Regen, Regen und noch einmal Regen. Was in den letzten Wochen an Wasser zusammengekommen ist, ist für manches Feld zu viel. Die Böden sind gesättigt, das Wasser fliesst nicht mehr ab und es bilden sich kleine Seen. Der Raps, die Wintergerste oder auch der Winterweizen drohen jetzt im stehenden Wasser zu verfaulen.
Sauerstoffmangel für die Pflanzen drohen
Was für die Wasservögel ein Paradies ist, ist für die Bauern ein Schaden. Wird die Wintersaat die Nässe überstehen oder müssen die Landwirte im Frühling eine Neuansaat ins Auge fassen? «Die Gefahr besteht natürlich, dass das Wasser den Sauerstoff verdrängt, den Stoffwechsel der Pflanze unterbricht und so die Pflanze quasi zum Ersticken bringt», hält Jonathan Heyer, Pflanzenschutzberater vom freiburgischen landwirtschaftlichen Beratungszentrum Posieux fest. Dauert diese Situation zu lang an, kumulieren sich dazu auch giftige Nebenprodukte in Folge von Gärungen, welche die Pflanzenwurzeln zusätzlich schädigen würden.
Das Stadium jetzt ist weniger sensibel
Jonathan Heyer erläutert aber, dass sich das Getreide bei Staunässe im Winter generell in einem weniger sensiblen Stadium befinde. Am sensibelsten sei es während des Bestockens. «Hier kommt es ganz klar auf die Dauer und den Grad der Überschwemmung an», sagt er. Auch sei zu beachten, ob die ganze Pflanze oder nur das Wurzelwerk von den Überschwemmungen betroffen seien. Heyer weiss aber, dass der Raps nicht gerne Staunässe hat. «Schon im Herbst haben einige Rapsfelder deswegen gelitten und stellenweise kümmeriger Wuchs gehabt», so der Berater.
Nachsaat oder doch nicht, das will gut überlegt sein
Jonathan Heyer empfiehlt, im Frühling keine hastigen Entscheidungen zu treffen. «Es ist sicher ratsam abzuwarten, bis die Kulturen ihr Wachstum wieder aufgenommen haben», sagt er. Erst dann könne man abschätzen, welche Schäden (besonders beim Raps) zum Vorschein kommen werden.
Hier rät der Berater im Frühling das Auszählen der Pflanzen. Dabei gelten folgende Richtwerte:
- Weizen: 100–130 gesunde Pflanzen pro m2,
- Gerste, Triticale, Roggen: 80–100 gesunde Pflanzen pro m2,
- Raps: Kommt auf den Wurzelhalsdurchmesser an: 8–10 mm = 7 bis 12 Pflanzen pro m2; 6–8 mm = 12 bis 20 Pflanzen/m2; 4–6 mm = 20 bis 30 Pflanzen pro m2.
Eine Neuansaat müsse aber immer auch gut überlegt sein, denn es fallen hohe Kosten durch Umbruch, Neusaat und eventuell den Verlust von Landschaftsqualitätsbeiträgen an.