«Ich bin 1 Meter 90 gross und normalerweise sehe ich über ein Rapsfeld. Hier brauche ich aber noch mindestens 30 Zentimeter» sagt Markus Richner, Berater bei Landor, während er vor dem Raps-Versuchsfeld steht.
Vergangene Woche lud die Landi Agro zu einer Versuchsbesichtigung auf den Betrieb von Christoph Kern-Landert nach Hochfelden ZH ein. Schwerpunkte des Flurgangs: die beiden Kulturen Raps und Zuckerrüben.
Eine grüne Wand aus Raps
Am Abend der Versuchsbesichtigung stehen die Besucher vor einem Rapsbestand mit dicken Pflanzenstängeln und dicht verzweigten, hochgewachsenen Pflanzen. Markus Richner und Remo Dähler, Pflanzenbauberater Agroline, stellen die Pflanzenschutz- und Düngerstrategie vor.
214 kg Stickstoff, 26 kg Phosphor, 29 kg Kalium, 3 kg Magnesium und 104 kg Schwefel pro Hektare – soviel bekam der Raps laut Kulturblatt. Die Düngung erfolgte in vier Gaben, eine erste Gabe (Gärgut flüssig) gab es vor der Saat, zwei Gaben (Bor-Ammon und Ammonsulfat) bei Vegetationsbeginn im Februar und die letzte Düngergabe (Harnstoff) bekam der Raps Ende März. Zusätzlich gab es noch Blattdünger für die Pflanzen, zweimal wurde Borstar und einmal Photrel Pro ausgebracht.
Mit zwei Blattanalysen wurde die Pflanzenversorgung bei den Makro- und Mikronährstoffen untersucht. Das Resultat: eine genügende Versorgung der Rapspflanzen zwischen C (Optimum) und E (ausreichend).
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Rechnen mit Erträgen über 50 kg
Auch beim Pflanzenschutz wurde der Raps rundherum versorgt. Gegen Unkräuter gab es am 29. August zur Rapssaat, und am 11. Oktober je einen Herbizidmix gegen Stängelrüssler (am 21. März) sowie Rapsglanzkäfer (4. April und 11. April) folgten Insektizide – bei der letzten Insektizidgabe wurde auch ein Fungizid gegen Sclerotinia (Weissstängligkeit) beigemischt.
Der Rapsbestand profitierte augenscheinlich von dieser Behandlung. «Wir rechnen mit Erträgen von deutlich über 50 kg», sagt Alex Grob, Aussendienstberater der Ufa Samen, der die Streifenversuche vorstellt. Auch die Versuche mit Untersaatmischungen seien heuer gut gelungen, «die Mischungen froren alle sauber ab.»
In Sortenversuchen stehen neun klassische (Zidane, Maverick, DK Exlibris, RGT Blackmoon, Tenzing, LG Angelico, Picasso, SY Matteo) und zwei HOLL-Rapssorten, also Rapssorten, die eine spezielle Ölzusammensetzung aufweisen, und sich dadurch für die heisse Küche (frittieren) eignen, auf dem Feld. Gerade bei der RGT Blackmoon sieht Alex Grob ein grosses Potenzial. Aufgrund der positiven Resultate, die sie liefere, rechne er mit einer baldigen Aufnahme in die Sortenliste. Wenig zufrieden ist er hingegen mit der Sorte DK Exlibris: Sie habe in den letzten Versuchsjahren unterdurchschnittliche Erträge eingebracht. Für Grob ist ihr Wegfall aus der Sortenliste eine Frage der Zeit.
«Motiviere einen Rübenpflanzer»
«Motiviere einen Freund zum Zuckerrübenanbau und lass dich dafür belohnen!» Unter diesem Motto wirbt Marcel Bucher, Aussendienstmitarbeiter der Schweizer Zucker AG, um neue Anbauflächen für Zuckerrüben. Wegen der tieferen Produktion in den Vorjahren fiel der Selbstversorgungsgrad 2024 auf unter 50 %. Ursache dafür sei neben der schlechten Witterung auch die zunehmende Verbreitung der Glasflügelzikade und der von ihr übertragenen SBR-Krankheit (Syndrome des basses richesses).
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«58 % der in der Schweiz angemeldeten Rüben sind Extensorüben, die im Durchschnitt 2,5 Tonnen pro Hektare weniger Zucker geben. 80 % der Extensorübenflächen liegen in der Westschweiz», diese Region sei auch stärker von der SBR-Krankheit betroffen, sagt Luzi Schneider von der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau.
Laut Schneider fehlen den Produzenten effektive Mittel gegen den Schädling. Mittels eines Monitoringnetzes an 70 Standorten, Anbauempfehlungen sowie mittels SBR-toleranten Sorten bekämpft die Fachstelle eine Ausbreitung der Krankheit.
Vermehrt ausländischer Zucker
Die tiefe Produktion hat Folgen für die «Swissness»-Bestimmungen.
Abnehmer können ihre Produkte nun ab 40 % Schweizer Zucker (statt bisher 80 %) mit dem Schweizer Kreuz bewerben. Laut Marcel Bucher machen sie davon rege Gebrauch und importieren entsprechend mehr ausländischen Zucker. Das langfristige Ziel der Schweizer Zucker AG sei, den Selbstversorgungsgrad wieder über 50 % zu heben. Dafür braucht es mehr Pflanzer und mehr Fläche.
Neben guten Abnahmepreisen setzt man deshalb auf die Aktion «Bring a friend» (Bring einen Freund). Pro Hektare neu gewonnener Anbaufläche zahlt die Schweizer Zucker AG 100 Franken, für reaktivierte Flächen 50 Franken aus.