Ein Bild von einer Zweifel-Chips-Verpackung, das diese Woche auf Facebook kursierte, sorgte für mächtigen Gesprächsstoff. Darauf ist zu lesen: Paprika, Original Chips aus der Schweiz (versehen mit einem Schweizer Kreuz). Studiert man die Packung genau, kommen die Kartoffeln aber nicht aus der Schweiz, sondern aus Portugal. Ein Etikettenschwindel?
Keine Reserven mehr
Anita Binder, Mediensprecherin von Zweifel Pomy-Chips AG relativiert: "Grundsätzlich verwenden wir für unsere Kartoffelchips Schweizer Kartoffeln. Im Hitzesommer 2018 lagen die Erträge jedoch so tief, dass die Fehlmengen unsere jährlich eingeplanten Reserven überstiegen", sagt Binder auf Anfrage der BauernZeitung. "Während rund drei Wochen mussten wir daher auf Kartoffeln aus Portugal und Italien ausweichen, rund 500 Tonnen. Im Kartoffel-Verarbeitungs-Zeitraum Juli 2018 bis Juni 2019 haben wir gesamthaft aber gut 98% Kartoffeln aus der Schweiz verarbeitet. Seit dem 19. Juni werden bereits wieder Schweizer Kartoffeln der neuen Ernte verarbeitet", sagt die Mediensprecherin. Auch Ruedi Fischer, Präsident der Schweizer Kartoffelproduzenten hält den Ball möglichst tief: "Das ist eine einmalige Angelegenheit. Wir konnten die geforderte Menge der Sorten Lady Rosetta und Osira in dieser Zeit einfach nicht liefern", bedauert Fischer. Und: "Zweifel-Chips ist für die Kartoffelbauern ein sehr guter Kunde, jährlich kauft er bei uns rund 25 000 Tonnen Schweizer Kartoffeln ein", beschwichtigt der Präsident. Für ihn ist klar, man wolle es dieses Jahr besser machen, damit diese Lieferengpässe nicht mehr vorkommen können.
Nicht zu hundert Prozent
Angesprochen auf das Schweizer-Kreuz auf der Zweifel-Chips-Packung mit portugiesischem Inhalt meint Anita Binder: "Unser Ziel ist es, unsere Konsumenten transparent zu informieren und nicht zu täuschen. So geben wir bei der Verarbeitung der Schweizer Kartoffeln sogar den Bauern an, dessen Kartoffeln aktuell verarbeitet werden, resp. werden die Namen der Bauern auf der Verpackung abgedruckt. Aufgrund der genannten kurzzeitigen Ausnahme konnte dies leider nicht zu hundert Prozent gewährleistet werden." Binder hält zudem fest, dass die importierten Kartoffeln unter denselben Bedingungen verarbeitet werden wie die Knollen aus der Schweiz.
Anbau nicht fördern
Ruedi Fischer warnt aber davor, dass wegen den entstandenen Engpässen den Eindruck entstehen könnte, dass man jetzt mehr Chips-Kartoffeln anbauen sollte. "Hier liegen die Produzenten falsch", betont Fischer. Denn Angebot und Nachfrage seien eng beieinander. "Nur eine leichte Überproduktion bringt schon grosse Probleme", hält der Kartoffel-Präsident fest.