtschafters ab. «Die Natur freut sich über alle Stufen, von der total unverbuschten, unkrautfreien bis zu den verbuschten Brachen», stellt er klar, auch wenn letzteres mit viel Folgeaufwänden verbunden ist. Dichter bewachsene Stellen schätzen etwa bodenbrütende Vögel. Dürres, abgestorbenes Pflanzenmaterial dient Kleintieren als Unterschlupf.

Durchaus würden diese BFF auch «überpflegt», vor allem maschinell durch kontraproduktive Pflegeschnitte. «Ein Säuberungsschnitt im Ansaatjahr ist die richtige Wahl bei allen einjährigen Unkräutern wie Kamille, Nachtschatten, Amaranth, Melde, Hirse usw.», erläutert Eisenring.

Keine Sonne auf dem Boden

Zentral ist, dass sich die angesäten Brachepflanzen etablieren können. Säuberungsschnitte sorgen dafür, indem sie den Schatten durch einjähriges Unkraut reduzieren; solche sind aber nicht auf Rotationsbrachen und einjährigen Nützlingsstreifen erlaubt. Deshalb sollten kurzfristige Brachen nur auf sehr sauberen Parzellen angelegt werden. Eisenring rät zum Säuberungsschnitt, sobald keine Sonne mehr den Boden erreicht.

Wenn zu erwarten sei, dass das Unkraut noch stärker wachse, könne man aber bereits vorher zur Tat schreiten. Das erspare das Abführen des Materials, da bei einem frühen Schnitt nur wenig davon anfällt. «Die Ansaat entwickelt sich dann spätestens im Folgefrühling, nachdem die einjährigen Unkräuter erfroren sind», schildert der Fachmann die Wirkung des Säuberungsschnitts.

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Im Juni und August beurteilen

Brachen sind sehr dynamische BFF, die sich über die Jahre in ihrer Zusammensetzung verändern: Im ersten Jahr leuchten roter Mohn, blaue Kornblumen und lila Kornraden. Später folgen etwa Karden, Königskerze und Wegwarte, die zuerst nur als Rosette auftraten. Wilde Möhre, Schafgarbe, Wiesenflockenblumen und Margeriten gesellen sich dazu, auf Rotationsbrachen kann Luzerne viel Fläche einnehmen. Genau diese Entwicklung macht mehrjährige BFF ökologisch sehr wertvoll. Ab dem zweiten Standjahr wird empfohlen, ihren Zustand zwischen Juni und August zu beurteilen. Von Agridea gibt es eine Anleitung und passende Massnahmen dazu (siehe Link).

«Am Anfang der Anlage ist die Dynamik einer Brache höher», erklärt Dominic Eisenring. In dieser Zeit gibt es eher Lücken, die Probleme mit Unkraut bzw. Neophyten mit sich bringen können. «Ältere Brachen sind tendenziell stabiler und müssen weniger oft kontrolliert werden.»

Theorie versus Praxis

Um verschiedene Entwicklungsstadien einer Brache auf ein und derselben Fläche zu haben, ist ab dem zweiten Standjahr im Winter (zwischen 1. Oktober bis 15. März) ein Schnitt mit leichter Bodenbearbeitung sinnvoll. Das Mähen verhindert die Verbuschung, die Bodenbearbeitung fördert und erhält die Artenvielfalt durch Aktivieren der Samenbank und bremst die Vergrasung.

Soweit jedenfalls die Theorie. «Jetzt ist es in der Praxis aber so, dass bei neuen Bodenbewegungen oftmals wieder neues Unkraut keimt, aber Säuberungsschnitte in einer bestehenden Brache nicht erlaubt und ökologisch fragwürdig sind», beobachtet Dominic Eisenring. Daher würde er die Kombination Schnitt-Bodenbearbeitung nur bei Brachen empfehlen, die auf sehr sauberen Flächen angesät worden sind.

Zurückhaltend Mulchen

«Absolut zu unterlassen sind Bodenbearbeitungen natürlich bei einem Blacken-Samenvorrat.» Ausserdem sei zu beachten, dass dieser Rückwurf in der Entwicklung der Pflanzengesellschaft einer Brache nur gelingt, solange das entsprechende Saatgut noch keimfähig ist – das heisst etwa im 2. oder 3. Standjahr. «Wenn man erst reagiert, wenn die Brache nicht mehr schön ist, ist es in der Regel zu spät», so Dominic Eisenring. Von einem Schnitt ohne Bodenbearbeitung wird klar abgeraten, dies führe in der Regel zu vermehrter Vergrasung

Mulchen ist zwar sowohl auf Bunt- als auch Rotationsbrachen zulässig, die Notwendigkeit aber aufgrund negativer ökologischer Effekten kritisch zu hinterfragen. «Wenn man seine Brache mähen will, stellt sich die Frage, wohin mit dem Material», gibt Eisenring zu bedenken. Das Schnittgut muss auf Brachen nicht abgeführt werden. «Wenn es wenig und grobes Material ist, kann man es liegen lassen», fährt der Fachmann fort. Grössere Mengen lassen sich zu Mädli schwadern, was für die Biodiversität zwar durchaus wertvoll, aber auch für Mäuse attraktiv sein könne. Mulchen wäre eine Alternative zu Mädli bei viel Schnittgut, damit es auch ohne Abführen keine Matte gibt. Wenn man sich aber für das Abführen des Schnittgutes entscheidet, könne es z. B. in einem anderen Acker für den Humusaufbau eingearbeitet werden. Dies allerdings nur, wenn es keine Problemunkräuter enthält.

Bei der Aufhebung der Brache sei das Mulchen oft unumgänglich, ergänzt Dominic Eisenring. «Damit man sauber ackern kann.» Generell hält er ein einmaliges Mulchen am Ende der Vertragsdauer für viel weniger schädlich für die Biodiversität, als wenn es zur regelmässigen Brachenpflege gehört. Es ist ein Kompromiss zwischen Bewirtschaftung und Biodiversität.

Vorschriften und Merkblätter

Der Anfang ist entscheidend

«Ein häufiger und zentraler Fehler bei Bunt- und Rotationsbrache ist die Standortwahl», sagt Dominic Eisenring. Oft werde versucht, für den Ackerbau mühsame Flächen als Brachen zu nutzen – unförmige Spickel, problemunkrautverseucht, staunass oder schattig. Quasi eine Win-Win-Situation. «Das geht aber dann in der Regel nicht auf und führt zu weiteren Folgeaufwänden», schildert er. Einzig bei trockenen, mageren und somit ertragsschwachen Ackerstandorten sei man eine Win-Win-Situation mit einer Brache erreichbar, denn solche Standorte sind mit die vielversprechendsten für die Anlage einer solchen BFF. Auf normalen Ackerflächen könne man aber durchaus auch schöne Brachen etablieren.

Weiter werde oft im Ansaatjahr zu wenig und danach zu viel gemacht, was Pflegeschnitte angeht. «Im Ansaatjahr kann ein Säuberungsschnitt in der Buntbrache entscheidend sein», stellt Eisenring klar. Damit liessen sich schöne Brachen sogar bei starkem Druck einjähriger Unkräuter etablieren. Im Jahr der Ansaat seien zu viele Säuberungsschnitte kaum möglich, wenn sie auch auf Kosten der wenigen einjährigen Arten in der Saatgutmischen gehen. «Allerdings ist das das kleinere Übel, als wenn auch mehrjährige Arten vor lauter Unkraut eingehen.» Trotzdem sollte sorgfältig abgewogen werden, ob die Säuberungsschnitte notwendig sind, um auch bei tiefem bis moderatem Unkrautdruck ein Gedeihen der einjährigen Arten zu ermöglichen. Im Gegensatz zum Ansaatjahr schade ein Pflegeschnitt in den Folgejahren eher, da er Gras fördert.

«Ein anderer, verbreiteter Fehler ist, dass man auf Problempflanzen zu spät reagiert und die regelmässigen Kontrollgänge verpasst.» Dadurch staue sich sehr viel Arbeit an, was vermeidbar wäre.