Seit einigen Tagen rütteln die Schütteltische der Mähdrescher. Vielerorts hat die Gerstenernte Fahrt aufgenommen. Landwirt René Moser aus Wichtrach kann nicht klagen. Es ist das erste Jahr, in dem er auf gut vier Hektaren Extenso-Braugerste anbaut. Bei ihm lief alles nach Plan; am vergangenen Sonntag konnte er unter guten Bedingungen dreschen.
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330 ha Braugerste in der Schweiz
Die diesjährige Braugerstenfläche beträgt gesamthaft rund 330 ha. «Der grösste Teil macht IP Suisse aus, dann konventionell. Dazu kommen noch rund 40 ha Bio», erklärt Stefan Gfeller von der IG Mittellandmalz. Die Folgen des erhöhten Krankheitsdrucks, welcher dieses Jahr durch den nassen Frühling begünstigt wurde, sei sichtbar: «Die intensiv geführten Flächen konnten mit Fungizid behandelt und der Pilzbefall dezimiert werden, was bei den Extenso-Parzellen dieses Jahr zu sichtbaren Unterschieden geführt hat», erklärt Stefan Gfeller. Jedoch sei dies von Jahr zu Jahr sehr verschieden. «In gewissen Jahren sind kaum Unterschiede zwischen den Anbausystemen zu sehen».
Hektolitergewicht gut aber bei Bio etwas tiefer
René Moser ist zufrieden mit seinem ersten Posten, der ein Hektolitergewicht (HLG) von 62kg erreicht hat. Auch Hans Ramseier, Präsident der IG Mittellandmalz hat die ersten Resultate schon bei sich auf dem Tisch: Das Hektolitergewicht sei generell gut. Im Bio etwas tiefer aber immer noch gut, so Ramseier. «Der extreme Wechsel von nass zu trocken war sicherlich nicht förderlich für ein gutes Hektolitergewicht», räumt Ramseier ein.
Schlechte Wurzelbildung im Frühling und schnelles, oberflächliches Austrocknen im Frühsommer
Das schnelle oberflächliche Austrocknen des Oberbodens durch die Bise und die eher schlechte Wurzelbildung (bedingt durch das feuchte Frühlingswetter) haben jedoch einen grossen Einfluss, erklärt Hans Ramseier. «Eine mittlere bis - je nach Boden - gute Qualität kann immer noch erwartet werden», ist Ramseier überzeugt.
Nässe schlimmer als Trockenheit
Die Nässe hätte seiner Braugerste mehr geschadet als die Trockenheit, bilanziert Landwirt René Moser. Er empfindet es für die Braugerste sogar als positiv, dass die letzten Wochen so trocken waren. Braugerste muss einen Eiweissgehalt von 9 bis 12% aufweisen. «Meine erreichte 10%», erzählt der Landwirt. Ist der Proteingehalt tiefer oder höher als der Richtwert, fliesst das Getreide in den Futterkanal und entsprechend ist auch der Produzentenpreis tiefer. Wird die Gerste überdüngt, steigt denn auch der Eiweissgehalt in einen Bereich, der für das Brauen ungeeignet ist. Deshalb entnimmt die IG Mittellandmalz auf jeder Braugerstenparzelle Nmin-Bodenproben, um den Produzenten den exakten Düngerbedarf angeben zu können. Auf die Resultate der Probe hin hatte Moser im März 50 Stickstoffeinheiten in Form von Kunstdünger ausgebraucht.
Feuchtigkeitsziel von maximal 14,5% bei diesem Wetter gut erreichbar
Auch der Feuchtigkeitsgehalt ist bei der Braugerste wichtig, denn diese kann nur schwer getrocknet werden, wie Landwirt René Moser erzählt. Deshalb seien Braugersten-Posten mit einem TS-Gehalt über 14,5% für das Brauen ungeeignet. Bei den aktuellen Verhältnissen sei dieses Ziel aber relativ gut zu erreichen, so Moser. Weil die Mälzerei nur intakte Körner brauchen kann, sei es bei der Ernte noch wichtiger als beim anderen Getreide, keine Bruchkörner im Tank zu haben. René Moser hatte deshalb den Mähdrescher «noch schonender eingestellt», wie er erklärt.
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Das sagt die IG Mittellandmalz...
...zur aktuellen Situation:
«Die Ernte ist in vollem Gange. Wie sich das Gesamtbild abzeichnet, können wir noch nicht sagen», sagt Stefan Gfeller. Aber es wurden bereits einige Posten angeliefert, welche ein zu geringes Hektolitergewicht aufwiesen, so Gfeller weiter. Einige erreichten auch den Proteinwert (zwischen 9 und 12%) nicht. Die Braugerste wird kalibriert und nur Körner, die grösser sind als 2,5mm können verwendet werden. «Da erwarten wir dieses Jahr auch eher eine geringere Ausbeute, da die Körner teilweise aufgrund der Trockenheit nicht gross genug sind». Die vorliegende Wettersituation (zuerst nass, dann anhaltend trocken) führte zu verschiedenen Problemen. Einerseits war der Krankheitsdruck zu Beginn der Saison relativ hoch. «Gerade bei IP-Suisse-Gerste führte dies zu Problemen. Die Folgen davon waren einerseits geringere Erträge, kleinere Körner und somit ein tieferes Hektolitergewicht», so der Anbauplaner.
...zu den Übernahmebedingungen:
Der Feuchtigkeitsgehalt darf nicht höher als 14,5% sein
Das Hektolitergewicht muss mindestens 62 kg/hl erreichen
Der Eiweissgehalt muss zwischen 9 und 12% liegen
Der Fremdbesatz von anderem Getreide darf nicht über 2% betragen
Der Fremdbesatz von Ölsaaten muss 0% sein
Auch Parameter wie Keimfähigkeit, Vollgerstenanteil und, falls notwendig, Mykotoxin werden gemessen.
..zum Unterschied zwischen Extenso und intensiver Braugerste:
Die mit einem Fungizid gespritzte Gerste dürfte ein etwas besseres Hektolitergewicht erreichen, weil die Blätter der Extenso (respektive IP-Suisse) Gerste doch deutlich schneller dürr wurden und so die Abreife noch beschleunigt wurde, erklärt Hans Ramseier, IG Mittellandmalz Präsident. Bedenken habe er für die Sommerbraugerste. «Diese hat stark unter Trockenheit gelitten und wird wohl fast notreif. Darunter wird Ertrag und das Hektolitergewicht leiden».