«Das war auch für uns eine Überraschung», gibt Jürg Hädrich, Geschäftsführer von Artha Samen, zu, während er durch die ordentlich angerichteten «Blumenbandeli» schlendert und hin und wieder botanische Namen von sich gibt.
[IMG 9]
12 Mischungen untersucht
Letzten Sommer hat der «Kassensturz» zwölf Wildblumen-Mischungen ausgewählt, angesät und ein Jahr später unter anderem auf die Zusammensetzung und den Wert für Insekten und Vögel untersucht. Am 15. Juni sind nun die Resultate im Rahmen der Sendung veröffentlicht worden. Die biologisch-dynamische Gärtnerei Artha Samen schloss dabei mit der Gesamtbestnote ab. «Die Mischung hat sich bewährt: Wir setzen wenig Gräser ein, da sie sich rasch ausbreiten und so die wertvollen Wildblumen verdrängen», erklärt Jürg Hädrich und ist auf dem Betriebsrundgang mittlerweile im Selbstbedienungsladen der Gärtnerei angelangt.
[IMG 10]
Fertig mit «Gschläckte Beetli»
Obwohl Artha Samen seine Produkte hauptsächlich im Privat- oder Kommunalbereich absetzt, stellt die Landwirtschaft keine unbedeutende Kundschaft dar. Über die Saatgutfirma Steffen AG handelt Artha Samen ihre Mischungen, die zu gewerblichen Zwecken verwendet werden. Die untersuchte Mischung sei gemäss der «Kassensturz»-Jury eine «typische artenreiche Fettwiese mit einzelnen Magerwiesenarten». Der Schwerpunkt der Gärtnerei liegt jedoch klar im hochpreisigen Segment. Mit der ansprechenden Gestaltung der Samenpakete und der biologisch-dynamischen Produktionsweise scheint Artha Samen den Nerv der Zeit getroffen zu haben. Für den Pflanzenschutz verwenden die Angestellten bio-dynamische Präparate und setzen auf vorbeugende Massnahmen zur Pflanzenstärkung, heisst es. «Zunehmend stellen sogar Städte auf bio-dynamisches Saatgut um», stellt Jürg Hädrich fest. «Man merkt, die Leute wenden sich vom 'gschläckten Blumenbeetli' ab und sind vermehrt an naturnahen Grünbereichen interessiert», merkt Hädrich und untersucht den Blütenstand des reifen Kerbels. «In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach unserem Saatgut jeweils um 20 % gestiegen».
[IMG 11]
Die biologisch-dynamische Gärtnerei Artha Samen haust seit dem Jahr 2006 auf dem Schwand und fokussiert sich auf die Betriebszweige
- Saatgutproduktion und -vermehrung,
- Verkauf von Samen, Setzlingen, Gemüse, Wildblumen und Kräutern vor Ort und online.
Auf dem Betrieb laufen auch Projekte, die der Bund mitfinanziert. Diese NAP-PGREL-Projekte erfolgen im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft. Zudem werden bei sogenannten Sichtungen erhaltenswerte Sorten angebaut, nach internationalen Richtlinien beschrieben, mit anderen Sorten verglichen und entsprechende Empfehlungen abgegeben.
Permakulturgarten beliefert
«Auch mit der Fachhochschule arbeiten wir zusammen», betont Jürg Hädrich. Noch ist dem Permakulturgarten hinter dem HAFL-Campus zwar kein prominenter Platz vergönnt. Die Pflanzen stammen aber von Artha Samen, erklärt Hädrich und beendet den Betriebsrundgang da, wo er angefangen hat und wo alles beginnt, nämlich im kühlen Verpackungsraum, mit einem Saatkorn.
Die «Kassensturz»-Testkriterien
Im Juni 2020 säte das Team in der Anlage des botanischen Gartens Bern zwölf zu untersuchende Wildblumen-Mischungen in je zwölf Töpfen. Ein Jahr später traf sich die «Kassensturz»-Jury zur Untersuchung folgender Kriterien:
- Stimmt die angegebene Saatmenge pro Fläche?
- Ist drin, was drauf steht?
- Artenvielfalt/Ausgewogenheit der Mischung?
- Taugt die Mischung für Schweizer Gärten imMittelland?
- Was ist der Wert fürInsekten und Vögel?
- Stammt das Saatgutaus der Schweiz?
- Handelt es sich um Schweizer Ökotypen?
- Vorkommen von problematischen Arten, Neophyten?