Je süsser die Kultur, desto bitterer die Aussichten. Für den biologischen Zuckerrübenbau wird es eng: Nach dem starken Blattlausbefall dieser Zuckerrübensaison fürchten Bio-Produzenten nun die Kürzung des Einzelkulturbeitrages von aktuell 2100 Franken pro Hektare auf 1800 Franken pro Hektare. Die anwesenden Bio-Zuckerrübenproduzenten waren sich einig, dass das Eintreffen dieses Szenarios für sie den Ausstieg aus der Produktion bedeuten würde. «Jetzt kommt es stark darauf an, was die Leute in Bern entscheiden», ertönten die Stimmen aus der Männerrunde. Der Flurgang vom Forschungsinstitut für biologische Landbau (FiBL) thematisierte die Königsdisziplin «Bio-Zuckerrüben». Die Teilnehmer sprachen unter anderem die Unkrautproblematik und den Schädlingsbefall der grünen Pfirsichblattlaus und der schwarzen Rübenblattlaus an.
Die Blattlauseier überleben milde Winter problemlos
Die Wetterbedingungen im Herbst sind für die Blattlausintensität im Frühjahr entscheidend. Da die Periode von Oktober bis Februar mild war und so die Blattlauseier lebend überwintern konnten, ist der diesjährige Befall sehr hoch, heisst es der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau (SFZ). Zudem führten die lang anhaltende Trockenheit und die warmen Bedingungen im April dazu, dass sich die Blattlauspopulation auf dem Winterwirt sehr gut entwickeln und aufbauen konnte. Die Jugendentwicklung der Rüben verlief hingegen nur zögerlich. Gerade im Bio wäre die schnelle Jugendentwicklung ausschlaggebend, bemerkt Hansjörg Weber von der SFZ. Auch die schnelle Reihenschliessung sei im Wettlauf gegen das Unkraut matchentscheidend.
Die Blattmasse nimmt ab
Der Blattapparat habe aber über die Jahre tendenziell abgenommen, da das Laub nicht mehr siliert und verfüttert wird, erklärte die SFZ auf Anfrage. Daher decken heute nicht mehr alle Sorten den Boden ab. Die Züchtung wendete sich vielmehr dem hohen Zuckergehalt und dem Gewicht zu. Nebst dem Unkraut- und Schädlingsdruck stand auch die Arbeitsintensität der Kultur im Fokus des Flurgangs. Diesbezüglich machte der Bio-Produzent Michel Arn aus Büetigen darauf aufmerksam, dass der Zuckerrübenbau wie der Gemüsebau als Spezialkultur und nicht als Ackerkultur abgegolten werden sollte. Mit der aufgewerteten Standardarbeitskraft (SAK) könnte so der Anreiz zur Produktion von Bio-Zuckerrüben geschaffen werden, schlug Arn vor.
«Wagt den Schritt hin zu Bio»
Der Lohnunternehmer Ueli Brauen aus Suberg war trotz den schwierigen Aussichten im Bio-Zuckerrübenbau überzeugt, dass mit der richtigen Technik ertragreiche Bioware produziert werden könne. Er rief dazu auf, den Schritt in Richtung Bio-Zuckerrüben zu wagen. In seiner Werkstatt stellte er dann der Gruppe unter anderem das Hackgerät von Carré vor. Bereits im Vierblattstadium hackte er die Bio-Zuckerrüben mit den Fingerhacken und machte auch mit hohen Tempi von 8km/h gute Erfahrungen damit.
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Spannender als jeder Fussmallmatch: ein Hackgerät mit Fingerhacken. (Bild BauernZeitung/Sera J. Hostettler)[IMG 13]