«Wenn sich die Brennnessel nicht so gut schützen würde, hätten wir sie ausgerottet, da sie so viel kann.» Der Naturheilpraktiker und Biologe Kevin Nobs kommt regelrecht ins Schwärmen. Bei einem Spaziergang der Emme bei Burgdorf entlang, organisiert vom Landfrauenverein Hindelbank, hat er vergangenen Samstag sein Wissen über Wildkräuter an ein gutes Dutzend Teilnehmerinnen weitergegeben. Die Brennnessel sei eigentlich eine liebe Pflanze. Und müsste Kevin Nobs eine Lieblingspflanze benennen, wäre sie das ganz klar. Der medizinische Aspekt ist weitherum bekannt. Sie sei aber auch eine tolle Delikatesse. Etwa roh im Salat oder gegart wie Spinat, als Quiche, in einem Strudel oder sogar frittiert.

[IMG 4]Einige mutige Frauen haben es gewagt: Brennnessel vorsichtig unten anfassen und falten, damit die Brennhaare zerstört werden und dann essen.

Brennnessel hilft, wenn der Proviant ausgeht

Die Pflanze enthält sehr viele Nährstoffe und Spurenelemente. Wenn da nur nicht das lästige Brennen wäre. Schuld sind die Brennhaare, betont Kevin Nobs. Sind die erstmal gebrochen, passiert uns nichts und die Nessel ist eben auch roh geniessbar. Die Zerstörung kann entweder mechanisch, etwa durch drüberfahren mit dem Nudelholz oder aber durch Hitze erfolgen. Werden Brennnesseln vorsichtig von unten her angefasst, passiert nichts. Mit seiner Überzeugungskraft lassen sich ein paar mutige Frauen gar dazu verleiten, vor Ort ein Blatt vorsichtig zu falten und danach zu essen. Mit dem Verzehr von Nesseln hat sich der Naturheilarzt schon mal zwei Tage auf einer Wanderung in abgelegener Gegend ernährt, nachdem der Proviant ausgegangen ist.

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Jäten und bitte essen, statt wegwerfen, lautet die Devise

 

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Dass Wildkräuter seine ganze Leidenschaft und das Wissen gross ist, wird rasch deutlich. Die eingeplante Zeit verstreicht so schnell, dass nur knapp eine Handvoll Pflanzen betrachtet werden kann. Darunter der Spitzwegerich, der als Hustenmittel oder bei Insektenstichen Linderung verschafft. Oder der Baumtropfen, auch Giersch oder Geissfuss genannt. «Wenn ihr den schon im Garten jätet, dann esst ihn und werft ihn nicht auf den Kompost», wünscht sich Kevin Nobs.