Derzeit wird noch Mais gesät. Wo er bereits steht, rückt die Unkrautbekämpfung in den Fokus. Einen alternativen Ansatz zu mechanischen Verfahren, um den Herbizideinsatz zu reduzieren und gleichzeitig die Bodenfurchtbarkeit zu fördern, bietet «Planting Green» von Mais.
Die richtige Gründüngung
Unter Planting Green (auf Deutsch in etwa «ins Grüne pflanzen») versteht man laut Swiss No-Till (SNT) die Saat in eine noch lebende Gründüngung, die erst unmittelbar vor oder nach dem Säen der Kultur terminiert wird.
Das Ziel dieses Anbausystems ist ein maximaler Ressourcenschutz und reduzierter Hilfsstoffeinsatz bei Erhaltung der Flächenproduktivität. Entscheidend für den Erfolg von Planting Green ist die Wahl der Gründüngung vor dem Mais, die überwinternde Komponenten enthalten muss.
Die SNT nennt in ihrer Infobroschüre «Guide VI» zu Planting Green insbesondere Mischungen mit Grünschnittroggen oder Chinakohlrübsen sowie grobkörnige Leguminosen als mögliche Kandidaten, wobei Chinakohlrübsen nur für Fruchtfolgen ohne Kreuzblütler empfohlen werden kann. Die Versuche am letztjährigen Bioackerbautag in Aubonne VD zeigten, wie das in der Praxis aussehen kann.
Knicken statt schneiden
«Die Zwischenkultur muss top sein», hielt SNT-Mitglied Dominique Flury fest. Für Planting Green brauche es möglichst viel Biomasse der Gründüngung, die als Matte den Boden rund um den Mais bedecken und Unkraut unterdrücken kann. Obwohl ihm der Roggen bis zur Brust reichte, beurteilte Flury dessen Masse als nicht optimal – mehr wäre besser gewesen, der Roggen stand zu lückig. «Diese Biomasse ist unser ‹Herbizid› und soll möglichst lange auf der Bodenoberfläche bleiben», verdeutlichte der Fachmann. Die Stängel werden bei der Mais-Direktsaat bzw. einem anschliessenden, (unter Umständen mehrmaligen) Durchgang mit der Messerwalze geknickt und nicht geschnitten, was ein Wiederaustreiben und das Auslaufen von Pflanzensäften verhindert. Letzteres könne Fäulnis fördern, so der Fachmann. Mehr Biomasse, also dichte Bestände, vereinfachen das Knicken, allzu weicher Boden erschwert es.
Mais gilt besonders in seiner Jungendentwicklung als sensibel auf Konkurrenz durch Unkraut. In Aubonne gibt es durch die Anbaugeschichte des Standorts Probleme mit Raigras, das sich auch in den Versuchen zur Direktsaat zeigte, da auf dem gastgebenden Biobetrieb ohne Herbizide gearbeitet wird.
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Die heikelste Handlung
Es sei «relativ delikat», Mais als Gras in ein anderes, lebendes Gras zu säen, fuhr Dominique Flury fort. Schliesslich ist auch Getreide wie Grünschnittroggen letztlich nichts anderes als ein Gras. Daher rät er davon ab, erste Schritte der Konservierenden Landwirtschaft mit Planting-Green-Mais in Grünschnittroggen zu wagen. Die SNT bezeichnet die Saat an sich als die heikelste Handlung im Anbausystem Planting Green von Mais, weshalb die Saattechnik mit besonderer Sorgfalt an die schwierigen Bedingungen anzupassen sei.
Es wird von Sternräumern und flach eingestellten Waffelscheiben abgeraten (ausser bei wenig Biomasse der Gründüngung und trockenen Bedingungen). Stattdessen seien glatte Hohlscheiben und tief eingestellte Waffelscheiben geeigneter, die allerdings den Schardruck auf die Doppelscheiben reduzierten. Statt glatter oder stachelartiger Schliessrollen versprechen Rollen mit Noppen oder stumpfen Zähnen den Säschlitz unter dem Pflanzenmaterial besser zu schliessen. Eine Düngung zur Saat als Unterfuss sowie Pop-up-Starter verbessere die ansonsten eher erschwerten Startbedingungen für die Kultur. Zumal sich der Boden unter der gewalzten Gründüngung langsamer erwärmt als bei nacktem Boden nach flächiger Bodenbearbeitung.
Da bei Planting Green die Gründüngung erst zur Maissaat terminiert wird, statt wie üblich zwei Wochen vorher (mechanisch oder chemisch), kann sie deutlich mehr Biomasse bereitstellen – laut SNT biszu 8 t TS/ha im Frühling bis zur Maissaat. Dieser lebende Bestand kommt dem Boden zugute und reguliere den Wasserhaushalt. Das eher hohe C:N-Verhältnis des abgeknickten Pflanzenmaterials sorgt dafür, dass die Decke lange liegen bleibt – verlangt jedoch eine angepasste N-Düngung. Im Sommer schützt die Bodenbedeckung den Untergrund vor Austrocknung und Hitze, was auch dem Mais hilft.
«Bleibt die Gründüngung frei von Unkräutern, kommen auch im Maisbestand kaum Keimwellen auf», heisst es in der Infobroschüre. Mit Bandspritzungen zur Maissaat oder im frühen Nachauflauf mache man gute Erfahrungen. Unkräuter würden primär entlang der Saatreihen keimen. Es gebe einen Kompromiss zwischen Bodenerwärmung und dem Keimreiz der Unkräuter durch das Räumen der Saatreihen.
Vorsicht bei 200ern
Zum Thema Problemunkräutern gab Dominique Flury den Besuchern des Bioackerbautags noch einen Rat mit auf den Weg: «Vorsicht bei 200er- Futterbaumischungen.» Das italienische Raigras darin liefere «superschnell viel Futter», würde in einer konservierenden (insbesondere bio-) Ackerbau-Fruchtfolge aber zum potenziellen Problemunkraut.