«Der Befall von Obstbaumkrebs ist immer wieder ein Thema», stellte Sarah Perren von Agroscope vor einer Woche an der diesjährigen Güttinger Tagung fest. Die Krankheit befällt hauptsächlich Apfel- und Birnbäume. Doch auch andere Laubbäume wie Eschen, Pappeln, Weiden, Eichen oder Ahorn können betroffen sein. 

Vor allem Jungbäume betroffen

Hervorgerufen wird der Obstbaumkrebs durch eine Infektion mit dem Schadpilz Neonectria ditissima. Dieser Pilz tritt vor allem in niederschlagsreichen und feuchten Gebieten auf. Die Sporen verbreiten sich besonders bei Temperaturen ab null Grad, also auch während milden Wintern. «Je länger die Nassperiode dauert, desto grösser ist das Risiko von Infektionen», so Sarah Perren. Geschädigt werden sowohl junge als auch ältere Holzteile, wobei Jungbäume besonders gefährdet sind. 

Die Eintrittspforte für die Pilzsporen sind beispielsweise Blatt- und Fruchtnarben sowie auf-brechende Knospen und Risse oder feine Verletzungen, die beispielsweise durch Frost oder durch die mechanische Unkrautbekämpfung entstehen können. Zu Infektionen kommt es dementsprechend hauptsächlich im Frühling vom Knospenaufbruch bis Ende Blütezeit sowie im Herbst ab der Erntezeit bis zum Ende des Blattfalls. Schnittwunden gelten bis zu 21 Tage als Eintrittspforten, Blattnarben beim Laubfall bis zu 24 Stunden. «Am höchsten ist das Befallsrisiko im Herbst, wenn es viele Wunden gibt und dem Wetter entsprechend zahlreiche Pilzsporen vorhanden sind», hielt Perren fest.

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Staunässe ist zu vermeiden

Ein Befall macht sich durch eine dunkle Verfärbung und eine leichte Einsenkung der Rinde bemerkbar. Auch kann es zu konzentrischen Kreisen kommen, mit anschliessender Bildung von Schwielen. Ober­halb der Infektionsstelle verdorren die Triebe und Äste, worauf diese absterben. Typisch sind zudem die «Krebsfahnen», welche nach der Blütezeit bis Juli auftreten. Die Sporen werden im Sommer vor allem in den weiss-gelblichen Pusteln gebildet, im Winter dagegen sind die pusteligen Fruchtkörper meist orange-rot. «Gegen den Obstbaumkrebs hilft einzig eine gute Hygiene», betonte Sarah Perren. Dazu empfahl sie konkrete Massnahmen.  

  • Rückschnitt: Befallsstellen sollten rückgeschnitten werden, wobei die Schnittstelle mit Wundverschlussmittel zu versiegeln und das Holz aus dem Obst-garten zu entfernen ist. 
  • Zeitpunkt: Winterschnitt bei langfristig trockener Witterung durchführen, Krebsfahnen können auch von Mai bis Juli direkt herausgeschnitten werden.
  • Fällen: Jungbäume, die stark befallen sind, sind zu roden.
  • Früchte: Befallene Früchte sind zu entfernen.
  • Angepasste Stickstoffdüngung: Übermässiges Triebwachstum ist zu vermeiden.
  • Staunässe: Da Staunässe die Holzreifung und Winterabhärtung hemmt, sollte sie vermieden werden.
  • Geeignete Sortenwahl: Robust sind u. a. Topaz, Elstar, Pinova. Anfällige Sorten sind dagegen Kanzi, Braeburn, Gala und Cox Orange.

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Auch die Früchte der befallenen Bäume können von dem Pilz infiziert werden: Zu Beginn entsteht eine weiche, wenig abgegrenzte Fäule. Mit der Zeit entwickelt sich eine braune, eingesunkene und scharf abgegrenzte Faulstelle im Bereich der Kelchgrube – bekannt als Kelchfäule. Zudem weisen die Äpfel möglicherweise tiefe Radialrisse sowie weisse Pusteln auf. Perren nannte Massnahmen zur Bekämpfung der Kelchfäule.

Hygiene: Krebsstellen wegschneiden, um den Befall gering zu halten.

Bewilligte PSM: Cyprodinil, Pyrimethanil, Folpet, Mepanipyrim. Die Behandlungen erfolgen während der Blüte. 

Sortenwahl: Bei heterogen blühenden Sorten dauert die Haupt­infektionsphase länger. Alexandra Stückelberger

Schwarzer Rindenbrand

Beim Schwarzen Rindenbrand handelt es sich um eine weitere Pilzerkrankung, die im Obstbau zu wirtschaftlichem Ausfall führen kann. Aus Baden-Württemberg ist bekannt, dass sie nach heissen Hitzesommern wie etwa 2003 vermehrt auftritt. Auch in der Schweiz wurden Fälle von Rindenbrand diagnostiziert, sowohl in Proben von Hochstamm- als auch von Niederstammbäumen. Der Erreger der Gattung Dipldia  befällt Kernobstbäume, aber auch andere Laubgehölze können betroffen sein. Der Erregerpilz überwintert in sogenannten Cankern (Krebs-stellen) und je nach Art auch in Fruchtmumien. Im Frühling und im Sommer bei Regen werden die Sporen freigesetzt. 

Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Sporen: Ascosporen, die mit dem Wind vier bis sechs Wochen nach der Blüte über grössere Distanzen verbreitet werden, und Konidien, die in nahen Umkreis übers Wasser verbreitet werden. Infektionen sind bereits ab einer Temperatur von 8 °C möglich. Als Schwäche-parasit nutzt der Rindenbranderreger Verletzungen an der Rinde. Wasser- und Nährstoffmangel und vor allem Hitze fördern den Befall. Zudem trägt auch ein feuchtes Klima um den Stamm zum Befallssrisiko bei. Das auffälligste Symptom ist eine schwarz verfärbte Rinde, welche bei fortgeschrittenem Befall wie Holzkohle aussehen kann. Auch zeigen sich Risse oder Verletzungen sowie leicht eingesunkene Stellen. «Bei fortgeschrittenem Befall werden oftmals auch Holzpilze beobachtet, die durch den Rindenbrandbefall eine Eintrittspforte haben», sagte Anita Schöneberg von Agroscope. Verschiedenorts wurden auch Symptome an Früchten und Blättern beobachtet, vor allem in Bio-Anlagen. Als besonders anfällige Sorten gelten unter anderem Glockenapfel, Elstar, Gala, Jonagold und Braeburn. Fungizide vermögen den Rindenbrand nicht zu bekämpfen. Massnahmen zur Bekämpfung sind:

- Standort mit optimaler Wasser- und Nährstoffversorgung wählen
- Bei Hanglage Nordhang zur Vermeidung von Frostrissen und Wassermangel
- Tiefgründiger Boden
- Verletzungen vermeiden
- Stammweisseln gegen Frost- und Wachsstumsrisse
- Winterschnitt bei trockenem und frostfreiem Wetter
- Befallsstellen grosszügig herausschneiden, mit Wundverschlussmittel verstreichen und Schnittholz sowie Totholz aus der Obstanlage entfernen. 

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