Sechs Hektaren Land und zwei Hektaren Wald. Das ist die Betriebsgrundlage des Bänihus in Hellbühl. Mit der grossen Kelle anrühren lässt sich da nicht. Das war Franz Krummenacher schon klar, als er 2001 den Hof in vierter Generation übernahm: «Mit sechs Hektaren kann man nur auf Qualität und Nischenproduktion setzen.»
Weg von der Milch
Franz Krummenacher stellte den zuvor typischen Luzerner Betrieb mit Milchwirtschaft und Schweinen auf Mutterkuhhaltung um, entschied sich für die genügsamen und robusten Galloway. 2012 begann er zusätzlich Beeren anzubauen. Alles im Nebenerwerb, als gelernter Zimmermann arbeitete er zu rund 80 Prozent auswärts. Nachdem er sich vor sechs Jahren beruflich selbstständig gemacht hat, sind es zurzeit noch etwa 50 Prozent.
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Vor drei Jahren sind seine Partnerin Yvonne Thali und ihre Kinder dazugestossen. «Ich bin vor allem für Büroarbeiten und die Betreuung der Website zuständig. Franz hat den grünen Daumen und sprudelt vor Ideen», sagt die Primarlehrerin. Seither wird der Betrieb gezielt umstrukturiert. Rund um die beiden bildete sich zusammen mit Freunden ein zehnköpfiges Bänihus-Kernteam. «Wir treffen uns jeden Monat einmal. Letztes Jahr haben wir einen Fünfjahresplan mit Etappenzielen ausgearbeitet», erklärt Franz.
«Wir starteten mit 27 Kunden, jetzt sind es 130.»
Franz Krummenacher freut sich über den Erfolg der Beerenabos.
Die Beerenabos sind beliebt
Der Beerenanbau auf einer Hektare ist mittlerweile der Hauptbetriebszweig. Dazu trug nicht zuletzt eine Idee bei, die sich unerwartet rasch als Erfolg herausstellte: Im Frühling 2021 boten sie erstmals ein Beerenabo an mit wahlweise wöchentlicher oder 14-täglicher Lieferung. «Wir starteten mit 27 Kundinnen und Kunden. Jetzt sind wir bei 130. Wir haben festgestellt, dass die Abos als Geschenke sehr beliebt sind.» Die Beeren werden reif gepflückt und am gleichen Tag im ganzen Kanton Luzern und einzelnen angrenzenden Gebieten ausgeliefert. Das Sortiment besteht aus Brombeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren und Johannisbeeren, ergänzt durch Erdbeeren von einem Nachbarn.
Den Start mit den Abos hat es ihnen allerdings buchstäblich verhagelt. «An einem Samstag hatten wir die ersten acht Reihen Brombeeren gedeckt, den Rest wollten wir eine Woche später machen», erzählen sie. «Am Montag zog ein Hagelgewitter vorbei, übrig blieben nur die nackten Stauden. Die Ernte wurde zu 90 Prozent vernichtet. Bei den gedeckten Reihen hingegen konnten wir bis weit in den Oktober ernten.» Inzwischen sind alle Kulturen übertunnelt und zum Teil mit seitlichen Netzen geschützt. Die Investition von 150 000 Franken zahlt sich voll und ganz aus. «Wir haben schöne, gesunde Beeren und Ertragssicherheit. Es ist eine wahre Freude. Die Heidelbeeren sind frei von Insekten und von der Kirschessigfliege, obwohl die Hochstammbäume in unmittelbarer Nähe befallen sind. Sogar die im Vorjahr verhagelten Stöcke haben sich wieder gut erholt.» An Pflanzenschutzmitteln ist noch etwa ein Zehntel der früheren Menge notwendig.
Sieben Tonnen Beeren dieses Jahr
Unter diesen Bedingungen rechnet Franz mit einer jährlichen Beerenernte von sieben Tonnen. Die Absatzmöglichkeiten sind trotz der billigeren ausländischen Konkurrenz gut. Hauptabnehmer ist die Mundo AG in Rothenburg, an zweiter Stelle stehen bereits die Beerenabos. Weitere Kunden sind Manor, regionale Landi- sowie diverse kleinere Läden. Was übrig bleibt, wird verarbeitet, etwa zu Konfitüren oder Likören. «Bei sehr reifen Früchten ist das Schockgefrieren hervorragend geeignet», ergänzt Yvonne, «nach dem Auftauen schmecken sie wie frisch.» Auch mit der Wertschöpfung sind sie sehr zufrieden. Sie hängt stark davon ab, wie schnell und sauber die Pflückerinnen und Pflücker arbeiten. Während der Erntezeit von rund 100 Tagen sind täglich zehn Personen im Einsatz.
Die Vorteile der Tunnel sind auch hier offensichtlich: Das Ablesen gestaltet sich flexibler und wetterunabhängig, die Beeren können schön ausreifen.Vor vier Jahren begann Franz, Kräutersalzmischungen herzustellen, ebenfalls eine Erfolgsgeschichte. Mit Chili fing es an, heute gibt es sechs verschiedene Sorten. Zuerst waren es 20 Kilogramm, letztes Jahr bereits 400. Die Kräuter stammen aus eigenem Anbau. Manor und viele Landis führen die Mischungen im Angebot. Und sie sind natürlich auch im Bänihus-Onlineshop erhältlich, ebenso wie Fleischprodukte der Galloway-Rinder.
Die Selbstvermarktung von Fleisch wurde neu aufgegleist und wieder forciert, nachdem sie vorübergehend in den Hintergrund getreten war. Dies auch im Zusammenhang mit den Visions-Darlehen (siehe Kasten), deren Zins in Naturalien ausbezahlt wird: So steht eine breitere Auswahl für diesen Zweck zur Verfügung.
Im Dezember ist erstmals die Teilnahme an Weihnachtsmärkten vorgesehen. Als nächstes grösseres Projekt folgt ein Bewässerungsteich. Der Hof verfügt zwar über eigene Quellen und könnte die öffentliche Wasserversorgung beanspruchen, was bisher nicht nötig war. Mit dem Teich zusätzlich zum bestehenden Reservoir stärkt der Betrieb die Bewässerungsautonomie.
Es braucht die Präsenz des Betriebsleiters
Seit Kurzem ist das Bänihus zudem als Betrieb der Stiftung Landwirtschaft und Behinderte (LuB) zertifiziert. Franz und Yvonne wollen eine oder zwei Personen aufnehmen. Aufgrund der Wohnsituation können sie die Betreuung allerdings nur tagsüber anbieten. «Mein Ziel ist es, nur noch auf dem Hof tätig zu sein», betont Franz. «Ich habe so viele Ideen und Projekte im Hinterkopf, die kann ich nur verwirklichen, wenn ich ganz da bin.»