Hecken erfüllen mehrere Funktionen: Sie bieten Lebensraum für Nützlinge wie etwa Bestäuber oder Insekten fressende Vögel, fördern die Arten- und Strukturvielfalt und schützen den Boden vor Erosion und Weidevieh oder Kulturen vor Wind. Der jährlich durchgeführte Heckentag des Vereins Heckentag Schweiz will die Pflanzung von einheimischen Hecken fördern und Menschen beim Einsatz für die Artenvielfalt zusammenbringen.
Gefahr von Erosion
Vor vier Jahren pflanzte Landwirt Bernhard Marschall aus Neuenegg BE gemeinsam mit dem Verein eine rund 100 m lange Hecke entlang des Bachufers. Für die Heckenpflanzung entschied er sich aus zwei Gründen: «Zum einen hört man immer wieder, tue die Landwirtschaft zu wenig für die Ökologie, zum anderen bestand entlang des Bachufers Erosionsgefahr.»
Hecken eignen sich besonders für Standorte mit tiefer Produktivität wie Böschungen, Deiche, Hanglagen, Parzellenränder oder Bachufer, aber auch im Ackerland, wo sie traditionell vorkommen. Weniger geeignet sind Magerwiesen und Böschungen mit hohem ökologischen Wert. Um die Arbeit möglichst wenig zu beeinträchtigen, sollte die Hecke zudem parallel zur Bewirtschaftungsrichtung der Parzelle verlaufen – idealerweise in Nord-Süd-Ausrichtung, zur Minimierung des Schattenwurfs.
Hilfe von der Baumschule
Heckentag 2025
Bereits zum siebten Mal organisiert «Heckentag Schweiz» am 8. November 2025 den Heckentag. Gesucht sind neben freiwilligen Helfern auch Landwirtschaftsbetriebe, die eine Hecke gemeinsam mit Schulklassen oder Freiwilligen pflanzen möchten oder helfende Hände für die Heckenpflege benötigen.
Interessierte Betriebe können sich bis zum 30. September auf der Vereins-Webseite anmelden.
Webseite: www.heckentag.ch
Neben dem richtigen Standort müssen auch die Pflanzen an die lokalen Bedingungen angepasst sein. So ist der Boden bei Marschalls rund um den Bachlauf feucht. Unterstützung bei der Strauchwahl erhielt der Landwirt von der Emme Forstbaumschule in Wiler bei Utzenstorf BE, einem Kooperationspartner des Schweizer Heckentags. «Ich habe dem Verkäufer telefonisch die Standortbedingungen geschildert, woraufhin mir ein Paket mit verschiedenen Straucharten zusammengestellt wurde», erklärt er. Das sei eine grosse Arbeitserleichterung gewesen. Insgesamt 250 Sträucher mit rund zwanzig verschiedenen Arten umfasste das Set für die Hecke. Gepflanzt wurde diese mit der Unterstützung einer 8. Klasse aus Bümpliz. «Man hat gemerkt, dass viele Schüler und Schülerinnen bisher kaum Berührungspunkte mit der Landwirtschaft hatten, doch alle waren sehr interessiert und haben fleissig mit angepackt», so Marschall. Während die Schülerinnen und Schüler ihre persönliche Ausrüstung wie gutes Schuhwerk und Handschuhe mitbrachten, stellte der Betriebsleiter genügend Schaufeln, sonstiges Arbeitswerkzeug sowie ein Zvieri zur Verfügung.
Auch die Rehe freuen sich
Vor dem Pflanztag markierte Marschall die Pflanzstellen mit Stecken. Die Sträucher wurden in zwei Reihen innerhalb einer zwei Meter breiten Hecke gesetzt – mit einem Abstand von einem Meter zwischen den Reihen und 1,5 Metern zwischen den Pflanzen in der Reihe. Angrenzend wurde wie vorgeschrieben ein drei Meter breiter Krautsaum angelegt. Jeweils mehrere Sträucher einer Art wurden gruppenweise nebeneinander gesetzt. Eine zu starke Vermischung würde dazu führen, dass schnellwüchsige Arten den schwächeren das Licht wegnehmen. Pro 10 m wurden zudem mindestens fünf verschiedene Straucharten gepflanzt. Beratung zur richtigen Pflanzung und Unterstützung am Pflanztag erhielt der Landwirt von einem Mitglied von Heckentag Schweiz.
Die Hecke hat sich laut Bernhard Marschall seither gut etabliert – mit einer Ausnahme: Rehe machten dem Landwirt einen Strich durch die Rechnung. «Wir hatten nicht genügend Stammschutze, sodass sich die Rehe an den jungen Sträuchern bedient haben», erklärt er. Etwa ein Drittel der Sträucher mussten im vergangenen Herbst ersetzt werden. Auch dabei erhielt er erneut Unterstützung von der Schulklasse. Die Artenvielfalt ist nach Empfinden des Landwirts seit der Heckenpflanzung gewachsen. «Wir hatten schon lange keine Blindschleiche mehr gesehen, doch einmal kam meine Tochter zu mir und meinte, sie habe ‹einen grossen Wurm, der züngelt› gesehen», berichtet er und grinst.
Anforderungen an eine Hecke
Eine Hecke besteht grundsätzlich aus einem Krautsaum, einer niedrigen Strauchschicht und einer höher wachsenden Baumschicht. Letztere kann auch fehlen, insbesondere da Bäume mehr Schatten werfen und so kleinere Sträucher mit der Zeit verdrängen können.
Die Direktzahlungsverordnung schreibt einen drei Meter breiten Krautsaum entlang der Hecke vor, der ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel bewirtschaftet werden muss. Die Hecke sowie der extensive Saum können als Biodiversitätsförderflächen QI oder QII vergütet werden, dazu kommen kantonal unterschiedliche Vernetzungs-Beiträge.
Bedingungen für Qualitätsstufe I
- Keine Düngung und Pflanzenschutzmittel
- Pflege: mindestens alle acht Jahre, nur während der Vegetationsruhe, abschnittsweise auf maximal einem Drittel der Länge
- 3 bis 6 m breiter, extensiver Krautsaum
- Krautsaum: keine Düngung, Schnitt mindestens alle drei Jahre, 1. Schnitt und Herbstweide wie bei Extensivwiesen. Kein Mulchen, Schnittgut abführen
- In Weiden: Weidenutzung erlaubt, frühester Termin wie frühester Schnitttermin bei extensiv genutzter Wiese
- Mindestvertragsdauer: acht Jahre
Bedingungen für Qualitätsstufe II
- mindestens 2 m breite Hecke ohne Krautsaum
- einheimische Strauch- und Baumarten
- mindestens fünf verschiedene Strauch- und Baumarten pro 10 m
- mindestens 20 % der Strauchschicht dornentragende Sträucher oder pro 30 m mindestens ein landschaftstypischer Baum
- Krautsaum: maximal zwei Schnittnutzungen pro Jahr, erste Nutzung wie extensiv genutzte Wiese, zweiter mindestens sechs Wochen später, Mähaufbereiter verboten.