Abo Volle Paloxen, das wünscht man sich am Ende der Anbausaison. Wie sie 2024 verlaufen wird, steht noch in den Sternen. Zum Schutz vor Extremwetter kann man aber gewisse vorbeugende Massnahmen treffen. Die nächste Ernte im Blick Wie wird der Kartoffelbau fit für den nächsten Sommer der Extreme? Monday, 12. February 2024

Wie breit ist der Dyker Ihres Wissens bereits im Einsatz?

Patrice de Werra: Ohne Daten darüber zu haben, schätze ich, dass er nicht sehr verbreitet ist. Der Dyker ist eine effiziente Methode gegen Erosion, man sieht ihn hierzulande zu wenig im Einsatz. Er macht allerdings die mechanische Unkrautbekämpfung schwieriger, weil man die Dämme ein zweites Mal aufbauen oder fräsen muss.

Halten Sie Biostimulanzien und Pflanzenstärkungsmittel für vielversprechend, um Kartoffeln hitze- und trockenheitsresistenter zu machen?

[IMG 2]Wenn das Biostimulans oder Pflanzenstärkungsmittel tatsächlich den Pflanzen hilft, ein rasches Wurzelwachstum (um an tieferliegendes Wasser zu kommen) und eine rasche Bodenbedeckung zu erzielen (so ist der Damm im Schatten und trocknet weniger schnell aus), dann kann es helfen. Wenn es aber nur ein Verkaufsargument für ein Produkt ist, ohne wissenschaftlichen Beweis, sollte man vorsichtig sein und sich gut informieren. Aber gegen grosse Trockenperioden und Hitze wie im Jahr 2023 hilft kein Wundermittel – es braucht einfach Wasser.

Braucht jeder Betrieb (oder sogar jedes Kartoffelfeld) im Idealfall eine eigene Sonde für die Messung der Bodenfeuchtigkeit?

Ein Drittel der Schweizer Kartoffelfelder sind schon bewässert, ein Drittel noch nicht, aber es wäre theoretisch möglich, und das letzte Drittel, da wird es nicht möglich sein (zu weit weg von Gewässern). Es braucht nicht eine Sonde pro Feld. Ein paar in der Region helfen schon, wenn die Daten verfügbar sind (siehe Link am Ende des Textes). Ohne eine eigene Sonde hilft das Bauchgefühl immer noch, und nach langen Trockenphasen wie 2023 ist jedem klar, wie es dem Feld geht.

Haben klassische Beregner – im Gegensatz zur Tröpfchenbewässerung – den Vorteil eines Kühlungseffekts?

Der Kühlungseffekt von Beregnern wird oft überschätzt. Es ist sehr schwierig, mit der Bewässerung zu kühlen – wenn der Beregner nicht gerade läuft, sind die Stauden schnell wieder trocken und warm. Und ab 28 Grad ist das Wachstum der Pflanze gestoppt, die Photosynthese gebremst, die Glucoseherstellung nimmt auch ab, es wird weniger oder gar keine Stärke mehr in den Knollen eingelagert.

Wird Vorkeimen wichtiger, weil so die Kartoffeln schneller bereit sind (weil sie vielleicht im Sommer wegen hoher Temperaturen weniger wachsen können)?

Vorkeimen hilft vor allem im Frühling beim Setzen, damit die Pflanzen, sobald im Boden, rasch wachsen. Mit Vorkeimen machen die Knollen mehrere Stauden. Das hat folgende Vorteile: weniger Unkrautkonkurrenz, gleichmässige Pflanzen, höhere Knollenanzahl bei der Ernte, bessere Knollenbildung. Ob Vorkeimen im Februar bis März noch einen Einfluss im Hochsommer hat, bin ich nicht sicher. Bei Hitze werden die Pflanzen sowieso weniger wachsen.

Wären frühere Sorten im Vorteil, weil sie vor der Sommerhitze länger wachsen können?

Frühere Sorten sind für einen speziellen Marktbereich gedacht, die Frühkartoffeln. Mit diesen Sorten kann man nicht den ganzen Bedarf decken, weil sie oft sehr schlecht lagerfähig sind. Nur mit frühen Sorten hätten wir nur für zwei bis drei Monate Schweizer Kartoffeln.

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Gibt es Untersuchungen zum Anbau von Kartoffeln als Mulchsaat hinsichtlich Hitze und Trockenheit? Wo böten sich dafür Möglichkeiten?

Das gibt es und es kommt langsam immer mehr: Dämme im Herbst bauen, Mulch oder Gründüngung darauf verteilen, im Frühling eine Kartoffeln-Direktsaat im Damm. Wenn das Wurzelsystem vorhanden ist, hilft es gegen Bodenerosion und bringt eine höhere Bodenfeuchtigkeit, was einen positiven Einfluss auf den Ertrag hat. Das ergibt eine höhere Widerstandskraft gegen Trockenphasen und Hitze. Für dieses System braucht es die richtige Fruchtfolge, das Know-how und passende Geräte. Ähnlich gibt es Versuche mit Strohbedeckung zwischen Aussaat und Feldaufgang. Das sollte auch die Blattläuse verwirren, was einen positiven Einfluss auf die Pflanzkartoffel-Produktion hat.

Messnetz zur Bodenfeuchte: www.bewaesserungsnetz.ch