Nicht jedes Frühjahr ist gleich, und so kann sich der Zeitpunkt der Hofdüngerausbringung je nach Temperatur und Bodenfeuchte um mehrere Tage bis Wochen verschieben. Die ersten sonnigen und warmen Tage sorgen dafür, dass Insekten – Schädlinge wie Nützlinge – bereits Mitte Februar oder erst Anfang März ausfliegen und Aufmerksamkeit erfordern. Traditionell sind es der Raps und dessen Schädlinge, die im Frühjahr als Erstes aus dem Winterschlaf erwachen.
Langsame Mineralisierung
Ab einer Bodentemperatur von 4 °C beginnt der Raps zu wachsen. Die Pflanze bildet dabei neue weisse Wurzelspitzen im Boden. Ab Vegetationsbeginn bis Ende Blüte nimmt der Raps rund 70 % des benötigten Stickstoffs auf. Zu dieser Zeit läuft die Mineralisierung im Boden aber noch sehr zögerlich ab. Bei einer Bodentemperatur von 5 °C dauert die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat, die Stickstoffform, welche von den Pflanzen hauptsächlich über die Wurzeln aufgenommen werden kann, rund sechs Wochen.
Allfällige Hofdüngergaben im Februar können demnach nur zu einem geringen Teil die Versorgung der Pflanzen zum Vegetationsstart abdecken. Es empfiehlt sich deshalb die Ergänzung mit schnell verfügbaren Mineraldüngern wie Ammonium- und Nitratstickstoff.
Bor und Schwefel beachten
Weitere wichtige Elemente im Rapsanbau sind Bor und Schwefel. Bor gelangt mit Hofdüngern oder gezielt als Zusatz in Mineral- oder Blattdünger auf die Parzelle. Ein anhaltender Mangel im Frühjahr kann bis zum Absterben der Blütenknospen führen. Für Betriebe ohne Hofdünger und Parzellen mit hohem pH-Wert besteht ein höheres Risiko für Bormangel. Der Bedarf liegt bei rund 300 g/ha.
Schwefel ist in seinem Verhalten ähnlich wie Stickstoff. Er kommt zu grossen Teilen in organischer Form im Boden vor. Für die Aufnahme in die Pflanze muss er zuerst mineralisiert werden. Gleich wie Stickstoff kann mineralisierter Schwefel ausgewaschen werden. Dies dürfte in diesem Winter sicherlich vorgekommen sein. Der Bedarf liegt pro Hektare bei rund 60 bis 80 kg. Eine Unterversorgung von Schwefel behindert die Aufnahme von Stickstoff und gilt es deshalb zu verhindern. Bei einer mineralischen Düngung sollten deshalb klassische Rapsdünger wie Bor-Ammonsalpeter (mit 14 % S) oder Ammonsulfat (ohne Bor) eingesetzt werden. Die Startmenge orientiert sich an der Pflanzenvitalität. Kleine Pflanzen mit geringer Reserve oder Bestände mit hohem Blattverlust im Winter werden mit ca. 60 % der Stickstoffnorm (150 kg N/ha) gedüngt. Die restlichen 40 % werden zwei bis drei Wochen später gestreut, wenn der Raps mit dem Längenwachstum beginnt. Für Bestände, die den Winter gut überstanden haben, reichen 40 % der Norm als Startdüngung. Eine zu hohe N-Versorgung bei gut entwickelten Pflanzen zu Vegetationsbeginn sorgt für übermässiges Blattwachstum und geringere Knospenbildung an den Seitentrieben.
Schädlinge richtig erkennen
Einfach zu finden sind nach dem Winter die braunen Bohrlöcher und Frassgänge der Rapserdflohlarven. Mit einer Kontrolle im Februar kann die Zunahme der Larven durch den Winter oder der Bekämpfungserfolg der Insektizidbehandlung überprüft werden. Die Larven befinden sich immer noch in den Blattstielen. Zum Einsetzen des Längenwachstums wandern sie Richtung Haupttrieb.
Larven in den grossen Blattstielen der älteren Blätter richten weitaus weniger Schaden an als jene, die sich bereits jetzt in den kleineren, jüngeren Blattstielen befinden. Diese Blätter sollten ab Vegetationsbeginn ungehindert wachsen können. Larvenfrass verzögert das Wachstum je nach Befallsstärke massiv und somit die Bildung von Assimilationsfläche für die Fotosynthese. Gegen die Erdflohlarven kann jetzt nichts mehr unternommen werden. Die nicht systemischen Pyrethroide erfassen die Larven im Pflanzeninnern nicht mehr. Sobald die Bodentemperaturen 5 bis 7 °C erreicht haben, erwachen auch die ersten Rapsschädlinge. Bei sonnigem Wetter und Lufttemperaturen von über 10 °C fliegen sowohl der grosse Rapsstängelrüssler als auch der gefleckte Kohltriebrüssler in die Parzellen ein.
Stängel- oder Kohltriebrüssler?
Die beiden Rüsselkäferarten unterscheiden sich im Lebenszyklus nicht stark voneinander. Ein Unterschied ist das Winterquartier: Der Rapsstängelrüssler überwintert im Boden der letztjährigen Rapsparzellen, während der gefleckte Kohltriebrüssler an Waldrändern oder in Hecken den Winter überdauert. Durch die Lage der aktuellen Parzelle kann abgeschätzt werden, von welcher Seite der Haupteinflug erwartet werden kann und mit welchem Rüsselkäfer vermehrt zu rechnen ist.[IMG 2]
Mittels Gelbfalle kann der Zuflug beider Käferarten überwacht werden. In der Falle lassen sich die beiden Rüsselkäfer vor allem durch ihre Körperform und -grösse unterscheiden. Der grosse Rapsstängelrüssler besitzt eine etwas rundlichere Körperform und ist allgemein grösser. Füllen Sie Seifenwasser mit Salz in die Gelbfalle, damit die Oberflächenspannung gebrochen und der Gefrierpunkt herabgesetzt werden kann. Da das Hauptaugenmerk auf den Zuflug des Stängelrüsslers gelegt werden sollte, wird die Falle auf jener Seite platziert, die am nächsten zur letztjährigen Rapsparzelle liegt.
Sonderbewilligung erforderlich
Ein weiterer Unterschied der beiden Käfer zeigt sich im Schadpotenzial. Während der Rapsstängelrüssler seine Eier in den Haupttrieb ablegt, platziert der Kohltriebrüssler seine Eier in die Blattstängel. Das Abknicken der Stängel und der S-förmige Wuchs werden also vom Rapsstängelrüssler verursacht. Nur bei starkem Kohltriebrüssler-Befall können auch die Haupttriebe abknicken. Ansonsten sind dessen Schäden überschaubar und eher sekundären Infektionen von Pilzkrankheiten zuzuordnen. Je nach Rüsslerart, die auftritt, kann es sein, dass trotz zahlreicher Käfer in den Fallen nur geringe Schäden zu erwarten sind. Eine ausreichende und zeitige Nährstoffversorgung im Frühjahr hilft der Pflanze, sich zügig zu entwickeln und somit Schäden zu vermeiden, da diese bei weiter entwickelten Pflanzen kleiner ausfallen.
Für eine Behandlung des Rapsstängelrüsslers muss die Bekämpfungsschwelle überschritten sein. Dies ist der Fall, sobald bei Pflanzen mit 0 bis 5 cm Stängelhöhe Einstiche sichtbar sind. Ab einer Stängelhöhe von 5 bis 20 cm müssen 40 bis 60 % der Pflanzen Einstiche aufweisen. Vor der Behandlung muss in jedem Fall eine Sonderbewilligung eingeholt werden. Für den gefleckten Kohltriebrüssler gibt es in der Schweiz beim Raps weder bewilligte Pflanzenschutzmittel noch eine offizielle Bekämpfungsschwelle.
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