Die Nachfrage nach Hochstammobst ist gross, aber Schädlinge und aufwendige Ernte machen den Produzent(innen) das Leben schwer. Der traditionelle Hochstammanbau muss hinterfragt werden. Seit Jahrhunderten gehören Hochstamm-Obstgärten zur traditionellen Schweizer Kulturlandschaft und prägen das Landschaftsbild.
Spätfröste, Hitzesommer und neue Schädlinge
Doch die Idylle trügt, denn die Produzent(innen) werden vor viele Schwierigkeiten gestellt. Die Hochstamm-Obstproduktion benötigt viel Engagement und Arbeit. Weitere Herausforderungen sind Spätfröste und Hitzesommer. Und als wäre dies nicht schon genug, kommen auch noch neue Schädlinge dazu.
Die Hochstamm-Kirschenproduktion ist besonders gefordert. Der Befall mit der Kirschessigfliege hat letztes Jahr ganze Ernten zunichtegemacht. Während die Niederstammanlagen eingenetzt werden können, gibt es in der Hochstammproduktion noch keinen vergleichbaren Schutz. Versuche mit der Schlupfwespe (G1 Ganaspis cf. brasiliensis), einem Parasiten der Kirschessigfliege, zeigten eine gute Wirkung und machen Hoffnung. Die Bewilligung für den Freisetzungsversuch steht in der Schweiz aber noch aus. In Frankreich und Italien wurde die Schlupfwespe bereits letztes Jahr freigesetzt.
Kirschenproduzent(innen) sind frustriert
Die Kirschproduzent(innen) sind frustriert. Der traditionelle Streuobstanbau scheint nicht mehr möglich. Gleichzeitig aber besteht eine Nachfrage nach diesem hochwertigen Obst. Der Schutz der Biodiversität und des Klimas wird immer wichtiger. Zu beidem trägt der Hochstammanbau mit seinem artenreichen Lebensraum und seiner Sortenvielfalt bei.
Neben der Wasserspeicherfunktion fördern Hochstammbäume das Mikroklima und schützen den Boden vor Erosion, was sie in Kombination mit Ackerkulturen oder Weiden in sogenannten Agroforstsystemen interessant macht. Sie speichern CO2 aus der Atmosphäre und machen sich so für das Erreichen von Klimazielen interessant. Bereits haben sich erste Firmen bei Hochstamm Suisse gemeldet, um in Klimakompensationsprojekten die Pflanzung von Hochstammobstbäumen zu finanzieren. Daran interessierte Produzent(innen) können sich bei Hochstamm Suisse melden.
Es braucht schüttelbare Sorten
Wir sind überzeugt, dass der Hochstammanbau mit diesen Perspektiven eine Zukunft hat. Es braucht aber einen Wandel. Es braucht schüttelbare Sorten. Bäume müssen systematischer angepflanzt werden, so dass Ernte und Pflanzenschutz besser und effizienter werden. Dabei werden die Biodiversität und Aspekte des Klimaschutzes stärker berücksichtigt. Hier muss auch die Agrarpolitik ansetzen und die Förderung der Biodiversität noch stärker als heute unterstützen.
Wie meistern wir den Wandel im Hochstammanbau? Vor welchen Herausforderungen und Chancen stehen wir? Hochstamm Suisse möchte diese Themen an einer Tagung am 29. April 2023 in St. Pantaleon mit seinen Mitgliedern und allen Hochstamm-Interessierten diskutieren.